Geht es um sportliche Business-Limousinen, dann war der BMW M5 schon immer ganz vorne dabei. Mit dem jetzt vorgestellten G90 fährt der BMW M5 in der siebten Generation vor. Aufgerüstet mit einem Vollhybrid-Antrieb, der den bekannten 4,4-Liter-V8 Biturbo um einen 145 kW (197 PS) starken Elektromotor anreichert, erreicht der neue M5 ein Leistungsniveau, von dem seine Vorgänger nur träumen konnten.
Die Systemleistung klettert auf 727 PS, das maximale Systemdrehmoment, das über den serienmäßigen Allradantrieb hereinbricht, liegt bei 1.000 Nm. Die Elektrifizierung bringt aber auch reichlich Hüftspeck mit sich. Das Leergewicht des neuen M5 beträgt beachtliche 2,5 Tonnen (DIN: 2.435 kg; EU: 2.510 kg), mithin rund 500 Kilogramm mehr als der Vorgänger noch mit sich herumschleppen musste.
F90 – kann viel, wiegt viel
In seiner höchsten Ausbaustufe als CS protzte der M5 F90 mit seinem 4,4-Liter-Biturbo-V8 mit 635 PS und 750 Nm, dem Standard-M5 reichten 600 PS, dem M5 Competition 625 PS – bei jeweils 750 Nm. Umgemünzt in Spurtzeiten von null auf 100 km/h standen für den bis zu 1.970 Kilogramm schweren M5 2,9 bis 3,4 Sekunden in den Datenblättern. Der neue M5 muss sich trotz Power-Plus hintanstellen. Er schafft nur 3,5 Sekunden. Auch in Sachen Höchstgeschwindigkeit ergibt sich kein Vorteil. Hier wie da schiebt die BMW-Hauspolitik den ersten Riegel bei 250 km/h und den Optional-Riegel mit M Driver's Package bei 305 km/h vor.
Kleiner Seitenblick zu Alpina. Bei der Mannschaft aus Buchloe spielt der 2.055 Kilogramm schwere Alpina B5 GT auf der Position eines M5. Der Alpina-5er bietet 634 PS, 850 Nm, rennt als Limousine 330 km/h schnell, ist – ebenfalls mit Allradantrieb ausgerüstet – in 3,2 Sekunden auf 100.
M535i – Definition von Muskeln
Um die BMW M5-Entwicklung zu verdeutlichen, holen wir mal ganz weit aus und starten beim M535i auf Basis des E12 von 1979. Dessen frei saugender Reihensechszylinder schöpfte aus 3,5 Liter Hubraum 218 PS und 310 Nm. Geschaltet wurde per manuellem Fünfgang-Getriebe, angetrieben nur die Hinterräder. Beschleunigt werden mussten nur 1.430 Kilogramm, in 7,4 Sekunden ging es auf Tempo 100, maximal 222 km/h waren seinerzeit drin. auto motor und sport ermittelte 1980 noch beeindruckendere Werte: Hier flog der M535i in nur 7,0 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo, die Höchstgeschwindigkeit lag im Test sogar bei 227,8 km/h. Das Urteil von Fachpresse und Kunden für den stärksten BMW E12 stand schnell fest: "M wie Muskeln".
E28- der erste echte M5
Den ersten echten M5, der diesen Namen auch tragen durfte, brachte BMW mit der Baureihe E28 ab 1985 ins Spiel. Als Antrieb kam der leicht modifizierte 3,5-Liter-Vierventil-Reihensechszylinder-Motor M88 aus dem Supersportler M1 zum Einsatz. Die Leistung legte auf 286 PS zu, das maximale Drehmoment kletterte auf 340 Nm. Der weiter nur 1.430 Kilogramm schwere 5er beschleunigte damit in 6,5 Sekunden auf 100 km/h und rannte maximal 245 km/h schnell. Auch hier konnte auto motor und sport nachlegen. Im Test schaffte es der M5 in 6,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 251 km/h.
E34 – Topspeedlimit bei 250 km/h
Spürbar mehr Leistung, aber auch mehr Pfunde brachte der M5 als E34 ab 1988. Der neue S38B36-Reihensechszylinder startete zunächst mit 3,6 Liter Hubraum, 315 PS und 360 Nm. Später wurde der Sauger um 0,2 Liter aufgestockt, die Leistungsdaten legten auf 340 PS und 400 Nm zu. Mit einem Gewicht von 1.650 bis 1.670 Kilogramm waren Spurtzeiten von 5,9 bis 6,1 Sekunden drin, die Höchstgeschwindigkeit wurde erstmals elektronisch limitiert – auf 250 km/h.
E39 – erstmals mit V8
Noch pfundiger wurde es mit dem M5 der Baureihe E39, der 1998 eingeführt wurde. Unter die Haube zog mit dem S62B50 erstmals ein Achtzylinder ein. Fünf Liter Hubraum reichte ohne irgendein Aufladungs-Gedöns für 400 PS und 500 Nm Drehmoment. Trotz 1.795 Kilogramm Gewicht waren Spurtzeiten von 5,3 Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit wurde limitiert bei 250 km/h erreicht.
Modell | Leistung | Drehmoment | 0-100 km/h | Vmax | Gewicht |
BMW M535i | 218 PS | 310 Nm | 7,4 Sekunden | 222 km/h | 1.430 kg |
BMW M5 E28 | 286 PS | 340 Nm | 6,5 Sekunden | 245 km/h | 1.430 kg |
BMW M5 E34 | 315/340 PS | 360/400 Nm | 6,3/5,9 Sekunden | 250 km/h | 1.670/1.650 kg |
BMW M5 E39 | 400 PS | 500 Nm | 5,3 Sekunden | 250 km/h | 1.795 kg |
BMW M5 E60 | 507 PS | 520 Nm | 4,7 Sekunden | 250/305 km/h | 1.855 kg |
BMW M5 F10 | 560/575/600 PS | 680/680/700 Nm | 4,3/4,2/3,9 Sekunden | 250/305 km/h | 1.945 kg |
BMW M5 F90 | 600/625/635 PS | 750 Nm | 3,4/3,3/2,9 Sekunden | 250/305 km/h | 1.970 kg |
BMW M5 G90 | 727 PS | 1.000 Nm | 3,5 Sekunden | 250/305 km/h | 2.435 kg |
E60 mit V10
2005 zündete BMW die nächste Evolutionsstufe. Der M5 E60 durfte bei den Zylindern nochmals zulegen. Aus dem V8 wurde ein Hochdrehzahl-V10, weiter als Sauger und mit fünf Liter Hubraum. 507 PS und 520 Nm Drehmoment lauteten die neuen Eckdaten. Plus-Werte auch beim Gewicht: 1.855 Kilogramm. Die Spurtzeiten konnten abermals gedrückt werden. 4,7 Sekunden reichten zum Knacken der 100-km/h-Marke. In Sachen Vmax war bereits der E60 auf dem Niveau, das BMW seinen späteren M5-Modellen zugestand. 250 km/h galt weiter als Abregelgrenze, mit dem erstmals verfügbaren M Driver’s Package wurde die Leine bis 305 km/h locker gelassen.
Downsizing im F10
Downsizing, allerdings nur bei der Zahl der Zylinder und dem Hubraum, war das Motto beim M5 F10 ab 2011. Der neue 4,4-Liter-Biturbomotor setzte wieder auf acht Zylinder. Je nach Modellvariante – der F10 war als Basis-M5, als M5 Competition und als M5 "30 Jahre Edition" zu haben – standen 560 PS und 680 Nm, 575 PS und 680 Nm sowie 600 PS und 700 Nm im Datenblatt. Gegenüber dem ersten echten M5 (E28) wurden Leistung und Drehmoment damit quasi verdoppelt. Das Gewicht kletterte um weitere 90 Kilogramm auf 1.945 Kilogramm. Die Spurtzeiten sinken auf 3,9 bis 4,3 Sekunden. Als Vmax stehen wieder 250 und optional 305 km/h an.
Hier schließt sich dann der Kreis zum oben bereits erwähnten M5 F90. Über sieben Generationen hat der M5 zwar stetig an Leistung zugelegt, aber auch immer weiter Pfunde angesammelt. Im Vergleich zum M535i von 1979 steigt das Gewicht des aktuellen M5 um rund 1,1 Tonnen, seit dem E60 von 2005 haben sich die Basis-Fahrleistungen kaum verbessert, das Gewicht aber fast um 700 Kilogramm erhöht. Feierten die Fans den M535i noch mit "M wie Muskeln", so steht heute M eher für viel Masse.
Fazit
Autos werden immer schwerer und größer, das ist keine neue Erkenntnis. Am neuen BMW M5 erreicht die Diskussion ums Body-Shaming derzeit einen neuen Höhepunkt. Eine Sportlimousine lebt von einer ordentlichen Portion Leistung, gepaart mit adäquatem Reisekomfort. Wenn die Leistung aber so hoch steigt, dass nur noch zusätzliche Systeme die Power fahrbar machen und damit reichlich Pfunde in die Fahrdynamikrechnung spülen, stellt sich die Frage nach der Philosophie einer Sportlimousine. Für mich war das Optimum bereits mit dem M5 der Generation E39 erreicht. Wie sich der neue M5 fährt, lesen Sie im Fahrbericht.