Gunter Werks aus im südlichen Großraum von Los Angeles gelegenen Huntington Beach hat sich auf Restomods spezialisiert – und zwar genauer auf den Porsche 993, also das letzte Modell der Zuffenhausener, das mit einem luftgekühlten Motor ausgerüstet ist. Auf dem wachsenden Markt für anspruchsvolle Porsche-Restomods misst sich Gunther Werks mit etablierten Wettbewerbern wie Singer. In Deutschland bauen beispielsweise Lightspeed und Mletzko klassische Porsche zu hochmodernen Sportwagen um. Singer, Mletzko und Lightspeed haben sich allerdings auf den 933-Vorgänger 964 spezialisiert.
Karbon senkt Gewicht enorm
Vom von 1993 bis 1998 gebauten Porsche 911 der Generation 993 gab es nie eine GT3-Version. Das möchte Gunther Werks mit seinem 400R-Restomod ändern. Bis auf die Türen besteht die gesamte Karosserie aus Kohlefaser, wobei die meisten Teile ein neues Design bekommen haben. So soll der Vorderwagen an moderne GT2-Modelle erinnern – dementsprechend ist er zirka 15 Zentimeter breiter als beim Original. Das Heck haben die Designer dem Hinterteil des legendären Porsche 911 Carrera RS 2.7 nachempfunden und die Form des Heckstoßfängers ist an die Stoßfänger-Form des 997 GT3 angelehnt. Dank des großzügigen Einsatzes von Karbon beträgt das Gewicht des 400R nur 1.214 Kilogramm. Das Original wiegt 1.400 bis 1.500 Kilogramm.
Die eigenständigen LED-Frontscheinwerfer sind in eine Karbonschale gebettet, das Scheinwerferglas besteht aus einem Kunststoff, wie er auch für Flugzeugscheinwerfer zum Einsatz kommt. Am Heck gibt es ein zeitgemäßes durchgehendes LED-Leuchtband.
Innen alles handgemacht
Das Interieur des 400R ist komplett neu und handgefertigt. Die Türschwellen, die Türinnenverkleidung, der obere Teil des Armaturenbretts und der Mitteltunnel bestehen komplett aus Karbon. Aus dem Mitteltunnel ragt der neue Aluminium-Ganghebel, der laut Gunther Werks etwas höher angeordnet ist, um das Schalten zu erleichtern. Auch die teilweise mit Stoff und Leder bezogenen Karbon-Sitzschalen sind eine eigene Anfertigung von Gunther Werks. Die Notsitze im Fond bestehen aus blankem Karbon, zwischen ihnen ist ein Feuerlöscher befestigt.
Bis zu 435 PS
Den Hubraum des luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotors haben die Ingenieure von 3,6 auf 4,0 Liter erhöht. Die neue Motorsteuerung erlaubt das Abrufen einer höheren Leistung per Knopfdruck: Im Normalzustand stehen 420 PS zur Verfügung, in der Sport-Einstellung generiert das Triebwerk 435 PS. Beim Leistungsgewicht möchten die Amerikaner damit besser sein als ein aktueller 911 GT2 (Baureihe 991). Das maximale Drehmoment steigt auf 423 Newtonmeter. Um die Charakteristik des aufgefrischten Aggregats auch mithilfe der Instrumente abzubilden, hat Gunther Werks den Skalenbereich des Drehzahlmessers von 7.200 auf 7.800/min erhöht.
Für eine Top-Performance verpasst Gunther Werks dem 993 ein komplett neues JRZ-Fahrwerk mit externen Dämpfer-Reservoirs. Die Vorderachs-Reservoirs sind vorn im Karbon-Kofferraum untergebracht, die hinteren finden rechts und links im Motorraum Platz. Den Kontakt zur Straße stellen 18-Zoll-Räder her.
Rundenrekord auf Laguna Seca Raceway
Den 400R hat Gunther Werks auf dem südlich von San Francisco gelegenen Laguna Seca Raceway abgestimmt. In der legendären Corkscrew-Kurve soll der Porsche eine Querbeschleunigung von 3g erreichen. Außerdem hat der 400R laut Hersteller dort mit einer Rundenzeit von 1:32:10 Minuten den Rekord für Autos mit luftgekühlten Motoren gebrochen.
Jede Farbe mit eigenem Modellnamen
Gunther Werks baut vom 400R nur 25 Exemplare – der Bau eines einzelnen dauert, je nach Kundenspezifikation, sechs bis neun Monate. Je nach Lackfarbe bekommt jedes Modell einen eigenen Zusatznamen – das hier gezeigte hellblaue Modell heißt Mexico Commission. Die Preise beginnen bei 525.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 449.347 Euro).
Fazit
Die letzten Porsche-911-Versionen mit luftgekühlten Motoren üben eine ungemeine Faszination aus – diese Faszination ist so groß, dass Veredler wie Gunther Werks einen immensen Aufwand betreiben, um den Autos ein zeitgemäßes Outfit sowie eine zeitgemäße Performance zu verpassen.
Der 400R braucht sich mit seinem Kohlefaser-Leichtbau, seinem handgefertigten Interieur und seinem nach wie vor luftgekühlten aber zu einer neuen Hochleistung aufgebohrten Motor nicht vor anderen Porsche-911-Restomods nicht verstecken – in Sachen Performance dürfte er, zumindest einigen, überlegen sein. Das hat, wie bei allen hochwertigen 911-Restomods, seinen Preis: Umgerechnet mindestens fast eine halbe Millionen Euro muss dem Kunden die exklusive Verschmelzung von klassischer und hochmoderner Technik wert sein.