Audi-R8-Nachfolger: Warum es zu spät für das Comeback ist

VW-Konzern bestätigt, dass es kein Comeback gibt
Kein Audi-R8-Nachfolger „auf der Road-Map“

Veröffentlicht am 17.04.2025

Es wäre zu schön gewesen: ein neuer Audi R8 auf Basis des Lamborghini Temerario. Hat ja schon zweimal funktioniert, denn der erste R8 von 2006 wurde gemeinsam mit dem Gallardo entwickelt (und natürlich denken Sie jetzt sofort an die offene Klick-Klack-Schaltkulisse der raren Varianten mit manuellem Getriebe, die es in beiden Baureihen gab). Und auch der zweite R8 von 2015 entstand in Kooperation mit den Italienern, wenngleich der Huracán doch deutlich anders fuhr – gut so. Ende 2023 wurde die Produktion des Audi R8 dann aber nach rund 44.500 Exemplaren eingestellt.

"Dafür ist es jetzt zu spät"

Also jetzt ein drittes Mal? Nein, dazu wird es nicht kommen. Das stellte nun erstmals ein hochrangiger Manager des VW-Konzerns heraus. Kjell Gruner, der neue Chef der Volkswagen Group of America, sagte am Rande der New York Auto Show: "Ein Fahrzeug mit Mittelmotor und Verbrennungsmotor sehe ich nicht auf der 'Road-Map'". Dies sei eine Produktportfolio-Diskussion und eine Entscheidung hänge davon ab, was auf dem Markt machbar ist. Damit bestätigte Gruner, was auto motor und sport bereits im März vermeldete.

"Dafür ist es jetzt zu spät", erfuhren wir damals aus Audi-Kreisen. Als die Konzeption der neuen Baureihen anstand, war Lamborghini überzeugt davon, dass weiterhin ein Verbrenner die Hauptrolle im Sportwagen-Konzert spielen muss, konnte sich mit dieser Idee auch im Volkswagen-Konzernverbund durchsetzen, begann mit der Entwicklung. Audi hingegen war sich sicher: Die Zukunft ist elektrisch. Mal abgesehen davon, dass von diesem Zeitpunkt an muntere Management-Wechsel eine kontinuierliche Produktplanung und -entwicklung erschwerten, stellte sich bald heraus: Elektrische Sportwagen möchten vielleicht viele haben, aber niemand kaufen. Siehe Rimac. Doch das ist eine andere Geschichte. Abgesehen davon gab es offenbar nie einen endgültigen Entwicklungsauftrag für einen elektrischen R8-Nachfolger. Unterdessen ging Lamborghini seinen Weg alleine und liefert nun bald die ersten Temerario (siehe Video und Fotoshow) mit einem V8-Hybrid-Antriebsstrang aus.

Lieber ein Elektro-TT auf Porsche-718-Basis

Und Audi? Der aktuelle Chef Gernot Döllner, ein Ex-Porsche-Mann, präferiert nach auto motor und sport-Informationen zunächst einen TT-Nachfolger auf Porsche-718-Basis. Aber den soll es doch künftig ausschließlich mit E-Antrieb geben? Richtig. Da taucht das Problem wieder auf: Der Markt dafür ist überschaubar, weshalb Porsche zögert. Zumal auch das 718-Projekt aufgrund des Spannungsfelds aus Reichweite, Fahrdynamik und Gewicht für die Sportwagen-Profis immer wieder für Probleme sorgt. Entgegen der ursprünglichen Planung findet die Weltpremiere folgerichtig nicht mehr in diesem Jahr statt. Was sicher nicht an der Grundidee liegt, denn ein Tracktest mit dem Versuchsträger GT4 E-Performance beweist, dass so ein Konzept seine Reize hat, ganz gleich, ob auf der Rennstrecke oder auf Eis. Ob das für Audi Sinn ergibt? Aktuell ungewiss.

Wie das R8-Gerücht in die Welt kam

Doch wie entstanden überhaupt die Gerüchte rund um das R8-Comeback? Mitte März 2025 berichtete das britische Magazin "Autocar", dass Audi die Rückkehr des Supersportwagens für das Jahresende 2027 vorbereite – angeblich mit "voller Unterstützung" von Döllner. In dem Bericht hieß es, die Neuauflage komme nicht – wie ursprünglich geplant – als Elektromodell, sondern als Plug-in-Hybrid. Technisch lehne sich der neue Audi-Sportwagen an den Temerario an. Die Entscheidung, den R8 als PHEV wiederzubeleben, gehe demnach auf die Agenda zurück, im Rahmen des Übergangs auf eine vollelektrische Produktpalette ausgewählte Verbrenner-Baureihen länger laufen zu lassen und verstärkt auf Plug-in-Hybrid-Modelle zu setzen.

Den "Autocar"-Informationen zufolge hätte der neue Wettbewerber zu Modellen wie dem Porsche 911 und dem Mercedes-AMG GT zum leistungsstärksten und schnellsten Straßenmodell der Marke werden sollen. Der neue R8 sollte vom Huracán-Nachfolger Temerario die wichtigsten Strukturelemente – beispielsweise das Aluminium-Space-Frame-Chassis -, das elektronisch geregelte Fahrwerk sowie den beim Italiener 920 PS starken PHEV-Antriebsstrang mit Vierliter-V8-Biturbo und mit zwei E-Maschinen übernehmen. Die Ingolstadt-Variante hätte allerdings auf mehr Komfort und höhere Alltagstauglichkeit setzen sollen. Wie bei den Vorgängern soll Audi laut "Autocar" wieder ein Coupé und ein Cabrio geplant haben und wollte beim Design ähnlich revolutionär zu Werke gehen wie bei den R8-Vorgängern.

Beim Fünfzylinder-Turbo hat's doch auch geklappt

Unseren Informationen nach scheint Audi in Wahrheit leider anders zu planen. Dennoch gibt es einen kleinen Lichtblick für Markenfans: Offenbar soll der herrlich klingende Fünfzylinder-Turbomotor, den es derzeit nur im RS3 gibt, weiterleben. "Die Marke ist ohne den Fünfzylinder nur sehr schwer vorstellbar", sagt ein hochrangiger Audi-Manager. Erster Beweis: Ursprünglich sollte der RS3 mit der Modellpflege des Basis-A3 aus dem Programm fliegen, doch die Nachfrage war zu groß, sodass sich eine Anpassung des Antriebs an die neuen Zulassungs-Vorschriften lohnte.

Vielleicht finden die Audi-Ingenieure analog dazu doch noch einen Weg, den Temerario nachträglich zum nächsten R8 zu adaptieren. Doch das muss der Chef wollen – will er nur eben nicht. Zumindest jetzt nicht.