Nach einer fast perfekten Saison für dem VW Polo WRC gab es bei den VW-Ingenieuren eigentlich nur wenig Handlungsbedarf. Dennoch haben Technikdirektor Willy Rampf und Projektleiter Francois-Xaver Demaison in viel Detailarbeit einen neuen Polo auf die Räder gestellt, der die Konkurrenz abermals das Fürchten lehren soll.
Schon optisch kommt das neue Rallye-Projektil aus Wolfsburg aufgefrischt daher. Der Polo WRC 2015 kommt deutlich dunkler daher als sein Vorgänger. Dominierten früher im Blau-Weiß-Mix die hellen Töne, kommt der Kleinwagen nun vor allem an der Front deutlich dunkler daher. Der neue Look passt zum Hauptsponsor. Auch in der Formel 1 oder der DTM sind die Red Bull-Autos bekanntlich vorwiegend dunkelblau gehalten.
VW Polo WRC 2015 in vielen Details verändert
Will man die Änderungen an der Technik erkennen, muss man schon etwas genauer hinschauen. Äußerlich fallen vor allem die Retuschen am Heckflügel und den vorderen Radkästen auf (siehe Bildergalerie). Mehr hat sich unter der Haube getan. Modifizierte Aufhängung, steiferes Chassis, niedrigerer Schwerpunkt. Dazu soll die Service-Freundlichkeit verbessert worden sein.
Der Pilot wechselt die Gänge nach einer Änderung des Reglements nun wieder an einer Wippenschaltung. Beim VW befindet sich rechts vom Lenkrad ein Paddel. Dazu musste im Motorraum eine neue Hydraulik-Einheit mit einem Maximaldruck von 150 bar untergebracht werden, die in einem Kreislauf mit der Handbremse arbeitet. Das Gehäuse des Sechsgang-Getriebes ist etwas kompakter geraten, das Innenleben ist mit dem des Vorgängers identisch.
Seine Stärken in Sachen Motor und Traktion will der Polo WRC natürlich auch 2015 wieder ausspielen. Bei Radarmessungen der Gegner sorgte der Antrieb in der Vergangenheit immer wieder für Staunen. Auch wenn Chefkonstrukteur Demaison schwört, sein neues Auto könne angesichts des engen Reglements gar nicht so viel besser sein als das bisherige, zittert die Konkurrenz.
Kaum Spielraum für Verbesserung
Weil der alte Polo von Beginn an so dominant war, konnten sich die Techniker früh auf die Entwicklung des Nachfolgers konzentrieren. Nach einem Jahr Tüfteln wäre alles andere als eine erneute drückende Überlegenheit der Titelverteidiger eine Riesenüberraschung. Nachdem die Erfolgstruppe aus Niedersachsen in der abgelaufenen Saison 12 von 13 WM-Läufe gewinnen konnte, gibt es nicht mehr viel Spielraum für Verbesserung. VW hat allerdings ein bestimmtes Ziel: Der Fluch beim Heimspiel soll endlich besiegt werden. Ausgerechnet bei der Rallye Deutschland verzeichnete VW einen Doppelausfall.
Spannung kann die WM 2015 allerdings dann gewinnen, wenn sich Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala ein noch knapperes Duell als 2014 liefern. Stallorder ist bei Sportchef Jost Capito verpönt und so darf auch Junior Andreas Mikkelsen voll angreifen. Bei 3 zweiten Rängen ist der erste Sieg des Norwegers wohl nur eine Frage der Zeit.