Kurz vor der Rallye Portugal ist die Laune im Ford-Lager wieder etwas besser. Nach dem Sieg bei der Rallye Neuseeland konnte Jari-Matti Latvala seinen Rückstand auf Sebastien Loeb auf "nur" noch 36 Punkte verkürzen. Doch nun geht es ausgerechnet an die Algarve, wo sich Latvala bei der WRC 2009 mit seinem Focus per mehrfachem Salto einen Berghang herunterstürzte.
Die Erinnerung an seinen spektakulären Stunt ist immer noch sehr frisch: "Diese Prüfung ist in diesem Jahr wieder im Programm. Beim Testlauf werde ich dort ganz langsam fahren und nachschauen, wo ich abgestürzt bin. Und ich werde meinen Aufschrieb für diese Kurve ändern." Mehr als 800.000 Mal wurde das Video seines Crashs auf YouTube angeklickt. Latvala versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen. "Ich werde die Prüfung nicht besonders angehen."
Hirvonen will in Portugal vorsichtiger agieren
Für Teamkollege Mikko Hirvonen ist Portugal bereits die letzte Chance im Kampf um den WM-Titel der WRC. Sollte Dauerrivale Loeb weiter an der Spitze davonziehen, droht Langeweile im Titelfight. "Neuseeland war eine Enttäuschung für mich", gab Hirvonen zu. Jetzt muss ich meinen Speed wiederfinden. Ich denke momentan gar nicht über die Positionen in der Meisterschaft nach. Ich will einfach nur so schnell fahren, wie ich kann." Die Fehler vom letzten Lauf hat der Finne analysiert. "Ich habe zu stark attackiert, deshalb will ich etwas weniger aggressiv zur Sache gehen."
Das ist auf den tückischen Pisten Portugals auch angebracht. "Das ist hier nicht so einfach", weiß auch Sebastien Loeb zu berichten. "In dieser Saison gibt es viele Kuppen auf den Prüfungen. Diese kleinen Hügelchen verhindern, dass wir die Kurven dahinter richtig lesen können. In dieser Beziehung bildet Portugal einen neuen Höhepunkt." Wer hier zu stark attackiert, landet schnell neben der Piste.
Loeb wäre mit guter Platzierung zufrieden
Volles Risiko will Loeb nicht gehen. Bei seinem komfortablen Vorsprung in der WM ist das auch gar nicht nötig. "Es reicht uns momentan, wenn wir die Rallye im vorderen Feld beenden. Aber ausruhen dürfen wir uns auch nicht." Wer Loeb kennt, der weiß allerdings, dass der ehrgeizige Elsässer keinen Sieg freiwillig verschenkt. Schon gar nicht, wenn es darum geht, die Siegesserie in Portugal auszubauen.
Dabei kommen nicht alle Gegner aus dem Ford-Lager. Auch Citroen-Junior Sebastien Ogier will seinen Landsmann wieder gehörig unter Druck setzen. Genau wie Teamkollege Kimi Räikkönen geht es dem Franzose zwar in erster Linie darum, Erfahrung und Kilometer zu sammeln. Ogier hat mit seinen guten Ergebnissen in dieser Saison allerdings Lunte gerochen. "Es wäre eine tolle Leistung, wenn wir wieder um einen Podiumsplatz kämpfen könnten. Dass wir am ersten Tag als Vierter starten, ist eine gute Ausgangsposition."
Solberg will gute Startposition ausnutzen
Wer früh auf die Piste muss, ist klar im Nachteil. Auf den staubigen Schotterstrecken müssen die Fans also wieder mit Taktikspielchen um die besten Startpositionen rechnen. Die beste Ausgangsposition aus dem Spitzenquintett besitzt übrigens Petter Solberg. Auf dem Weg zu einem Spitzenergebnis hatte der Norweger seinen C4 WRC zuletzt in Neuseeland um einen Strommast gewickelt. Vor der Rallye Portugal musste das Auto erst einmal wieder aufgebaut werden. "Wir sind bereit", erklärte der Wikinger. "Und wir wollen das Beste aus unserer guten Startposition machen."
Insgesamt machen sich 75 Autos auf die 355 Wertungskilometer an der Algarve. Das Feld ist damit so gut besetzt wie noch nie in diesem Jahr. Unter den 18 WRC-Boliden findet sich auch der Ford von Action-Superstar Ken Block. In Portugal will der Kalifornier seinen Ford etwas länger auf der Strecke halten als bei seinem letzten Auftritt in der US-Rallye-Serie in Oregon. Nach einer mehreren Seitwärtsrolle landete Block 50 Meter neben der Piste. "Das ist Teil des Lernprozess", sagte der US-Boy gewohnt lässig, nachdem er durch die Windschutzscheibe aus seinem Wrack geklettert war.