Es war ein fleischiger Fiebertraum. Dort, wo sonst 33 IndyCars das größte Sportevent des Planeten abliefern, bestritten sechs autogewordene Hot Dogs das erste "Wienie 500". Auch sonst wurden alle bekannten Traditionen durch den PR-Fleischwolf gedreht. So wich die US-Hymne zum Beispiel kurzerhand dem Werbesong des Metzgerei-Konzerns Oscar Mayer.
Dieser ist nicht nur für seine Würstchen, sondern auch die dazugehörigen Wienermobile bekannt. Ihre Geschichte geht bis in das Jahr 1936 zurück. Seit 1952 fahren sie regelmäßig über die Straßen der Vereinigten Staaten und nehmen an zahlreichen Events teil. Selbst Hot Wheels hat den Werbe-Würsten ein Modell gewidmet.
Ihre Technik in der Schnellübersicht: Die 6-Liter-V8-Wiener sind 24 Hot Dogs hoch, 18 breit und 60 lang (3,35x2,44x8,23 Meter). Ihre Chassis stammen entweder von Pick-up-Trucks oder kleinen Lkw ab. Im Innenraum finden sich ein Hot-Dog-Armaturenbrett, Ketchup- und Senf-Sitze, sowie ein 52-Zoll-Flatscreen. Die, kein Witz, Hotdogger genannten Fahrer steigen über Gullwing-Türen ein.

Sechs Würste, zwei Runden, ein kulinarischer Dauerstreit: Beim Wienie 500 stand viel auf dem Spiel.
Kampf der Hot-Dog-Philosophien
Am Freitag (23.5.) vor dem Indy 500 wurden aus den Promo-Würsten plötzlich Rennautos. Im Rahmen des legendären "Carb Day", der neben dem Abschlusstraining eine Pit-Stop-Challenge und Konzerte umfasst, wagten sich sechs Ableger der Ikone auf die Steilkurven. Es ging dabei tatsächlich um die Wurst – genauer gesagt um die richtige Zubereitung.
Jedes der sechs Wienermobile vertrat eine regionale Gattung des Fastfoods. Darunter waren der "New York Hot Dog" des Nordostens und der "Chili Dog" des Südens. Die Entscheidung fiel über zwei Runden hinweg. Natürlich packten die sechs Fahrerduos, die in passende Rennanzüge gesteckt wurden, nicht die Fleischermesser aus und gaben sich zahm. Die Action folgte einem schnell ersichtlichen Drehbuch. Dieses meinte es allerdings nicht gut mit dem heimischen Publikum, das mit Gusto die anderen Geschmacksrichtungen ausbuhte.
Der "Chi Dog" des Mittleren Westens ging zwar in Führung liegend auf die Start-Ziel-Gerade. Doch von hinten eilte der "Slaw Dog" des Südostens heran. Kurz vor dem legendären Pflasterstein-Streifen, der an die erste permanente Oberfläche des Ovales erinnert, zog der Verfolger vorbei. Aus dem lauten Jubel wurde teils ein enttäuschtes Raunen im 1909 erbauten Nudel- bzw. Wursttopf.

In Sichtweite von Downtown Indianapolis wurde häufig ganz große Automobilgeschichte geschrieben. Die Straßenrelevanz darf hier aber angezweifelt werden.
Aus Milch wird Senf
Trotzdem ließen sich die glücklichen Gewinner der womöglich neuen Tradition nicht beirren. Statt der altbekannten Milch bekamen sie Senf gereicht und spritzten damit um sich. Wenigstens stinkt es auf Dauer nicht ganz so intensiv wie die Anzüge der Indy-500-Sieger. Die ganze Aktion wurde sowohl live beim TV-Partner FOX übertragen (siehe Streamvideo am Ende des Artikels) als auch von mehreren Kamerateams eingefangen. Fans der wilden Würste können sich also bald auf größere Rückblicke freuen.
Wer die 109. Ausgabe des Vorbilds gewinnt, ist im Übrigen nach außen ähnlich offen. Schon der Pole-Sieger im 33 Renner starken Feld war eine riesige Überraschung: Der frühere Ferrari-F1-Testfahrer und jetzige Oval-Rookie Robert Shwartzman schlug die schockierte Konkurrenz bei der Zeitenjagd. Auch sein Team Prema Racing ist ein Newcomer. Die aus der Formel 2 und 3 bekannten Italiener holten sich allerdings massiv Know-how aus den USA.
Das "Greatest Spectacle in Racing" wird von Sky und Motorvision+ übertragen und startet am Sonntag gegen 18:45 Uhr deutscher Zeit. Wenn es nach Sponsor Oscar Mayer geht, sollte die Frage nach dem passenden Snack beantwortet sein.
In der Galerie zeigen wir Ihnen einige Bilder der verrückten Werbeaktion.