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Vorschau Rallye Sardinien
Der zehnte Versuch

Eigentlich war die Rallye Sardinien schon ein Auslaufmodell. Mit neuem Konzept macht der Veranstalter den Versuch, weiter eine italienische Rallye im Kalender zu halten. Die Favoriten kommen wie im Vorjahr aus Deutschland.

Rallye Sardinien VW Polo WRC
Foto: VW

Es war nie die große Liebe zwischen dem Rallye-WM-Zirkus und der schönen Insel. Sardinien kam in der Weltmeisterschaft erst 2004 ins Spiel, als die etablierte Rallye San Remo schwer abgewirtschaftet hatte. Nur kurz genossen die Akteure und Vermarkter das türkisfarbene Meer an der grandiosen Smaragdküste, die pittoresken Felsen im Inland und die tückischen Schotterpfade mit der fulminanten Sprungkuppe "Micky’s Jump“ am Monte Lerno. Doch der Transport über das Mittelmeer ist aufwändig und teuer, das fanden schließlich auch die Fans. Bei kaum einem WM-Lauf war der Service Park so leer wie am Hafen von Olbia. Mit großem Getöse kündigte der Verband im Vorjahr zumindest für den Start einen Umzug nach Rom an, doch alles verlief mangels Geld und Engagement im Sande. Es gibt weder einen italienischen Hersteller, noch einen nennenswerten italienischen Topfahrer.

Unsere Highlights

Rallye mit neuem Konzept

Dass Sardinien noch Teil der WM ist, verdankt die Rallye vor allem dem Umstand, dass mögliche Überseekandidaten in China und Brasilien noch nicht so weit sind. Aber die Italiener kämpfen um ihre Veranstaltung. Um frischen Wind in die Sache zu bringen, ist das Zentrum beim zehnten Gastspiel der weltbesten Drifter vom Nordosten der Insel in den Nordwesten umgezogen. Das Hauptquartier liegt nun am Yachthafen des kleinen Städchens Alghero. Erstmals wird die Rallye auch durch die Inselhauptstadt Cagliari fahren. Dort wird pünktlich zum Sonnenuntergang am Donnerstagabend (5.6.) der zeremonielle Start abgehalten, bevor die Teams in der Stadt auf eine erste 1,3 Kilometer kurze Zuschauerprüfung gehen.
 
Die zwei folgenden Tage haben es in sich. Am Freitag stehen acht Prüfungen mit 160 WP-Kilometern auf dem Programm. Am Samstag sind es nur vier, aber die Fahrer sind trotzdem lange unterwegs, weil sie auf die andere Seite der Insel müssen. Die Monte-Lerno-Prüfung ist neu abgesteckt und führt über 59 Kilometer. Sollte sich die Rallye dann noch nicht entschieden haben, folgen noch vier Prüfungen am Pfingstsonntag. Den Abschluss bilden die von 12,5 auf acht Kilometer verkürzte Prüfung Cala Flumini bei Sassari, wo auch die Extrapunkte der Powerstage vergeben werden. Insgesamt stehen bis zum Ziel gegen 13:34 Uhr am Sonntagnachmittag 17 Prüfungen über 357 Kilometer auf dem Programm.

Pisten erlauben keine Fehler

Auf der weitgehend bekannten Streckenführung ist die Aufgabe für die Fahrer stets die gleiche: Bei allem nötigen Tempo möglichst nicht von der Ideallinie abkommen. Denn neben derselben findet sich loser und extrem rutschiger Schotter. Die Pfade der Insel sind nicht allzu breit, wer vom Weg abkommt trifft meist direkt einen Stein oder gar einen Felsblock. "Hier gibt es keinen Raum für Fehler“, sagt Robert Kubica, der sich im Vorjahr in seiner zweiten Heimat Italien die Krone der WRC2-Wertung aufsetzen durfte.
 
Als Tabellenführer muss VW-Werksfahrer Sébastien Ogier am Freitag die Piste für die Kollegen freifahren und dürfte dabei etwas Zeit einbüßen. Gut für Teamkollege Jari-Matti Latvala, der als Zweiter schon beim letzten WM-Lauf in Argentinien diesen Vorteil nutzte. Bei Windstille behindert Staub in der Luft die Sicht der Nachfolgenden. Nicht selten erhöht der Veranstalter daher die Startabstände der Topfahrer von zwei auf drei Minuten.
 
Die Fans versprechen sich an der Spitze einen spannenden Kampf. Angesichts eines großen Vorsprungs in der Marken-WM und drei Fahrern an der Spitze der Fahrer-Tabelle kann es sich Sportchef Jost Capito leisten, seine Mannen ohne jede Stallregie aufeinander losgehen zu lassen. Interessant wird die Frage, ob Junior Andreas Mikkelsen mit seinen etablierten Kollegen mithalten kann. Der Norweger hat sich mit seinem finnischen Beifahrer Mikko Markkula auseinandergelebt und seinen alten Stammbeifahrer Ola Floene zurück ins Cockpit geholt.

Auch Ford mit Chancen

Abgesehen von den favorisierten VW-Männern muss man ein Auge auf den nach seiner Rückkehr zu M-Sport-Ford immer besser in Fahrt kommenden Mikko Hirvonen haben. Der Fiesta ist auf rutschigem Schotter traditionell gut, und Hirvonen ist neben Ogier und Latvala der einzige amtierende Werksfahrer, der schon auf Sardinien gewonnen hat – wenn auch mit Hilfe seines damaligen Teamkollegen Latvala.
 
Hirvonens Teamkollege Elfyn Evans hat die heikle Aufgabe, einerseits Kilometer und Erfahrung zu sammeln, andererseits muss der Waliser auch mit guten Zeiten auf sich aufmerksam machen. Auch für den dritten Fiesta-Fahrer Kubica geht es um mehr als nur Erfahrung sammeln. Für ihn ist Sardinien die Vorbereitung auf sein Heimspiel. Der nächste WM-Lauf ist Ende Juni in Polen.

Citroën mit Ambitionen

In Angriffslaune sind die Citroën-Piloten. Kris Meeke kennt Sardinien noch von der Intercontinental Rally Challenge, startet aber auf der Insel erstmals im WRC. Trotz einiger Patzer im ersten Saisondrittel, will es der Nordire wissen: "Wir hatten einen sehr guten ersten Tag in Argentinien, daran will ich anknüpfen.“ Teamkollege Mads Östberg legt die Latte noch ein bisschen höher: "Wir haben beim Testen das Setup verbessert. Ich bin hier immer ins Ziel gekommen und will aufs Podium.“ Der Norweger träumt von Rang zwei.
 
Interessant dürfte der Auftritt des Junioren-Weltmeisters sein. Sébastien Chardonnet ist nach den Namensvettern Loeb und Ogier die dritte große Hoffnung Frankreichs und Citroëns in anderthalb Jahrzehnten. Chardonnet gewann mit dem Junioren-Titel eine Saison in der WRC2-Kategorie, und kann nach der späten Homologation des Citroën DS3 R5 endlich in die Saison eingreifen.
 
Und noch ein hoffnungsvoller Nachwuchsfahrer ist am Start: Das Hyundai-Team setzt ab sofort bei allen WM-Läufen drei Werks-Autos ein. Neben Vize-Weltmeister Thierry Neuville und Schotter-Spezialist Juho Hänninen darf sich erstmals der Neuseelander Haydon Paddon in einem World Rally Car versuchen. In Gruppe-N-Mitsubishis und Super-2000-Skodas bewies der 27-Jährige Talent und Tempo, hatte aber oft Pech und konnte wenig Resultate vorweisen. Für sein Team gibt Teamchef Michel Nandan bescheidene Ziele aus: Kilometer sammeln und ein paar Punkte holen.

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