Saisonvorschau Rallye WM 2014: Alle gegen Volkswagen

Saisonvorschau Rallye WM 2014
Alle gegen Volkswagen

Veröffentlicht am 13.01.2014

Never change a winning team: So lautet die Devise von VW-Sportchef Jost Capito. Warum sollte er auch etwas ändern? Seine Mannen gewannen 2013 zehn von 13 Rallyes. Schon in der Debütsaison 2013 wartete die Konkurrenz vergebens auf lähmende Kinderkrankheiten am nagelneuen Polo. Und das Auto aus der Feder von Projektleiter François-Xavier Demaison erwies sich nicht nur als sehr zuverlässig, sondern auch als erstaunlich schnell. Übereinstimmend attestieren die Fahrer dem VW den stärksten Motor und die beste Traktion.

Weil die Konkurrenz finanziell klamm ist, hat VW zugestimmt, die technische Weiterentwicklung einfrieren zu lassen - eine kluge Entscheidung, wenn man ohnehin das beste Auto hat. Die Technikabteilung kann sich schon seit dem vergangenen Sommer mehr oder weniger voll auf die Entwicklung des Autos für 2015 konzentrieren.

Volkswagen mit bekanntem Rallye-Personal

Ruhe herrschte bei VW auch in Sachen Personal. Die deutsche Truppe ist die einzige, bei der es in den Cockpits keine Änderungen gibt. Der neue Weltmeister Sébastien Ogier hatte ebenso einen Vertrag für 2014 wie Jari-Matti Latvala und Nachwuchsmann Andreas Mikkelsen. Der 24-jährige Norweger fuhr in seiner ersten kompletten WRC-Saison zwar einige schnelle Zeiten, muss aber 2014 aufpassen, dass ihm nicht der Stempel "ewiges Talent" aufgedrückt wird.

Mit Spannung erwartet der WM-Zirkus das teaminterne Duell von Ogier und Latvala. Der Finne begann die Saison 2013 mit einigem Testrückstand gegenüber Ogier. Latvala musste sich erst einmal an den Polo WRC gewöhnen. Das teaminterne Duell nach Siegen ging 2013 mit neun zu eins an den Franzosen. In der kommenden Saison will der WM-Dritte Latvala zeigen, dass er nicht nur dann gewinnen kann, wenn Teamkollege Ogier technische Probleme hat.

Citroën mit Neustart auf kleiner Flamme

Dass Rekord-Weltmeister Sébastien Loeb nach neun Fahrer-Titeln und sieben Markenweltmeisterschaften endgültig von der Bühne abtritt, war für die Mannschaft aus Versailles schon schwer genug zu verkraften, aber fast noch schwerer wiegt, dass bei den erfolgsverwöhnten Franzosen nur noch Leichtgewichte anheuern.

Ogier vergraulte man schon 2011, Citroën-Gewächs Thierry Neuville ging nach einem Jahr bei Ford lieber zu Hyundai, und Robert Kubica wechselte zu Ford. Die letztjährigen Fahrer Mikko Hirvonen und Dani Sordo kämpften bis zur völligen Verunsicherung mit dem auf Loeb zugeschnittenen DS3 WRC und bekamen den Laufpass.

Citroën muss 2014 beweisen, dass man es noch ernst meint mit der Rallye-WM. Schon im Frühsommer 2013 wurde Technik-Chef Xavier Mestelan-Pinon zur Entwicklung des C-Elysée für die Tourenwagen-WM abgezogen, seit März gab es am DS3 WRC keine nennenswerte Weiterentwicklung. Wegen der Absatzkrise des Unternehmens fehlt es der Sportabteilung an Geld.

Khalid al Qassimi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten fährt ein drittes Werksauto, weil er aus dem Emirat Abu Dhabi wichtige Millionen bringt. Mads Östberg gewann in fünf Jahren bislang nur eine WM-Rallye: Citroën-Pilot Hirvonen war 2012 in Portugal wegen einer illegalen Kupplung disqualifiziert worden. Der Norweger zeigte 2012 bei Ford eine stark ansteigende Form, blieb aber im Vorjahr ziemlich blass.

Der Nordire Kris Meeke war einmal die große Hoffnung Britanniens, aber neben WP-Bestzeiten ist der frühere IRC-Champion immer für einen Abflug gut. Meeke hat erst ein Dutzend Rallyes im WRC-Auto auf dem Buckel, bei seinen Citroën-Probeeinsätzen in Finnland und Australien überschlug er sich.

M-Sport weiter ohne Ford-Unterstützung

Als sich Ford Ende 2012 von der WM verabschiedete, sahen viele das Einsatzteam M-Sport leise den Bach runtergehen. Aber die Truppe von Malcolm Wilson präsentierte sich 2013 mit Geld von Sponsor Katar und Neuzugang Thierry Neuville äußerst schlagkräftig. Der Belgier schrammte zweimal knapp an einem Sieg vorbei und wurde am Saisonende Vizeweltmeister.

Trotz eines großzügigen Angebots konnte Wilson das Top-Talent der Szene nicht halten, landete aber dafür einen neuen Coup: Der Engländer überzeugte den Ex-Formel 1-Star Robert Kubica, komplett in die Rallye-Szene zu wechseln, und lockte ihn von Citroën weg, wo der Pole überraschend in seiner ersten Saison gleich WRC2-Weltmeister geworden war. Beschleunigend für den Wechsel war der Umstand, dass Kubicas Sponsor Lotos mit Citroën-Geldgeber Total konkurriert.

Mikko Hirvonen hatte nach einer schwachen Saison bei Citroën das Karriere-Ende schon vor Augen. Der Finne fand jedoch Unterschlupf bei M-Sport, wo er 2008, 2009 und 2011 Vizeweltmeister geworden war. Wenn es Wilson gelingt, den Finnen wieder aufs Gleis zu stellen, ist dieser einer der wenigen Siegfahrer, die der Szene geblieben sind.

Einen Versuchsballon startet Wilson mit Elfyn Evans. Der 25-jährige Waliser war im Vorjahr nach Kubica der stärkste Mann der zweiten WM-Liga und sollte eigentlich ein weiteres Jahr WRC2 fahren. Nun erhält Evans überraschend eine komplette Saison im WRC.

Der Fiesta WRC war 2013 auch ohne Hersteller im Rücken absolut konkurrenzfähig. Er bekommt ein Facelift und dazu einen etwas kräftigeren Motor. Im Jahr 2013 blieb Wilsons Team zwar ohne WM-Sieg. Es ist aber gut möglich, dass das M-Sport-Team mit Hirvonen wieder auf die oberste Stufe des Podiums zurückkehrt.

Hyundai mit starkem Fahrerpersonal

Im Rallye-Zirkus gab es noch zum Saisonende 2013 Zweifler, ob man den Einstieg der Koreaner überhaupt ernst nehmen müsse. Zu unrealistisch schien der Zeitplan, zu gut in Erinnerung ist die erfolglose Rallye-Kampagne des Unternehmens ein Jahrzehnt zuvor. Doch nach der Verpflichtung von Thierry Neuville sollten alle Zweifel ausgeräumt sein, dass Hyundai es ernst meint.

Der Belgier war auf dem Fahrermarkt der begehrteste Nachwuchsmann seit Sébastien Ogier und ist als großer Antreiber und akribischer Arbeiter bekannt. Der frisch gebackene Vizeweltmeister stürzte sich direkt nach Saisonende in die Testarbeit mit dem neuen i20 WRC.

Das Auto wird zum Saisonstart in Monte Carlo rund 80 Testtage hinter sich haben, aber wie Weltmeister Volkswagen ein Jahr zuvor keinen einzigen Wettbewerbskilometer. Es ist fraglich, ob der jüngste WM-Einsteiger verglichen mit den aktuellen World Rally Cars voll mithalten kann.

Teamchef Michel Nandan weist regelmäßig darauf hin, dass man Anfangserfolge wie bei VW kaum erwarten könne. Mit dem ein oder anderen Podiumsplatz in der zweiten Jahreshälfte und vor allem ein paar Bestzeiten wäre man in Alzenau zufrieden. Was die Cockpit-Besetzungen angeht, hat Hyundai die zweitstärkste Truppe nach Titelverteidiger VW.

Das zweite Auto neben Neuville teilen sich Dani Sordo, und die bisherigen Hyundai-Testfahrer Juho Hänninen und Chris Atkinson. Asphalt-Ass Sordo macht in Monte Carlo den Anfang und fährt die weiteren drei Asphalt-Läufe. Allrounder Atkinson darf sich in Mexiko und seiner Heimat Australien beweisen. Die restlichen sieben Rallyes gehen an den Schotter- und Schnee-Spezialisten Hänninen.

In unserer Fotogalerie stellen wir Ihnen die Teams, die neuen Autos und die Piloten für die Saison 2014 noch einmal in Bildern vor.