Für chinesische Verhältnisse ist Lanzhong RV ein traditionsreicher Hersteller von Campern, schließlich ist das Unternehmen bereits seit über 25 Jahren tätig. Das Angebot der Firma umfasst vorrangig den Umbau von Pick-ups des chinesischen Herstellers Great Wall Motors sowie Alkoven-Mobile auf Basis des Iveco Daily.
Ungewöhnlich für europäische Verhältnisse ist, dass der Hersteller die Wohnmobile auf Basis von Midsize-Pick-ups in ähnlicher Bauweise ausführt, wie das in Europa bei Wohnmobilen in der Ducato-Klasse üblich ist: Die Alkoven-Aufbauten werden direkt ans Fahrerhaus angeschlossen und mit diesem verbunden, damit besteht ein direkter Durchgang vom Wohnaufbau in die Fahrerkabine. In Europa (und den USA) ist es üblich, Pick-up-Wohnkabinen separat anstelle der Ladefläche auf den Rahmen zu setzen. Wer vom Wohnraum zum Fahrersitz möchte, darf einmal rundherum um das Auto laufen.
Great Wall Motor Pick-up als Basis
Basis der meisten Modelle von Lanzhong RV ist die P-Serie von Great Wall Motors (GWM), ein 2019 eingeführtes Modell, das in Größe und Design dem Ford Ranger ähnelt. So auch in diesem Fall, wobei für den Cannon Extreme themengerecht die Offroad-Variante des GWM-Pick-up gewählt wurde. Die verfügt ab Werk über ein höhergelegtes, robusteres Fahrwerk, Offroad-Bereifung, Differenzialsperren in beiden Achsen und eine elektrische Seilwinde. Ehrensache ist der zuschaltbare Allradantrieb mit Geländeuntersetzung.
Für den Lanzhong Cannon Extreme stehen zwei Motorisierungen zur Wahl. Der 2,4-Liter-Diesel leistet 135 kW/184 PS; beim Zweiliter-Turbo-Benziner beläuft sich die Maximalleistung auf 140 kW/190 PS. Der Diesel kommt mit einer neunstufigen, der Benziner mit einer achtstufigen Automatik.
Interessantes Hubdach
Eine Besonderheit des kantigen, robust wirkenden Aufbaus ist das Hubdach. Es wird über die gesamte Dachfläche parallel zum Aufbau elektrisch ausgefahren und schafft so Stehhöhe im kompletten Wohnbereich. Auch über dem Alkovenbett erhöht sich damit die Kopffreiheit beträchtlich. Für Frischwasser steht ein 180-Liter-Tank zur Verfügung. Grauwasser fließt in einen vergleichsweise kleinen 50-Liter-Tank. Sehr umfangreich ist die Elektroausstattung. Eine 960-Watt-Solaranlage ist serienmäßig auf dem Dach untergebracht, ein Wechselrichter kann für 230-Volt-Geräte bis zu 3 kW aus dem in 48-Volt-Technik ausgeführten elektrischen Bordsystem bereitstellen.
Entsprechend der leistungstarken Elektrotechnik (als Versorger-Batterie dient ein Lithium-Ionen-Akku mit 222 Ah) wird mit Strom auf einem Induktionsherd gekocht, eine Mikrowelle, ein Backofen und eine Kühl-Gefrier-Kombination sind ebenfalls als Standardausstattung enthalten. Warme Luft und warmes Wasser stellt eine Dieselheizung mit 5 kW Leistung bereit.
Der Aufbau selbst gestaltet sich bei der Aufteilung verhältnismäßig konventionell. Gegenüber der Eingangstür liegt die Nasszelle mit Dusche und WC, im mittleren Bereich stehen sich der Küchenblock und ein Utensilienschrank gegenüber, in dessen oberem Teil die Bedienung der Bordtechnik untergebracht ist. Im Heckbereich ist eine zur Liegefläche umrüstbare Rundsitzgruppe integriert.
Angesichts der sehr umfangreichen Serienausstattung fällt der Preis für den Cannon Extreme geradezu schnäppchenmäßig aus. Umgerechnet rund 52.800 Euro kostet der Diesel-Pick-up, rund 50.500 Euro sind es beim Benziner-Modell. Dafür gibt es bei uns noch nicht einmal ein vergleichbares Basisfahrzeug ohne Wohnkabine.
