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VW Polo WRC Motor
Restriktor kostet mehr als 200 PS

Ein Motor - viele Einsatzgebiete. In der 315-PS-Variante befeuert der 1,6-Liter-Turbo den VW Polo WRC aus der Rallye-WM. Doch mit einem größeren Luftmengenbegrenzer zeigt der Vierzylinder sein wahres Potenzial. Wir haben die technischen Details zum kompakten Power-Paket.

VW Polo WRC - Motor
Foto: Volkswagen

Heinz-Jakob Neußer ruft ins Publikum: "33 Millimeter, das ist exakt die Länge einer Büroklammer. Und das entspricht genau dem Durchmesser des Luftmengenbegrenzers in unserem Polo WRC." Mit großer Geste reckt der VW-Technikvorstand eine Büroklammer in die Höhe. Er weiß, wie man die Zuhörer fesselt - auch wenn es um einen vermeintlich eher drögen Stoff wie den Luftmengenbegrenzer geht. Denn jetzt zieht Neußer quasi das Ass aus dem Ärmel: "315 PS hat der Motor in unserem VW Polo WRC. Wenn dieser 1,6-Liter-Vierzylinder aber einen 45-Millimeter-Restrictor bekommt, leistet er 544 PS."

Unsere Highlights

Das Auditorium bei der Weltmeisterparty von Volkswagen Motorsport applaudiert. 544 PS aus 1,6-Litern Hubraum - das ist doch mal ein Ding, oder? "Historisch gesehen basiert unser Motor auf dem Konzept der Global Race Engine", sagt Donatus Wichelhaus, der Motorenchef der VW-Motorsportler. Die Idee dahinter: Der Weltverband FIA wollte es Automobilherstellern ermöglichen, mit ein und demselben Motor - einem Vierzylinder-Turbo - viele verschiedene Klassen im Motorsport zu bespielen.

Die Spanne reicht vom Formel- 3-Triebwerk, einem Zweiliter-Sauger mit 220 PS, über die Rallye- und die Tourenwagen-WM bis hin zur Formel 1 mit einer Leistung von rund 600 PS. Nach viel politischem Hickhack wurde in der Formel 1 bekanntlich dann doch einem V6-Turbo der Vorzug gegeben. Aus Sicht von Volkswagen spielt dies aber keine Rolle. Denn offiziell ist das Thema Formel 1 für VW ein absolutes No-Go.

Motorenchef Wichelhaus ist vom Reglement sehr angetan: "Da hat die FIA richtig Weitblick bewiesen." Für einen Laien wirkt dieses Regelwerk eher verwirrend: Von der Beschaffenheit der Materialien ist die Rede, von Mindestgewichten für Bauteile wie Pleuel und Kolben und sogar von Mindestbreiten für die Lager der Kurbelwelle.

VW Polo WRC-Motor auf maximal 600 PS ausgelegt

Sofern man kein Motorenkonstrukteur ist, genügt es zu wissen, dass die Global Race Engine auf eine Leistung von 600 PS ausgelegt ist. All die PS-schwächeren Abkömmlinge verfügen also gewissermaßen über überdimensionierte Bauteile. "In der Rallye-WM verfügt ein Fahrer pro Saison über drei Motoren", sagt Wichelhaus. Die Zuverlässigkeit besitzt also höchste Priorität. Tatsächlich gab es bei den 30 WM-Rallyes, die VW seit dem Einstieg in die WM im Januar 2013 bestritt, keinen einzigen schlimmen Schaden am Motor.

In der US-Serie Global Rally Cross ist VW seit diesem Jahr mit zwei Allrad- Beetle für die Fahrer Scott Speed und Tanner Foust vertreten. "Bei den Motoren der Beetle handelt es sich um die Triebwerke aus den Polo WRC von 2013", verrät Wichelhaus. "Es ist sozusagen eine Zweitverwendung. Und ein schönes Beispiel dafür, wie man Geld sparen kann."

Für die Leistungssteigerung um fast das Doppelte, von 315 PS auf 544 PS, benötigt VW Motorsport nur wenige Zutaten. Der wichtigste Faktor ist der größere Luftmengenbegrenzer, 45 statt 33 Millimeter im Durchmesser. Wichelhaus greift zum Taschenrechner und verkündet dann: "In die Brennräume des WRC-Motors kann man wegen des Begrenzers höchstens 730 Kilo Luft pro Stunde bekommen, im Rallycross- Motor sind es 1.360 Kilo Luft pro Stunde."

Größerer Turbo und Nockenwellen bringen zusätzliche Power

Der zweite große Unterschied bei den beiden Varianten des 1.600ers ist der Turbolader: Im Beetle werkelt ein wesentlich größerer Turbo von Garrett. Dazu kommen noch Nockenwellen mit geänderten Steuerzeiten - und fertig ist der Umbau.

Mindestens genauso wichtig wie Leistung und Zuverlässigkeit ist die Fahrbarkeit. Bei beiden Motorvarianten kümmert sich ein Umluftsystem (Anti Lag System, ALS) darum, dass der Turbolader den Ansaugtrakt stets unter Druck hält und dass der Motor verzögerungsfrei zur Sache kommt. Der auto motor und sport-Autor kann aus eigener Anschauung bestätigen: Das ALS funktioniert – und wie. Der Polo WRC geht wie Schmidts Katze.

Der letztjährige Tracktest in Ogiers Weltmeisterauto zeigte, dass die 100-km/h-Marke schon nach 90 Metern erreicht ist. In der Rallycross-Szene kann man darüber bloß müde lächeln. 544 PS und Allradantrieb - das ergibt raketenartige Fahrleistungen. Selbst die Rallycross-Profis räumen ein: "Bei uns geht es nur um die Traktion. Leistung haben wir genug."

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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