BMW M5 Touring vs. Audi RS6 Avant: Datenvergleich

Ab November steht der neue BMW M5 Touring in den Verkaufsräumlichkeiten der BMW-Händler. Die Bayern bieten erstmals seit 2010 wieder eine besonders stark motorisierte Touring-Version in der Oberen Mittelklasse an. Damit zielen sie auf den Konkurrenten aus Ingolstadt – den Audi RS6 Avant. 2022 überarbeitete Audi seinen stärksten Kombi und stellte im Dezember desselben Jahres eine stärkere Version, den RS6 Avant Performance, vor. Physisch gab es für uns noch keine Gelegenheit, die beiden Sport-Kombis zu vergleichen, aber die technischen Daten geben bereits umfangreich Auskunft über Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Antrieb

Selbst bei BMW M stehen alle Zeichen auf Verkehrswende. Daher wird der M5 Touring nicht mehr von einem Verbrennungsmotor allein angetrieben. Der V8-Biturbo (585 PS) mit 4,4 Litern Hubraum bekommt Unterstützung von einer E-Maschine mit 145 kW. Beides ergibt eine Leistung von 727 PS und 1.000 Nm System-Drehmoment. Audi übernimmt für die überarbeitete Version des RS6 das Mildhybrid-System des Basismodells. Die Ingenieure kombinieren einen Vier-Liter V8-Biturbo mit einem Riemen-Starter-Generator (RSG) und 48-Volt Bordnetz. Damit kommt der RS6 Avant Performance auf 630 PS und ein maximales Drehmoment von 850 Nm. In Sachen Leistung hat also der M5 die Nieren-Nase vorn. Eine Achtgang-Automatik haben sie beide an Bord.

Fahrleistung und Fahrdynamik

Klar könnte man davon ausgehen, dass der M5 bei einem Plus von knapp 100 PS schneller beschleunigt, aber das trifft nicht zu. Der RS6 pfeilt 0,2 Sekunden schneller auf 100 km/h als der M5 Touring. Der Münchner braucht dafür etwa 3,6 Sekunden, der Ingolstädter nur 3,4.

Da bräuchte der BMW-Fahrer schon eine gute Reaktionszeit an der Startampel, um ein imaginäres Drag Race zu gewinnen. Dieses Defizit dürfte mit dem höheren Gewicht des M5 zusammenhängen. Doch dazu später mehr. Mit 280 km/h erreicht der Audi einen Topspeed, der 30 km/h schneller ist als der des M5. Mit dem sogenannten M Driver’s Package erreicht der M5 aber eine Höchstgeschwindigkeit von 305 km/h und gleicht den Rückstand aus. Der RS6 Avant kann das allerdings auch – dank zwei optionaler Dynamikpakete erreicht auch er 305 km/h Spitze.

Bei beiden Fahrzeugen wird die Kraft an alle vier Räder abgegeben. Per Tastendruck kann der Fahrer des BMW die Vorderachse abkoppeln, sodass der Power-Touring zum reinen Hecktriebler wird. Was den WLTP-Wert angeht, verbraucht der M5 30,7 kWh pro 100 Kilometer und zwei Liter Kraftstoff auf dieselbe Distanz. Damit ist der schwere Kombi-Sportler – zumindest in der Theorie – weitaus sparsamer unterwegs als der RS6. Dieser trinkt nämlich zwischen 12,2 und 12,7 Liter auf 100 Kilometer. Ohne elektrische Unterstützung schluckt der M5 allerdings auch 10,9 Liter Kraftstoff.

Karosserie

Der wohl ausschlaggebende Unterschied in der Performance beider Autos findet sich hier. Mit einem Gewicht von zwei Tonnen liegt der RS6 im Durchschnitt. BMW packt beim M5 Touring nochmals 500 Kilogramm obendrauf und sorgt damit für ordentlich Übergewicht. Zusätzlich sollte die Garage für einen M5 etwa zehn Zentimeter länger sein, obwohl der RS6 mit einer Gesamtlänge von 4,99 Metern und einer Breite von 1,95 Metern auch nicht in schmalem Format vorfährt. Der M5 ist mit 1,97 Metern etwas breiter. In der Höhe liegen beide mit 1,5 Metern gleich auf. Trotz der größeren Außenmaße bietet der RS6 Avant im Inneren mehr Gepäckvolumen. Zwischen 548 und 1.658 Liter fasst der Sport-Kombi. Der bullige M5 verfügt nur über 500 bis 1.630 Liter Stauraum. Für den Familienurlaub also besser zum RS6 greifen.

Ausstattung

Beim Thema Serienausstattung trumpfen die Münchner ordentlich auf. Der M5 Touring hat ein Head-up-Display, Merino-Leder und eine M-spezifische Interieurbeleuchtung an Bord. Für den optimalen Klang der Lieblingsmusik sorgt ein Surround-System von Bowers & Wilkins. Das Linux-basierte Betriebssystem BMW OS 8.5 lässt sich nur über Sprache und Touch bedienen. Das Fahrerlebnis kann durch den Fahrer dank M-spezifischem Bedienfeld in der Mittelkonsole individuell angepasst werden. Durch die Setup-Taste hat der Fahrer direkten Zugriff auf die Einstellungen von Antrieb, Drivelogic, Fahrwerk, Lenkung, Bremsanlage, Allrad und die Intensität der Rekuperation. Optional gibt es eine Lenkradheizung, aktive Sitzbelüftung und ein Panorama-Glasdach dazu.

Der Innenraum des RS6 Avant ist ebenfalls gänzlich vernetzt. Die Sportsitze plus sind mit einer Kombination aus Mikrofaser und Leder bezogen und gehören zur Serienausstattung. Die Anzeigeoptionen der Info-Displays wurden im Vergleich zum Basismodell angepasst. So kann sich der RS6-Fahrer über den "RS-Monitor" über Komponenten-Temperaturen und g-Beschleunigungswerte informieren oder im "Audi virtual Cockpit" mit spezifischen RS6-Anzeigen beispielsweise Rundenzeiten oder den aktuellen Ladedruck anzeigen lassen. Ein Head-up-Display gibt es auch. Ebenso wie Rennfahrer-Flair, denn mit dem "RS-Designpaket rot plus" sind die Nähte der Sitze in RS-Rot gehalten. Das Sportlenkrad mit Lenkradheizung ist hier – anders als beim M5 – allerdings schon in die Serienausstattung integriert. Für einen Parkassistenten verlangt Audi, genau wie BMW, einen Aufpreis.

Preis

Für einen Basispreis von 146.000 Euro ist der BMW M5 Touring demnächst zu haben. Viel Geld, aber vergleichsweise schmale 2.000 Euro mehr als für die Limousine. Auch hier überzeugt der RS6 Avant Performance mit einem etwas Geldbeutel-freundlicheren Preis von 137.500 Euro. Das RS Dynamikpaket Plus mit Anhebung der Höchstgeschwindigkeit kostet jedoch stattliche 8.500 Euro mehr.