Das hätten sich die Motorsport-Strategen von Ferrari wohl in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt: Erst bleiben die Italiener den Topklassen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans über ein halbes Jahrhundert fern und dann feiern sie ein derart triumphales Comeback. Nicht nur, dass Ferrari den Langstreckenklassiker 2023 im ersten Jahr nach der Rückkehr gewann; inzwischen hat die Kultmarke ihre Le-Mans-Siegesserie zum waschechten Hattrick ausgebaut. Dass in der jüngsten Ausgabe, die am vergangenen Wochenende stattfand, kein Werkswagen als Erster über die Ziellinie rollte, sondern ein Kundenauto, ist dabei nicht mehr als eine Randnotiz.
Im Look des Le-Mans-Hypercars Ferrari 499P
Als hätten die Italiener diesen weiteren Triumph erahnt, stellten sie während des Rennwochenendes in Le Mans einen neuen Straßen-Sportwagen vor, der die jüngere und ziemlich glorreiche Ferrari-Historie im Langstrecken-Motorsport feiert. Entsprechend fährt der Ferrari 296 Speciale mit dem Beinamen "Piloti Ferrari" auf den bislang veröffentlichten Bildern im rot-gelben Outfit des Le-Mans-Hypercars 499P vor. Ferrari bietet den Neuling jedoch auch in anderen Grundfarben an. Die Lackierungen heißen "Blu Tour De France" (Blau), "Nero Daytona" (Schwarz) und "Argento Nürburgring" (Silber). Die Akzente in "Giallo Modena" (Gelb) gibt es aber immer.
Zudem trägt das Fotofahrzeug die Startnummer 51, mit der die Fahrer Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi vor zwei Jahren auf dem High-Speed-Kurs an der Sarthe gewannen. In diesem Jahr errang das Trio immerhin den dritten Platz bei den 24h von Le Mans. Der Kunde oder die Kundin kann sich jedoch eine Wunschnummer aussuchen. Ein von Hand aufgetragenes WEC-Logo (im Rahmen dieser Rennserie wird das 24-Stunden-Rennen in Le Mans ausgetragen) und die italienischen Nationalfarben auf dem Frontsplitter runden die spezielle Farbgebung ab.
Dasselbe Material wie bei den Rennoveralls
Innen verfügt der Ferrari 296 Speciale Piloti Ferrari, den die Individualisierungs-Abteilung "Tailor Made" verantwortet, über Rennsitze mit Überzügen aus schwarzem Alcantara. Ein Teil ihres Innenlebens besteht zudem aus demselben feuerfesten Stoff, aus dem die Anzüge der Le-Mans-Fahrer gefertigt sind. Auf den aus Carbon gefertigten Bereichen des Interieurs findet sich zudem jene Startnummer wieder, die außen an der Karosserie prangt. Die Carbon-Einstiegsleisten lassen sich mit einem Wunschdekor versehen, während die Fußräume mit einer metallischen Oberfläche überzogen sind.
Technisch ändert sich nichts am erst kürzlich vorgestellten Ferrari 296 Speciale. Auch die "Piloti Ferrari"-Autos verfügen folgerichtig über den Plug-in-Hybrid-Antrieb, der einen Dreiliter-120-Grad-Twin-Turbo-V6 mit einem Elektromotor kombiniert. Der Strang entwickelt insgesamt 880 PS und kann bei heißen Runden auf der Rennstrecke etwas Extra-Boost liefern. Die Fahrleistungen: Null auf Hundert in 2,8 Sekunden, null auf 200 km/h in 7,0 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von über 330 km/h.
Hochexklusiver Kundenkreis
Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet noch etwas schneller als beim Standard-296er. Ein größerer Heckflügel sowie Diffusor und zusätzliche Splitter an der Frontschürze erhöhen den aerodynamischen Abtrieb um etwa 20 Prozent. Zudem zeigt sich das Gewicht auf trocken 1.410 Kilogramm reduziert und das Fahrwerk überarbeitet, um das Fahrverhalten noch reaktionsfreudiger und präziser zu gestalten. Hinter den vorn mit 245/35er- und hinten mit 305/35er-Reifen ummantelten 20-Zoll-Felgen arbeitet eine Carbon-Keramik-Bremsanlage mit 398-Millimeter-Scheiben vorn und 360er-Pendants hinten.
Ferrari verrät bisher weder, was ein Exemplar des 296 Speciale Piloti Ferrari kostet, noch wie viele Einheiten davon insgesamt gebaut werden. Doch eins ist sicher: Diese Sonderversion der Sonderversion ist ein hochexklusiver Sportwagen. Wer einen fabrikneuen Vertreter der Edition haben möchte, muss nämlich Rennfahrer sein und an Ferraris Motorsportaktivitäten teilnehmen. Immerhin ist es egal, ob sich die Kundinnen und Kunden dabei auf Profi- oder Amateurniveau bewegen und ob es um Wettbewerbe geht oder nur zum Spaß an der Freude Gas gegeben wird.