Nach dem spannenden Saisonauftakt in Monte Carlo wurde den Fans auch beim zweiten Auftritt der 2017er Rallye-Generation in Schweden ein unterhaltsames Spektakel geboten. Dabei hatte es lange nach einem sicheren Sieg von Thierry Neuville ausgesehen. Mit seinem Hyundai i20 war der Belgier dem Rest des Feldes bereits eine halbe Minute davongeeilt, bis er auf der viertletzten Prüfung – einem 1,9 Kilometer kurzen Zuschauer-Rundkurs – eine Betonmauer touchierte und mit gebrochener Lenkung strandete.
Latvala nimmt Neuville-Geschenk an
Schon bei der Monte hatte Neuville den sicher geglaubten Sieg mit einem kleinen Patzer aus den Händen gegeben. Damals profitierte Sebastien Ogier vom Missgeschick des Konkurrenten, dieses Mal war es Jari-Matti Latvala, der das Geschenk dankend annahm. Der finnische Toyota-Pilot hielt ausnahmsweise Auto und Nerven zusammen und verteidigte auf den letzten drei Prüfungen des Schlusstags eine knappe 3-Sekunden-Führung.
Die Konkurrenz half beim ersten Toyota-Sieg seit 18 Jahren auch ein bisschen mit. Ott Tänak kämpfte auf den letzten Kilometern mit unpassenden Differenzialeinstellungen und wurde am Ende mit 29,2 Sekunden Rückstand Zweiter. Sebastien Ogier musste den geplanten Schlussspurt am Sonntag nach einem Dreher in der ersten Kurve von WP16 abblasen. Der Franzose landete mit 59,5 Sekunden Rückstand auf Rang 3.
Latvala übernimmt auch WM-Führung
Latvala hätten Tänak und Ogier aber wohl auch bei fehlerfreier Fahrt nicht mehr eingeholt. Der Finne flog regelrecht über die letzten Meter. Toyota-Teamchef Tommi Mäkinen hatte seinem Schützling Sonntagfrüh noch einmal ins Gewissen geredet: „Er hat mir gesagt, ich solle mich nur auf die Strecke konzentrieren und einfach fahren“, grinste Latvala überglücklich im Ziel. „Ein neues Team, ein neues Auto, die zweite Rallye und der erste Sieg – das ist einfach unfassbar. Mir fehlen die Worte.“
Die Bestzeit auf der abschließenden Power Stage war ein weiteres Beispiel der Überlegenheit des befreit aufgeigenden Finnen, der mit den fünf Zusatzpunkten auch die Führung in der WM-Wertung übernahm. Ogier konnte aber gut mit dem dritten Gesamtrang leben. Seine aussichtsreichsten WM-Rivalen scheinen ihm die Titelverteidigung mit eigenen Patzern auf dem Silbertablett zu servieren.
Neuville reiste am Ende mit mageren 3 Pünktchen für den dritten Platz bei der Power Stage aus Schweden ab. Citroën-Speerspitze Kris Meeke musste seine Hoffnungen auf eine gute Gesamtplatzierung aufgeben, nachdem er auf WP14 neben die Strecke rutschte und 8 Minuten im Tiefschnee stecken blieb. Der Nordire kam auf der letzten Prüfung auf Rang 4 und fuhr somit nur mit 2 Zählern nach Hause.
In der Galerie haben wir einige Bilder der Rallye Schweden für Sie gesammelt.