Ford hat auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover den neuen Ranger PHEV vorgestellt. Damit will der Hersteller den meistverkauften Pick-up Europas zukunftssicherer machen und eine Alternative zum Dieselmotor bieten. Der Plug-in-Hybrid-Pick-up wird bei Drehmoment und Leistung den Bestwert im Ranger-Angebot liefern.
Den in einer früheren Meldung angekündigten Auslieferungsstart zum Jahresanfang 2025 wird Ford jedoch nicht schaffen; bei der Premiere auf der Nutzfahrzeug-IAA wird der Marktstart für den Sommer 2025 angekündigt. Gebaut wird der PHEV wie seine Diesel-Kollegen im südafrikanischen Werk Silverton.
Turbo-Benziner als Hauptantrieb
Die Antriebsarbeit teilen sich ein 2,3-Liter-Benzinmotor (Ecoboost Turbo) mit vier Zylindern und eine E-Maschine mit 75 kW Maximalleistung, kombiniert mit einem Zehngang-Automatikgetriebe. Die Systemleistung gibt Ford mit 205 kW/279 PS an, das liegt deutlich über dem bislang stärksten Ranger-Antrieb, dem Dreiliter-V6-Diesel (240 PS). Das System-Drehmoment von maximal 690 Newtonmeter hebt den Plug-in-Hybrid-Ranger ebenfalls an die Spitze der Baureihe. Der E-Motor ist zwischen Kurbelwelle und Getriebe integriert. Dadurch kann der reguläre mechanische Allradantrieb der Verbrenner-Versionen weiter verwendet werden. Der Ranger PHEV kommt serienmäßig als 4x4.

Bis zu 50 Kilometer rein elektrische Reichweite soll der Ranger PHEV erreichen.
So fährt der Ranger PHEV
Unsere erste Testfahrt findet auf Island statt: Durch kleine Orte, auf Landstraßen und über Offroad-Pfade, die du auf der Vulkaninsel ganz legal befahren darfst.
Mit gesperrtem Hinterachsdifferenzial und 697 System-Nm zerrt der Allradler sich Steigungen selbst dann ziemlich ansatzlos hoch, wenn du aus der Frontscheibe überwiegend Himmel siehst. Durch Wasser planscht der Leiterrahmen-Pick-up locker und überrollt Hindernisse mit Yoga-Achsverschränkungen. Das vielseitige Arbeitstier unterhält prächtig, was man mit der verbauten Offroad-Hardware aber auch erwartet. Außergewöhnlicher wird‘s auf welligen Schotterpisten: Hier kannst du mit 50 km/h brettern, trotzdem fahrwerkt der 2,6-Tonner fast schon entspannt und verkneift sich dabei jegliches Verkleidungsknarzen – dieser Ranger wurde im südafrikanischen Silverton überaus sorgfältig zusammengeschraubt.
Für Pick-up guter Komfort
Der Alltagskomfort passt ebenso, jedenfalls beim Tempolimit von 90 km/h: Dabei rauschen die wuchtigen All-Terrain-Reifen (General Grabber A/T Sport-W) nicht übermäßig und die Windgeräusche sind noch recht harmlos. Nur unter hoher Last hörst du den Vierzylinder deutlicher, begleitet von höchstens ausreichend zügiger Beschleunigung. Typischerweise tönt der 2,3-Liter-EcoBoost aber hintergründig – oder auch gar nicht, denn im Hybridprogramm fährt der PHEV häufig elektrisch.

Großer Touchscreen, doch für die Klimasteuerung gibt es echte Drehschalter und Tasten.
Die rein elektrische Reichweite beziffert Ford mit 42 Kilometern, die nutzbare Akkukapazität beträgt nur 11,9 kWh und ein Ladevorgang dauert mit 3,6 kW knapp vier Stunden. Immerhin genügt der Vortrieb des E-Modus innerorts und der Verbrenner springt darin nicht ungefragt an. Beim Bremsen ist die Überblendung von der Rekuperation zur mechanischen Bremse subtil und die Dosierung der Verzögerung klappt intuitiv.
Fast gleiche Nutzlast
Den eher kleinen Akku und den leistungsarmen On-board-Charger erklärt Ford Pro mit Kostengründen und dem Nutzungsverhalten ihrer Kunden. Besonders betonen sie den kaum eingeschränkten Nutzwert. Der PHEV fasst 70 Liter Benzin, darf in der Wildtrak-Variante 940 kg buckeln und 3,5 Tonnen anhängen; ein Diesel-Wildtrak erhöht lediglich um 10 l und 24 kg. Ein Plug-in-Nachteil: Der Boden der Ladefläche sitzt 31 mm höher, weil darunter der 300 kg schwere Hochvoltakku sitzt.
Der dient alternativ als Ersatz für spritbetriebene Stromgeneratoren, so können Werkzeuge oder Campingausrüstung damit betrieben werden. In der Kabine und an der Ladefläche sind Steckdosen verbaut, die ausstattungsabhängig jeweils bis zu 3.450 Watt liefern. Den Strom dafür kann man per Fahrmodus reservieren oder die Batterie per Verbrenner laden.
Grundsätzlich lädt man den Akku lieber an einer Wallbox, speziell auf Island, denn während Sprit hier noch deutlich teurer ist als bei uns, kostet der per Erdwärme und Wasserkraft generierte Strom viel weniger. Und bei 62.225 Euro für den Wildtrak könnte ja vielleicht auch erstmal Sparen angesagt sein.
Marktstart und Preis
Der Ford Ranger wird als Plug-in-Hybrid in der XLT-Ausstattung für 53.181 Euro starten, die Wildtrak-Variante liegt bei 62.225 Euro. Damit ist der PHEV rund 2.500 Euro günstiger als der V6-Diesel in der Wildtrak-Variante. Exklusiv für den Ranger PHEV wird Ford außerdem noch eine "Stormtrak" Sonderserie (ab 69.008 Euro) auflegen, die unter anderem mit Matrix-LED, speziellen Rädern, hochwertigem Soundsystem und der exklusiven Farbe "Chill Gray" aufwartet.