Die Provinz Värmland macht ihrem Namen wieder einmal Ehre. Zwar soll es in dieser Woche noch ein bisschen schneien, die Temperaturen bei der laut eigener Betrachtung "einzigen echten Winter-Rallye" der WM liegen aber laut Wetterbericht in diesem viel zu warmen Winter auch im Süden Schwedens eher bei knapp über null.
Immerhin gibt es reichlich Schnee, aber bei dem nicht allzu tief gefrorenen Untergrund könnten die Allrader durchaus den Boden der Waldwege so aufreißen, dass spätestens beim zweiten Durchgang der Prüfungen der Schotter durchscheint.
Volkswagen will Vorjahressieg wiederholen
Ziemlich bewölkt war die Stimmung der Skandinavier im Vorjahr, als sie mitansehen mussten, wie nach dem großen Sébastien Loeb nun der nächste Franzose die Bastion Schweden schliff. Der VW-Truppe wird beim ersten WM-Sieg des Polo WRC auch ein Jahr später immer noch warm ums Herz.
Die Ursupatoren aus Hannover sind aber nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite gut aufgestellt. Jari-Matti Latvala feierte in Schweden 2008 seinen ersten WM-Sieg. Insgesamt gewann der Finne in Karlstad zwei Mal, und 2014 reist er frohen Mutes an, denn erstmals hat er in zehn WM-Jahren auch einmal WM-Punkte aus Monte Carlo mitgebracht. Nicht zu unterschätzen ist auch Andreas Mikkelsen. Gerade volljährig fuhr er in Karlstad 2008 in einem privat eingesetzten Ford Fiesta einen fünften Rang ein.
Zusätzliche Motivation für den Sunnyboy aus Norwegen ist der Umstand, dass vier Prüfungen der ersten Etappe mitsamt Mittagsservice in Norwegen stattfinden. Dort will auch Mads Östberg zuschlagen. Mikkelsens langjähriger Rivale um den Titel des größten norwegischen Talents hat sich im WM-Zirkus längst etabliert und in diesem Jahr gar einen Sitz im Citroën-Werksteam ergattert.
Schon 2011 war Östberg auf dem gewohnt eisigen Untergrund nahe am Sieg, doch steckte er zugunsten von Teamkollege Mikko Hirvonen zurück. Östberg bereitete sich mit einem Einsatz in der norwegischen Meisterschaft auf den zweiten WM-Lauf vor und ließ sich gar besiegen, denn Östberg fuhr die in der WM gebräuchlichen Michelin-Einheitsreifen, während Sieger Pontus Tidemand mit schmaleren Winterreifen im Vorteil war.
Solberg-Clan mit Großaufgebot in Schweden
Schwedens Nachwuchshoffnung Tidemand gehört zum norwegischen Solberg-Clan, der mit einem Großaufgebot vertreten ist. Tidemand ist mit einem Ford Fiesta am Start und hofft auf ein Top-Fünf-Ergebnis wie sein Stiefvater. Der heißt Henning Solberg und hat nach längerer Abwesenheit mal wieder das Budget für einen WM-Lauf aufgetrieben.
Als Privatier zu starten kommt dagegen für seinen Bruder nicht in Frage. Ex-Weltmeister Petter Solberg tritt wie 2013 in einem Ford Escort MkII an und will damit die parallel ausgetragene, historische Schweden-Rallye gewinnen, bei der Schwedens Legende Stig Blomqvist mit seinem 1984er Weltmeister-Auto, einem Audi Quattro am Start sein wird.
So etwas wie die letzte Hoffnung ist die Rallye Schweden für Mikko Hirvonen. Nach seiner schwachen Citroën-Saison und einer ebenfalls eher mäßigen Monte geht es für den Mann aus Jyväskylä nach seiner Rückkehr zum M-Sport-Team und einem erfolgreichen Test im Fiesta WRC, mit dem er schon 2011 hier gewann, wieder aufwärts.
Grönholm führt Kubica übers Glatteis
Ein Finne soll auch einen weiteren Ford-Mann zu starker Leistung anfeuern. Der zweifache Weltmeister Marcus Grönholm setzte sich beim Test neben WRC-Neuling Robert Kubica. Der Ex-Formel-1-Mann fährt seine erste echte Winter-Rallye. Auf verschneiter Piste glänzte der Pole schon mit Bestzeiten in Monte Carlo, allerdings flog er dort am zweiten Tag von der Piste.
Während es für den dritten M-Sport-Werksfahrer Elfyn Evans eher um das Sammeln von Erfahrung geht, muss ein weiterer Ford-Rückkehrer in Schweden alles auf eine Karte setzen. Ott Tänak galt einmal als größtes Talent der Szene, wurde aber von Malcolm Wilson nach einem enttäuschenden WRC-Jahr ausgemustert. Nun ist der Este mit Hilfe seines Mentors Markko Märtin wieder am Start und will beweisen, dass er doch in die WM gehört.
Zweiter Anlauf für Neuling Hyundai
Ohne Zweifel dazu gehört Thierry Neuville mit seinem Hyundai. Die Neulinge aus Korea reisen trotz des frühen Doppelausfalls in Monte Carlo frohen Mutes nach Norden, hat sich der i20 doch schon auf den ersten Kilometern als flottes Sportgerät erwiesen. Allerdings hat die Mannschaft aus Alzenau bisher noch nicht allzu viel Erfahrung auf Schnee sammeln können, für Neuville geht es also vor allem um das Sammeln von Kilometern.
Ins Ziel soll auch sein Teamkollege Juho Hänninen fahren, aber der Finne hat rund um den Service-Park in Hagfors gleich zwei Scharten auszuwetzen. Zum einen steckte er hier 2013 für mehr als eine Minute hilflos im Schnee fest, zum zweiten will er beweisen, dass der Stempel "Ewiges Talent" auf den bereits 32-Jährigen nicht passt.
Die diesjährige Schweden-Rallye wartet mit immerhin 24 Wertungsprüfungen auf, bei einer gewerteten Streckenlänge von 324 Kilometern zählt sie dennoch zu den kürzesten WM-Läufen. Im Gegensatz zur Rallye Monte Carlo sind die Zeitabstände traditionell eher knapp. Die Rallye beginnt am Mittwochabend (5.2.2014) mit der traditionellen Auftaktprüfung auf der Trabrennbahn in Färjestad und endet am Samstagabend in Karlstad.