"Ich bin schockiert von dem Unfall", teilte Nico Rosberg am Dienstagabend (27.5.2014) über seinen Twitter-Account mit. Der Formel 1-Star war nur wenige Meter entfernt, als DTM-Kollege Pascal Wehrlein bei einem Werbedreh im Trainingslager der Fußball-Nationalmannschaft im Passeiertal (Südtirol) zwei Personen erfasste. Mittlerweile scheint aufgeklärt, wie es zu der Kollision kommen konnte.
Wie der Streckenposten, der bei dem Unfall selbst verletzt wurde, in der "Hamburger Morgenpost" erklärte, sei ein älterer Mann direkt an den Fahrbahnrand gelaufen, um sich ein Autogramm abzuholen. Rosberg war mit seinem Mercedes vorausgefahren. Als eine Frau winkend auf das Auto zulief, habe der Formel 1-Pilot scharf gebremst.
Wehrlein versucht Rosberg auszuweichen
Wehrlein, der mit Schalke-Star Benedikt Höwedes auf dem Beifahrersitz direkt hinter Rosberg fuhr, konnte auf feuchter Piste nicht mehr rechtzeitig reagieren. Er versuchte dem vorausfahrenden Auto seitlich auszuweichen. Dabei erfasste er die beiden Männer. Am schwersten hat es den älteren Mann erwischt. Der Rentner, der in Südtirol Urlaub machte, wurde mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma per Helikopter in die Klinik nach Bozen transportiert.
Auch der Streckenposten wurde verletzt, als er mit dem Ellbogen voraus in die Windschutzscheibe flog. In der "Hamburger Morgenpost" berichtet er über seinen Zustand: "Es geht. Ich habe viele Schmerzmedikamente bekommen. Das Problem ist vor allem der Rücken. Es könnte etwas an der Wirbelsäule sein. Meine Beine haben auch was abbekommen. Ich hoffe, dass nichts gebrochen ist."
Unfallopfer im abgesperrten Bereich
Seiner Einschätzung nach, trage der ältere Mann die Hauptschuld: "Er wollte ein Foto machen und wohl auch ein Autogramm haben. Er stand nicht auf der Straße. Aber dicht dran. Ich habe erst laut geschrien. Dann bin ich hinterher. Ich wollte ihn zurückziehen, habe es nicht mehr geschafft. Aber wenn es zwei Augenblicke länger gedauert hätte, hätte er mich auch voll getroffen. Ich hätte tot sein können."
Die Rennfahrer nahm der Streckenposten dagegen in Schutz: "So etwas wollte doch niemand. Und es ist sehr schwer auf dieser Strecke zu fahren. Die Straße war nass. Außerdem gibt's da viele Wellen. Vielleicht hätten sie da nicht ganz so schnell sein müssen, nicht ganz so viel Theater machen sollen. Aber ich weiß es nicht."
Rosberg und Wehrlein zu Besuch im Krankenhaus
Auf einer vom DFB organisierten Pressekonferenz am Mittwoch (28.5.2014) erklärte DFB-Sprecher Jens Grittner, dass die beiden Piloten zumsammen mit Oliver Bierhoff noch am Vortag ins Krankenhaus gefahren waren, um die Unfallopfer zu besuchen. Zum Schutz der Privatsphäre habe man aber keine Informationen zum Gesundheitszustand veröffentlichen dürfen.
Mercedes-Sprecherin Claudia Merzbach betonte im Gespräch mit den Medien noch einmal, dass die Strecke vor dem Unfall abgesperrt und abgesichert wurde. Rosberg und Wehrlein seien bei dem Unfall kein Rennen gefahren. Es habe sich lediglich um eine Autovorstellung gehandelt. Mercedes sei sehr betroffen. Der Konzern habe bereits alle Filmaufnahmen den Behörden zur Verfügung gestellt.
Laut Bierhoff habe der Unfall die Nationalmannschaft wie ein Schock getroffen. Während sich die Schalke-Stars Benedikt Höwedes und Julian Draxler in den beiden Mercedes-Autos auf den Beifahrersitzen befanden, waren die meisten anderen Spieler während des Unfalls beim Mittagsschlaf oder beim Golfen mit Mercedes-Botschafter Martin Kaymer, der ebenfalls zu dem PR-Event eingeladen war.
Streckenposten an allen Einfahrten
Der DFB-Sportpsychologe Hans-Dieter Herrmann habe sich laut Bierhoff auch mit den beiden Rennfahrern unterhalten. Auch die Polizei habe mit den beteiligten Personen geredet. Danach sei man in die Klinik gefahren. "Der Besuch bei dem leichtverletzten Streckenposten war gut. Man konnte mit ihm sprechen. Bei der Frau des Schwerverletzten war es schon schwieriger."
Laut Kommissar Johann Ramoser von der Polizei Bozen sei die Strecke ordentlich abgesperrt gewesen. An jeder Einfahrt haben sich Streckenposten befunden. Die Ergebnisse der laufenden Ermittlungen würden nun direkt an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Ob es noch Video-Aufnahmen von den Zuschauern gab, sei noch nicht bekannt.