„Le Mans muss dich gewinnen lassen“, sagte Porsche-LMP1-Chef Fritz Enzinger noch am Freitag. Zwei Tage später, um 14:56 Uhr, zeigte sich, dass diese Aussage einen 100-prozentigen Wahrheitsgehalt hat. 3:25 Minuten vor Schluss rollte der souverän führende Toyota TS050 Hybrid auf der Zielgerade aus. Fans, Journalisten, Teammitglieder und Fahrer trauten ihren Augen nicht. Während Kazuki Nakajima vor der Haupttribüne kapitulieren musste, rauschte Neel Jani an ihm vorbei und sicherte Porsche den 18. Le Mans-Sieg.
Fassungslose Gesichter bei Toyota
Wieder blickte man bei Toyota ihn fassungslose Gesichter. Wie so oft in der Vergangenheit. Le Mans will die Japaner einfach nicht gewinnen lassen. Und Le Mans strafte Toyota am Rennsonntag auf die schlimmste Art und Weise ab. Aus dem sicher geglaubten ersten Erfolg an der Sarthe entwickelte sich ein gelebter Albtraum. Technikchef Pascal Vasselon schüttelte den Kopf und bohrte die Hände in die Hüften. „Ich kann das nicht glauben. Meine Erinnerung hört in der Runde auf, bevor Kazuki stehen blieb“, suchte der Franzose um Worte.
Sebastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nakajima, die sich den TS050 Hybrid über die Renndistanz aufteilten, hatten das Geschehen in der Schlussphase sicher im Griff. Spätestens als der Porsche 919 Hybrid mit Neel Jani am Steuer gute zehn Minuten vor Rennende neue Reifen aufgrund eines Schadens auffassen musste. Doch innerhalb weniger Augenblicke passierte das Unglaubliche. Nakajima beklagte sich über Funk über Leistungsverlust. „Es passierte genau in dem Moment, indem wir ihn angewiesen haben, Tempo rauszunehmen und die Gänge nicht auszudrehen“, berichtete Vasselon. Der Toyota verlor massiv an Power, der Porsche holte in Riesenschritten auf. Bis das Unheil auf der Zielgeraden endete.
Turbo wohl Schuld am bitteren Finale
„Das Auto lief jederzeit rund, hatte nie irgendeinen Kontakt mit einem anderen Fahrzeug“, klagte Vasselon. „Wir wissen nicht, was passiert ist, und müssen es analysieren.“ Ein Teammitglied zeigte sich auskunftsfreudiger, obwohl ebenfalls sichtlich niedergeschmettert. „Es lag am Turbo. Oder der Peripherie der Lader. Das Auto hatte plötzlich keine Leistung mehr.“ Der neuentwickelte 2,4-Liter-Biturbo-V6 war über 99 Prozent der Distanz kugelsicher. Aber das reicht in Le Mans nicht. Toyota musste diese Lektion auf die schmerzlichste Art und Weise lernen.
Mit der Kraft der Elektromotoren humpelte der Toyota zwar noch eine Runde um die Piste und dann über den Zielstrich. Den Podestplatz verlor man dennoch. Weil das Auto mehr als sechs Minuten für den finalen Umlauf brauchte, was laut Reglement regelwidrig ist. Das Trio fiel auf den 45. Rang zurück.