Das Technische Hilfswerk (THW) erhält eine umfassende Verstärkung seiner Fahrzeugflotte: Über 100 neue Gerätekraftwagen (GKW) auf Basis des Mercedes-Benz Atego 4x4 gehen bundesweit an die Ortsverbände. Das Jubiläumsfahrzeug mit der Seriennummer 75 wurde jüngst anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Bundesanstalt an den Ortsverband Amberg übergeben. Insgesamt sind zunächst 120 Fahrzeuge mit Spezialaufbau bestellt, weitere 60 können bei Bedarf abgerufen werden.
Unterstützung für 80.000 Ehrenamtliche
Die neuen Fahrzeuge bilden das Rückgrat der Bergungsgruppen des THW, die in den bundesweit rund 668 Ortsverbänden organisiert sind. Etwa 80.000 Ehrenamtliche und 2.100 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im THW, das eine Bundesanstalt ist, organisiert. Mit seinen "Technischen Zügen" ist das THW auf den Katastrophenschutz spezialisiert und unterstützt bei Naturereignissen wie Hochwasser und Erdbeben ebenso wie bei Gebäudeeinstürzen, Bränden oder großflächigen Infrastrukturausfällen. Auch internationale Einsätze gehören seit vielen Jahrzehnten zum Aufgabenprofil der Organisation.
Die technische Basis der neuen GKW liefert der Mercedes-Benz Atego 1530 AF mit Allradantrieb. Das Fahrgestell ist mit einem Sechszylinder-Dieselmotor ausgestattet, der 220 kW (299 PS) leistet. Die Kombination aus Allradtechnik, Differenzialsperren und einer Wattiefe von 800 Millimetern sorgt für hohe Geländetauglichkeit, in Katastrophen-Lagen extrem wichtig. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 16 Tonnen beträgt die Nutzlast des Lkw rund vier Tonnen. Neben der Ausrüstung im Aufbau sind die Lastwagen mit hydraulischen Seilwinden an der Front ausgestattet, die auf fünf Tonnen Zugkraft kommen. Mit einer Umlenkrolle steigt die Zugkraft für Berge-Aufgaben auf zehn Tonnen.
Vollausrüstung für alle Fälle
Den Aufbau hat die Binz Automotive GmbH entwickelt. Binz baut hochspezialisierte Fahrzeuge für Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste und den medizinischen Bereich. Der Kofferaufbau ist aus Aluminiumprofilen gefertigt, was ein geringeres Eigengewicht bei gleichzeitig hoher Stabilität und Korrosionsbeständigkeit ermöglicht. Maßgefertigte Verstausysteme nehmen die umfangreiche Ausstattung der Bergungsgruppen sicher auf.
Eine Neuerung bei diesem GKW ist die sogenannte Andockkabine, die in der größten Ausführung hinter dem Fahrerhaus installiert ist. Sie bietet sieben Sitzplätze mit einem Sitzabstand von 70 Zentimetern und erleichtert durch mehr Beinfreiheit den Transport von Helferinnen und Helfern in Einsatzkleidung. Zur Ausstattung gehören USB-Steckdosen, Haltegriffe, Dreipunktgurte sowie Halterungen für Helme und Funkgeräte. Über einen Verbindungstunnel ist die Kabine mit dem Fahrerhaus verbunden.
Werkzeugkasten mit Mannschaftskabine
Die neuen Gerätekraftwagen sind tatsächlich Alleskönner. An Bord sind unter anderem Geräte zur Bearbeitung von Holz, Metall und Gestein, hydraulische Werkzeuge, Pumpen- und Schlauchsysteme, Stromerzeuger, Abstützmaterial sowie persönliche Schutzausrüstung für die Helferinnen und Helfer. Damit können die Bergungsgruppen Strom und Licht an den Einsatzort bringen, eingedrungenes Wasser abpumpen, Zugänge schaffen oder verschüttete Personen retten. Das THW selbst bezeichnet die GKW als "fahrbaren Werkzeugkasten mit Mannschaftskabine".

Wenn die THW-Fahrzeuge nach jahrzehntelangem Einsatz ausgemustert werden, freuen sich Fernreise-Freunde über die kompetenten Basisfahrzeuge für Expeditionsmobile. Bekanntestes Beispiel ist der Iveco-Magirus-GKW mit seiner riesigen Doppelkabine.
Mit den neuen Modellen geht die Erneuerung des Fuhrparks beim THW weiter. Die Einsatzfahrzeuge werden ähnlich wie bei Feuerwehren zum Teil jahrzehntelang genutzt. Der in der Allgemeinheit wohl bekannteste Gerätekraftwagen, der von den neuen Atego-Modellen ersetzt wird, ist der GKW 72 mit dem charakteristischen Frontlenker-Doppelaufbau von Iveco-Magirus. Diese Modelle sind nach Ausmusterung wegen der geräumigen Kabine besonders bei Fernreise-Freunden beliebt, die sich die Trucks zu Expeditionsmobilen umbauen.