Eigentlich dauert es noch ein halbes Jahr bis zum zehnten Geburtstag, doch Genesis, die Nobelmarke des Hyundai-Konzerns, schenkt sich und uns schon jetzt zwei Luxus-Zweitürer. Wenn auch vorerst nur als Konzeptstudien. Ein Coupé und ein Cabrio, beide auf der Genesis-Top-Limousine G90 (siehe Video nach dem zweiten Absatz) basierend. Doch so elegant, wie sie dastehen, sind sie vom 5,28 Meter (als LWB sogar 5,47 Meter) langen Luxusliner so weit entfernt wie die LED-Scheinwerfer neben dem charakteristischen Crest-Kühlergrill hell funkeln. Dabei bedienen sich die beiden Viersitzer komplett des G90-Unterbaus, inklusive des enormen Radstands.
Vermutlich mit 415 PS-V6-Benziner
Und grundsätzlich auch des Antriebs: Momentan wäre damit der bekannte 3,5 Liter großer Sechszylinder mit Biturbo und elektrischem Lader gesetzt. Der kultivierte Antrieb leistet 415 PS, die per Achtgang-Automatik und Allradantrieb an die Räder geschickt werden, die übrigens alle vier lenkbar sind. Bis zu einem möglichen Serienstart würde Genesis den Motor allerdings weiterentwickeln, ohne dabei jedoch nach überbordender Leistung zu streben. Bei den zwei X-Modellen ginge es eher um Eleganz denn maximaler Power.
So gelingt es dem Design-Team um Chef Luc Donckerwolke, großartige Proportionen samt einer Balance aus Luxus und Sportlichkeit hinzubekommen. Das beginnt bei Details wie dem dreidimensionalen Gitter des feinmaschigen Grills, erstreckt sich über die mächtigen 22-Zoll-Räder und die dynamisch stark geneigte Frontscheibe, fließt über die gerade Seitenlinie ohne sichtbare B-Säule (die entsprechenden Verstärkungen sind 30 Zentimeter nach hinten versetzt, was längere Türen ermöglicht) und endet am kantigen Heck mit sichtbaren Auspuffendrohren.
Cabrio vermutlich mit Stoffverdeck
Beim Dach des Cabrios wird es wohl Richtung Stoffverdeck gehen; ein reines Hardtop wäre zu sperrig. Denkbar ist ein Hybrid aus einem weichen und einem festen Part unter Stoff. Das würde passen zu Donckerwolkes Prämisse, einen durchweg kräftigen Stand ohne Gimmicks zu liefern.
Im Innenraum zeigt die Oberklasse-Marke des Hyundai-Konzerns dann, wie souverän sie Qualität und Anmutung beherrscht. Die bekannten Bedienelemente (analog und digital) stecken in einer Umgebung aus feinem Glatt- oder Rauleder sowie modellspezifischen Oberflächen, beim X Coupé unter anderem mit mikroperforiertem Olivenholz. Apropos: Das griffige, herrlich duftende Leder wird mit Wasser aus italienischer Olivenölproduktion gegerbt.
Keine Showcars fürs Showbusiness
Und warum hat Genesis die beiden Konzepte überhaupt gemacht? Der Designchef betont, dass es wichtig sei, Abwechslung ins Modellprogramm zu bringen. "Wir machen keine Showcars fürs Showbusiness. Sie sollen ins Portfolio passen und eine gute Chance auf die Serienproduktion haben", sagt Donckerwolke. "Zudem sollen alle unsere Autos Eleganz und Sportlichkeit ausstrahlen sowie über die gesamte Palette eine Varianz bieten. Unsere Designer sollen außerdem fit bleiben, stets die passenden Proportionen und die idealen Zutaten zusammenzubringen." Design sei das Zusammenspiel von so wenig Teilen wie möglich, aber so perfekt wie möglich.
Genau das strahlen das X Coupé und das ebenso viersitzige X Gran Cabrio aus. Passend zu Donckerwolkes Anspruch, der seinen Fokus auf Purismus und das feine Orchestrieren der Details legt. Ohne dabei die notwendigen Gegensätze außer Acht zu lassen, die erst die nötige Dynamik erzeugen. Ansonsten wäre Design schließlich langweilig, unterstreicht der 59-jährige Belgier.
Bildschirme? Kein Thema, wenn sie nicht dominieren
Angesprochen auf die Bildschirme im Cockpit, die den Luxuseindruck stören könnten, verweist er auf die richtige Dosis. Einfach Hände ans Lenkrad, Augen auf die Straße – und wenn die Bildschirme dabei helfen, sei alles gut. Man könne sich der Nutzung von Bildschirmen nicht entziehen, zumal die Leute im sonstigen Leben ja auch ständig Touchscreens nutzen. Die beiden Konzeptstudien zeigen tatsächlich, wie gut sich Bedienelemente inzwischen über die gesamte Modellpalette (Limousine, Coupé, SUV) skalieren lassen können, ohne in einem spezifischen Modell deplatziert zu erscheinen.
Was bleibt: Die Hoffnung, dass Genesis tatsächlich mutig in die Nische startet und das Coupé und das Cabrio in Serie bringt. Was zu wünschen wäre, schließlich ist das Segment in den letzten Jahren schmerzhaft geschrumpft. Seit der Einstellung der beiden S-Klasse-Zweitürer bleibt eigentlich lediglich Bentley übrig.