WRC: Vorschau Rallye Portugal 2013

Vorschau Rallye Portugal 2013
Stunde der Wahrheit

Zuletzt aktualisiert am 11.04.2013

Nach wechselhaftem Winterwetter in Monte Carlo, Schnee und Eis in Schweden und dünner Höhenluft in Mexiko, kehrt die Rallye-WM beim vierten WM-Lauf zurück zum ganz gewöhnlichen Schotteralltag. Am Freitagmorgen (12.4.2013) startet in Faro die Rallye Portugal und damit nach Meinung der Teamchefs von VW, Citroën und Ford die erste klare Standortbestimmung über die Kräfteverhältnisse in der Saison 2013.

Dass seine zwei Siege und die Tabellenführung von VW-Pilot Sébastien Ogier nur den speziellen Bedingungen der ersten Läufe geschuldet sind, glaubt indes im Service-Park vor dem ehemaligen EM-Stadion von Faro kein Mensch. Sowohl das M-Sport-Team mit seinen Ford Fiesta als auch Citroën mit dem DS3 kommen mit Modifikationen am Motor nach Portugal. "Wir dürfen uns keine Fehler leisten", mahnt Technikchef Francois Mestelan seine Mannschaft und seine Fahrer.

Für die Titelverteidiger aus Frankreich ist die Rallye am Atlantik die zweite Veranstaltung ohne Superstar Sébastien Loeb, der zum Karriereabschluss 2013 nur vier Läufe bestreitet. Dementsprechend lastet der Druck vor allem auf der neuen Nummer eins Mikko Hirvonen, der sich allerdings bisher nicht in Top-Form präsentierte und zuletzt in Mexiko unter Rückenschmerzen litt. Völlig außer Form war dort Dani Sordo, doch der Spanier tankte beim Fafe-Sprint, einer Showprüfung vor der eigentlichen Rallye, mit dem Sieg frische Motivation.

Ogier Favorit für Portugal-Rallye

In Fafe musste VW-Teamleader Ogier wegen Krankheit passen, der Franzose gilt aber am kommenden Wochenende erneut als klarer Favorit. Sein VW Polo hat sich bisher sowohl als extrem schnell als auch als sehr zuverlässig gezeigt, und Ogier fühlt sich in Portugal pudelwohl. Hier holte er gegen den großen Loeb 2010 seinen ersten WM-Erfolg, den er 2011 wiederholte. "Die einzige Rallye, die ich bisher zwei Mal gewonnen habe", sagt der Mann aus Grenoble stolz.

Teamkollege Jari-Matti Latvala hat eine durchwachsene Bilanz an der Algarve. Mehreren Unfällen steht ein dritter Platz als bestes Ergebnis gegenüber. Der Finne versucht seit Schweden, seinen Fahrstil auf den Polo abzustimmen und glaubt sich nach den jüngsten Schotter-Tests auf dem richtigen Weg. In Portugal geht VW erstmals mit drei Werks-Autos an den Start. Der Norweger Andreas Mikkelsen gilt als großes Talent und fährt bis zum Saisonende Polo Nummer drei.

Ford will ersten Saisonsieg

Der erste will endlich wieder Mads Östberg sein. Der langjährige Mikkelsen-Rivale hat als Ford-Speerspitze in Schweden und Mexiko geglänzt, scheiterte aber an Defekten. Der Vorjahressieger von Portugal gab sich nach den Tests ebenfalls sehr zufrieden und hält den Fiesta auch 2013 für siegfähig.

Siegen will auch Christian Riedemann, der nach einem Jahr im deutschen Championat auf die WM-Bühne zurückkehrt. Der Norddeutsche steuert mit Rückenwind des deutschen Importeurs einen DS3 im neuen der Markenpokal "Citroën-Top-Driver-Serie".

Sepp Wiegand liegt als Tabellenführer der WRC2-Kategorie bereits auf dem ersten Rang. Den Sieg in Portugal peilt der VW-Junior nicht unbedingt an, aber junge Sachse will im Skoda Fabia S2000 von Skoda Deutschland unbedingt punkten, um seine Position in der Tabelle zu festigen. Er trifft nach Monte Carlo auf den hoch gehandelten Finnen Esapekka Lappi, der ebenfalls einen Skoda fährt und gerade auf Schotter extrem stark ist. Aber auch Wiegand macht sich nicht bange: "Ich freue mich auf den Schotter. Das ist mein Element."

Kubica auf neuem Terrain

In ganz neues Fahrwasser begibt sich in der WRC2 der frühere Formel-1-Pilot Robert Kubica. Der Pole, der seiner Rallye-Leidenschaft seit Jahren frönt, verlor durch einen schweren Rallye-Unfall 2011 jede Chance auf eine Formel-1-Rückkehr und ist mit einem nur bedingt belastbaren rechten Arm gehandicapt. Citroën hat Kubica mit dem Segen der FIA einen DS3 RRC mit einer speziellen Handschaltung gebaut.

Von Handicap kann allerdings bei seiner Leistung keine Rede sein. Beim Probegalopp, dem EM-Lauf auf den Kanaren führte Kubica mühelos das Feld an, bis er abermals mit Unfall ausschied. Mit Schotter hat der Krakauer allerdings noch nicht ganz so viel Erfahrung.

Weniger Prüfungen, weniger Reifen

In Portugal ist auf Seiten der Fahrer neben Schnelligkeit vor allem Selbstbeherrschung gefragt. Während sich an der Distanz von rund 380 Wertungsprüfungskilometern gegenüber dem Vorjahr praktisch nichts geändert hat, sank die Zahl der Prüfungen von 22 auf 14. Statt 40 Reifen stehen den Teams pro Auto nur 24 zur Verfügung. Besonders am finalen Sonntag müssen die Fahrer mit ihren Gummis haushalten. Die Prüfung Almodovar ist mit 52 Kilometern eine der längsten im Kalender.

Almodovar bildet auch den Abschluss und die Powerstage, auf der drei Extra-Punkte für den Sieger vergeben werden. Gerade beim zweiten Durchgang sind die Reifen wegen des zunehmend steinigen Untergrunds gefährdet. Egal also, wer mit wie viel Vorsprung ins Finale geht, das Zittern und Nägelkauen findet bei den Teams bis zum letzten Kilometer kein Ende.

Zur Einstimmung haben wir in unserer Bildergalerie die besten Fotos der Rallye Portugal 2012.