BMW denkt über eine elektrische Version der 1er -Reihe nach, um auf dem europäischen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Laut Markenchef Bernd Koerber soll es ein Nachfolgemodell der 1er und 2er-Reihe geben. Der Modellwechsel stünde 2027/2028 an. Koerber betonte in einem Interview mit dem Auto Express auf der Automesse in Shanghai, dass der Ausstieg aus dem Kompaktwagensegment nie zur Debatte stand.
Junge Zielgruppe im Fokus
Damit unterscheidet sich die BMW-Strategie einmal mehr von den anderen Premium-Herstellern wie Mercedes-Benz. Die Schwaben trennen sich von A- und B-Klasse und überlassen das Kompaktsegment der Konkurrenz. Für BMW dagegen ist dieser Bereich in Märkten wie Griechenland, Spanien oder Italien extrem wichtig. Dort mache er ein Drittel des Geschäfts aus, betont Koerber.
Außerdem sei die 1er-Reihe unterhalb des erfolgreichen iX1 wichtig für den Zugang jüngerer Kunden zur Marke. Der Kompaktwagenbereich zwinge zudem zu kosteneffizienten und innovativen Lösungen, was langfristig auch höheren Fahrzeugklassen zugutekomme. Ähnlich wie beim kommenden vollelektrischen und hybriden 3er der "Neuen Klasse" könnte auch der neue 1er auf einer flexiblen Plattform basieren. Während die Benzinvarianten wahrscheinlich bestehende Bezeichnungen wie 120, 123 oder M135 mit einem zusätzlichen "e" für Plug-in-Hybride behalten, könnte das Elektro-Modell unter dem Namen "i1" erscheinen. Noch kleinere Fahrzeuge dürfte dann voraussichtlich Mini abdecken.
Neue Klasse mit Frontantrieb
Auch ein i2 dürfte demnächst auf dem BMW-Plan stehen. Beide elektrischen Einstiegs-Modelle sollen auf der neuen Plattform "Neue Klasse" basieren, die ursprünglich ausschließlich für Elektrofahrzeuge konzipiert wurde. Obwohl die Rentabilität niedriger ausfällt, sieht BMW in den neuen Kompaktwagen einen strategischen Schritt, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Laut Insidern sollen i1 und i2 auf Frontantrieb setzen, wobei leistungsstärkere Varianten auch Allradantrieb erhalten. Sie nutzen die sechste Generation der eDrive-Technologie mit neuen Rundzellenbatterien und 800-Volt-Technik, was eine verbesserte Ladeleistung verspricht.
Der i1 soll ab 2027 auf den Markt kommen und die 1er-Reihe ablösen, der i2 folgt 2028 als Nachfolger des i3. Die "Neue Klasse", benannt nach erfolgreichen BMW-Modellen der 1960er-Jahre, wird zunächst eine Elektro-Limousine im 3er-Format und einen SUV hervorbringen. Bis Ende des Jahrzehnts soll sie über die Hälfte des Absatzes ausmachen. Zusätzlich erwägt BMW auch den Einsatz von Brennstoffzellenantrieben. Bisherige Elektrofahrzeuge teilen sich Plattformen mit Verbrennern, was zwar Produktionsflexibilität bietet, aber nicht alle Vorteile reiner E-Auto-Architekturen ausschöpft – ein Umstand, den die Neue Klasse künftig vermeiden soll.
Was ist die Neue Klasse von BMW?
BMW entwickelt mit der "Neuen Klasse" eine neue Fahrzeugarchitektur, die speziell auf den Elektroantrieb ausgerichtet ist. Sie erlaubt den Einsatz von E-Motoren an Vorder- und Hinterachse und wird ab 2025 im neuen Werk in Ungarn produziert. Trotz dieses klaren Fokus auf Elektromobilität will BMW weiterhin Märkte bedienen, in denen E-Autos noch nicht weit verbreitet sind, und bietet dort weiterhin Verbrennermodelle an – jedoch nicht auf Basis der Neuen Klasse, sondern auf einer modernisierten Version der bisherigen CLAR-Architektur. Perspektivisch prüft BMW zudem den Einsatz von Wasserstoffantrieben für größere Fahrzeuge.
Die Neue Klasse markiert einen Bruch mit BMWs bisherigem Prinzip, verschiedene Antriebsarten auf einer Plattform zu vereinen. Das erste Modell wird eine elektrische Limousine im Format des 3er-BMW (interne Bezeichnung: NK1), die später auch durch einen SUV ergänzt werden soll. BMW will mit der neuen Architektur Gewicht sparen, Raumangebot und Effizienz verbessern sowie eine neue Designsprache einführen. Dazu gehören ein verlängerter Radstand, kürzere Überhänge und eine leichtere Karosserie mit Aluminium, hochfestem Stahl und Karbon. Die Fahrzeuge sollen von selbst entwickelten Synchronmotoren der sechsten Generation angetrieben werden, die leistungsfähiger und effizienter sein sollen.
Reichweite bis 750 Kilometer möglich
Ein weiteres Ziel ist eine Reichweite von bis zu 750 Kilometern bei einer Ladeleistung von bis zu 350 kW dank 800-Volt-Technologie. Neben technischer Weiterentwicklung spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle: BMW plant, verstärkt Recyclingmaterialien einzusetzen, CO₂-arm produzierten Stahl aus Schweden zu verwenden und Batterien mit Strom aus Wasserkraft zu fertigen.
Die Neue Klasse soll ab 2030 die Hälfte des weltweiten BMW-Absatzes ausmachen. BMWs frühere rein elektrische Plattform (wie beim i3) galt als nicht skalierbar und zu teuer – Erfahrungen, die nun in die Entwicklung der Neuen Klasse eingeflossen sind. Während VW bereits seit 2015 mit dem MEB eine reine Elektroplattform verfolgt und Mercedes eine Mischarchitektur für kleinere Segmente plant, will BMW mit der Neuen Klasse eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage für seine Elektrozukunft schaffen.