WRC Rallye WM: Ken Block exklusiv

WRC Rallye WM: Ken Block exklusiv
"Habe als Kind schon von Finnland geträumt"

Veröffentlicht am 07.02.2010

Du bist bekannt für Deine Gymkhana-Action-Videos im Internet. Aber auf den Rallye-Pisten musst Du andere Qualitäten zeigen.
Ken Block: Ich bin zum Rallye-Fahren hier und das ist es auch, was ich liebe. Die Videos sind nur für den Spaß zwischendurch. Ich bin mit Skateboarding und Motocross aufgewachsen. Da muss ich auch heute noch zwischendurch meinen Spieltrieb befriedigen. Rallye-Fahren ist so teuer, da sitzt man zu 97 Prozent im Cockpit bei einem Rennen und kann es gar nicht richtig genießen. Deshalb versuche ich so oft wie es geht mit dem Auto Spaß zu haben, über Kuppen zu springen und solche Aktionen zu machen.

Auch auf öffentlichen Straßen?
Ken Block:  Nein, natürlich nicht. (grinst)

Du musst wissen, dass FIA-Präsident Jean Todt ein großer Verfechter der Sicherheit im Straßenverkehr ist.
Ken Block:  Wir machen es nur abgesichert in kontrollierten Situationen. Ich unterstütze natürlich das Road Safety-Programm. Leider gibt es immer wieder Kids da draußen, die nachahmen wollen, was die Rallye-Piloten und ich zeigen.

Geht es Dir bei Deinem WRC-Einstieg auch darum zu zeigen, dass Du nicht nur ein Stuntfahrer und Action-Star bist, sondern ein konkurrenzfähiger Rallye-Pilot? Ist das Teil der Motivation?
Ken Block:  Ich bin vor allem hier, weil ich es liebe, Rallyes zu fahren. Ich fahre seit sechs Jahren in der US-Meisterschaft. Dort war Travis Pastrana mein Teamkollege. Es geht mir vor allem um den Wettkampf.

Wie populär ist der Rallyesport in den USA?
Ken Block:  Leider nicht sehr. Es gibt schon lange Rallyes, aber nie eine ausgedehnte Berichterstattung im Fernsehen, die vergleichbar ist mit den anderen großen Motorsportserien.

Wie ist das Niveau der US-Piloten?
Ken Block:  Viel geringer. Es ist ja nur eine nationale Meisterschaft.

Bis Du schon einmal gegen einen Deiner zukünftigen Gegner angetreten?
Ken Block:  Nicht wirklich. Ich hatte einige Veranstaltungen mit Petter (Solberg) wie zum Beispiel die Baja 300 in Deutschland. Wir hatten viel Spaß. Aber ich hatte noch keine Chance, die Zeiten einer Wertungsprüfung zu vergleichen. Meine Erwartungen sind aber nicht besonders hoch. Das sind die besten Piloten der Welt. Ich bin hier, um meine Fähigkeiten zu verbessern und in der Zukunft konkurrenzfähig zu sein. In diesem Jahr geht es vor allem darum, im Auto auf Speed zu kommen und den Aufschrieb richtig hinzukriegen.

Auch Kimi Räikkönen ist dieses Jahr ein Rookie in der WRC. Er ist von Red Bull, du fährst mit Werbung für den Monster Energy Drink.
Ken Block:  Das stimmt. Aber leider trete ich dabei gegen einen der fantastischsten Formel 1-Piloten aller Zeiten an. Und jetzt werden wir miteinander verglichen, nur weil wir beide Rookies sind. Ich glaube ich bin da leicht im Nachteil.

Also bist Du nicht enttäuscht, wenn Du das Duell verlierst?
Ken Block:  Nein. Er bekommt ja auch mehr Zeit im Auto. Er hatte schon Tests, die Arctic Rallye und er fährt in Schweden.

Wieviel testest Du vor Deinem Debüt in Mexiko?
Ken Block:  Einen Tag auf Schotter. Das wird hart. Es ist schade, dass ich nicht öfter testen kann, aber ich habe einfach nicht die Zeit.

Du fährst parallel auch noch in der US-Meisterschaft. Wie schwer ist es ständig zwischen dem Fiesta und dem WRC-Focus hin und her zu wechseln?
Ken Block:  Das ist wirklich schwierig. Ich habe sogar drei Autos, an die ich mich in diesem Jahr gewöhnen muss. Ich habe eines, mit dem ich in Amerika in der nationalen Meisterschaft fahre, dann bauen wir gerade ein neues Gymkhana-Auto auf. Dieser Fiesta sollte im April oder Mai fertig werden. Ich will damit ein neues Gymkhana 3-Internet-Video drehen. Wir planen außerdem eine Veranstaltung in Amerika, bei der zehn Piloten eingeladen werden, die dann gegeneinander in einem Gymkhana-Event antreten. Außerdem ist ein Auftritt in der englischen Autoshow "Top Gear" geplant.

Ich denke, dass der Wechsel zwischen den Autos mit der Zeit einfacher wird, je öfter man gefahren ist. Leider hatte ich im Rallye-Fiesta nur zwei Testtage und einen Renntag. Das ist wirklich sehr wenig. Vor der Rallye Mexiko gibt es, wie gesagt, nur einen Tag. Es ist also eine harte Aufgabe. Und wenn man dann noch gegen die Weltelite in der WRC antritt, braucht man eigentlich viel Erfahrung im Auto und die bekomme ich einfach nicht.

Du hattest Deinen ersten Fiesta-Auftritt beim SnowDrift und bist ausgefallen. Was ist passiert?
Ken Block:  Wir hatten ein Defekt an der Aufhängung. Durch die vielen Last-Minute-Deals vor der Saison hatten wir kaum Zeit die Autos richtig vorzubereiten und zu testen. Das wird nächstes Jahr sicher besser. Immerhin konnte ich beweisen, was das Auto kann. Ich fuhr auf dem dritten Platz, obwohl ich sehr konservativ unterwegs war. Und dann ist dieser blöde Defekt passiert.

Wirst Du auch in der Rallye WM eher vorsichtig zu Werke gehen und versuchen die Ziellinie zu sehen? Du bist ja eigentlich eher für Deinen verrückten Fahrstil bekannt?
Ken Block:  Ich weiß. (grinst) Das ist das große Problem. Die Erwartungen der Menschen, die nur die Videos gesehen haben, sind nicht realistisch in der Situation, in der ich mich gerade befinde. Vor allem in Mexiko werden die ersten Prüfungen sehr konservativ. Ich will nur durchkommen und Erfahrung sammeln. Hoffentlich klappt es dann schnell besser. Am Anfang geht es nur darum, auf der Straße zu bleiben und Zeit im Auto zu verbringen. Im Laufe der Saison wird es dann hoffentlich nach und nach schneller. Ich hoffe, dass alle verstehen, dass es sehr schwer ist, in das Auto zu springen und direkt konkurrenzfähig zu sein. Ich gebe mein Bestes, aber ich bin auch realistisch und weiß, dass es eine große Herausforderung ist.

Planst Du denn langfristig in der Rallye WM zu bleiben?
Ken Block:  Ja, die meisten meiner Verträge für das WRC-Programm sind auf drei Jahre ausgelegt.

Wirst Du das Programm dann ausweiten?
Ken Block:  Ja, dieses Jahr mache ich sieben Rallyes. Nächste Saison plane ich mit zehn bis zwölf und danach machen wir es komplett. Ich war ganz offen zu meinen Sponsoren und habe gesagt, dass wir es nur langfristig machen. Niemand kann erwarten in so eine Meisterschaft zu kommen und an der Spitze zu fahren. Zum Glück habe ich Sponsoren in meinem Rücken, die bereit sind, Geld und Zeit in mich zu investieren, um auf das richtige Level zu kommen.

Wirst Du auch bei den X-Games und beim Pikes Peak-Bergrennen antreten?
Ken Block:  Pikes Peak weiß ich noch nicht. Aber bei den X-Games auf jeden Fall. Mein Team Ford Monster USA will sich auf der populären Veranstaltung präsentieren. Es ist eines ihrer wichtigsten Ziele, dass ich dort antrete. Die Veranstaltung, die ich lieber als alles andere machen würde, ist die Finnland Rallye. Leider komme ich da dieses Jahr nicht hin.

Das wird sicher einige überraschen, dass Du lieber Finnland machen würdest als die X-Games?
Ken Block:  Finnland bedeutet für mich alles, was die WRC ausmacht. Davon habe ich schon als kleines Kind geträumt. Ich habe immer viel Spaß bei den X-Games, aber es ist ja eigentlich nur wie eine kurze Super Special.

Auf welche Rallyes freust Dich sonst am meisten? Dein erster Auftritt in Mexiko?
Ken Block:  Nein, eigentlich nicht. Ich mag die Pisten, aber die dünne Höhenluft begrenzt die Motorkraft. Es ist ein schöner Auftakt für mich, aber leider nicht mit der Leistung die ich mag. Ich bin bei ein paar Läufen in Neuseeland gefahren. Die WRC-Veranstaltung dort ist einfach unglaublich und macht viel Spaß. Leider fahre ich da dieses Jahr auch nicht.

Und was ist mit der Deutschland Rallye?
Ken Block:  Da bin ich dabei. Ich bin in meinem Leben aber bisher nur zwei Asphalt-Rallyes gefahren. Und das ist eine der härtesten Rallyes der Welt. Sehr schwierige Pisten. Ich habe mir den Unfall von Petter (Solberg) oft angeschaut. Ich kenne also die Gefahren. Aber es wird eine tolle Erfahrung, auf die ich mich schon freue.