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Sebastien Loeb im Porträt
"Ich liebe den Sport"

Rallye-WM, GT-Rennen, Pikes-Peak-Bergrennen, Supercup, Rallycross, dazu eine Menge Tests für die Tourenwagen-WM 2014: Rallye-Champion Sébastien Loeb fährt so viel wie nie.

Sebastien Loeb, Siegerpokal
Foto: xpb.cc

Im Mai tauchte Sébastien Loeb mit einer neuen Frisur auf. Plötzlich trug der neunmalige Rallye-Weltmeister die Haare fremdenlegionärskurz. "Ich habe keine Zeit mehr, zum Friseur zu gehen", grinste er.

Klingt ein bisschen seltsam, denn Loeb zelebriert in der Rallye-WM seinen Abschied auf Raten. 2013 startet er nur noch bei vier der 13 WM-Läufe. Zwölf Jahre lang immer der gleiche Trott in der WM, das hatte ihn zunehmend gelangweilt. "Vor allem das Abfahren der Prüfungen nervte mich immer mehr." Bei diesen Besichtigungstouren in Standardautos – im Fachjargon "Recce" genannt – gilt ein GPS-überwachtes Tempolimit von 80 km/h.
Wie krieg ich wieder Pfeffer in mein Leben, fragte sich Loeb. "Ich wollte auf keinen Fall, dass es mir so geht wie Michael Schumacher: Rücktritt und dann der Rücktritt vom Rücktritt – nichts für mich." Die beiden Rekord-Champions wohnen nicht weit voneinander entfernt am Genfer See, und sie teilen ein Hobby, das Motorradfahren. Als der Deutsche Ende 2006 seinem Helm zum ersten Mal an den Nagel gehängt hatte, stand er, so hat es Loeb in der Erinnerung, des Öfteren bei ihm auf der Matte. "Michael wollte immer wissen: Wann gehen wir denn wieder zusammen Motorrad fahren?"

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Mehr Arbeit als früher

"Ganz aufzuhören, das war für mich unmöglich, ich liebe den Sport", sagt Loeb. "Und ich brauche das Adrenalin." Der Wechsel ins VW-Rallye-Team zerschlug sich. "Es fehlte aber nicht viel, und ich hätte unterschrieben", räumte er jetzt ein. Letztendlich entschied er sich aber, seinem langjährigen Arbeitgeber Citroën treu zu bleiben. Die in Fachkreisen kolportierte Jahresgage von angeblich acht Millionen Euro mag ihm die Entscheidung leichter gemacht haben.

Das Jahr 2013 war für Loeb eine Art Sabbatical. Was aber nicht heißt, dass er auf der faulen Haut lag – im Gegenteil. Zu den vier WM-Rallyes im Citroën DS3 WRC kam das Pikes-Peak-Bergrennen im 875 PS starken Peugeot-Prototyp sowie eine volle Saison in der FIA-GT-Meisterschaft im eigenen McLaren. Die beiden Gaststarts im Porsche-Supercup im Mai waren ebenso eher als kleine Fingerübung abzuhaken wie der bevorstehende Gast-Auftritt im 600-PS-Rallycross-Citroën DS3 Supercar. Aber das Testprogramm mit dem Citroën-Tourenwagen für die WM fordert den ganzen Mann.

Nachdem er den Streckenrekord am Pikes Peak pulverisiert hatte, zog Loeb Zwischenbilanz: "Mein Leben hat sich nicht allzu sehr verändert. Es ist aber nicht so, dass ich jetzt viel mehr Freizeit hätte. Genau genommen habe ich sogar mehr Arbeit als früher. Das war zwar nicht der Plan, aber es macht mir auch nichts aus."

Zapfenstreich im Oktober

In seinem alten Hoheitsgebiet, der Rallye-WM, schaut der Drift-Kaiser zwar nur noch ab und zu vorbei, doch quasi im Vorbeigehen verprügelt er alle diejenigen, die sich Hoffnungen auf die Thronfolge machen. Loebs bisherige Bilanz in diesem Jahr ist glänzend: drei Starts, Siege in Monte Carlo und Argentinien, dazu der zweite Platz im schwedischen Schnee. Den Zapfenstreich für den Rallyefahrer Loeb gibt es im Oktober bei seinem Heimspiel, der Rallye Frankreich, die sich im Elsass abspielt, rund um seine Geburtsstadt Hagenau.

Ohne Loeb ist das erfolgsverwöhnte Citroën-Rallye-Team nicht mal die Hälfte wert: Seine designierten Nachfolger, der Spanier Dani Sordo und der Finne Mikko Hirvonen, landen meist nur unter ferner liefen, und auch der Sieg in der Marken-WM rückte für Citroën in weite Ferne. Der Großmeister des Driftsports kommentiert diese enttäuschenden Resultate mit lässiger Mimik – indem er die Backen aufbläst und die Augen verdreht.

Notnagel bei Citroën? "Non!"

Citroën-Sportchef Yves Matton bekniete Loeb händeringend, dem Team aus der Patsche zu helfen. Vielleicht sei ja die Marken-WM noch zu retten gegen den munteren Newcomer VW. Doch der 39-Jährige lehnte es kategorisch ab, mehr als die vereinbarten vier Läufe zu fahren. Insgeheim fürchtete er wohl, dass er bei zusätzlichen WM-Gastspielen nur verlieren kann. Ein, zwei mögliche Niederlagen im Duell gegen den ehemaligen Stallgefährten und jetzigen VW-Star Sébastien Ogier würden das Denkmal Loeb zwar nicht ernsthaft beschädigen. Doch der ehrgeizige Franzose will sich nicht ohne Not dem Risiko aussetzen, von dem zehn Jahre jüngeren Landsmann, zu dem er ein sehr distanziertes Verhältnis pflegt, abgehängt zu werden: Er hasst es zu verlieren. Erst recht gegen Ogier.

Beim Porsche Supercup in Monaco kam es im Mai zum direkten Duell der beiden Rallyestars. Ums Podium fuhr keiner der beiden mit: Loeb landete auf Platz 16, Ogier wurde 13. "Im Zeittraining erwischte ich keine einzige freie Runde", klagte Loeb, um sich dann in Rennfahrer-Arithmetik zu üben. "Wenn ich die schnellsten Sektorzeiten zusammenrechne, wäre ich als Sechster und nicht als 16. gestartet. So hatte ich im Rennen keine Chance."

Eher rumpelig läuft es für Loeb und seinen portugiesischen Partner Alvaro Parente auch in der FIA-GT-Serie. Spitzenplätze? Fehlanzeige in der ersten Saisonhälfte für den Loeb-McLaren. Und wenn es dann mal läuft, zickt die Technik des MP4-12C. Der Rallye-Kaiser schätzt Parente über alle Maßen. "Er ist die Referenz im GT-Sport. Von Alvaro kann ich eine ganze Menge lernen, nicht er von mir." Egal ob es ums Bremsen geht oder um Kurvengeschwindigkeiten: "Dank ihm habe ich immer einen Referenzpunkt." 2014 wird Loeb höchstens noch sporadisch im McLaren GT zu sehen sein: "Die Tourenwagen-WM besteht aus zwölf oder 13 Rennen, viele davon in Übersee. Da bleibt nicht viel Zeit für die GT-Serie. Wenn es gut geht, fahre ich ein oder zwei Rennen."

Im C-Elysée zum zehnten Titel?

Citroën-Sportchef Yves Matton redete auf Loeb ein, das Testprogramm begann im Frühjahr. "Für die Basistests haben wir einen DS3 WRC auf Frontantrieb umgebaut. Im Sommer begann die Arbeit am richtigen Auto." Für Loeb ist der Umstieg in den 385 PS starken Fronttriebler eine Art Zeitreise. Zu Beginn seiner Rallye-Karriere knechtete er vorderradgetriebene Rennsemmeln wie Renault 5 GT Turbo oder Citroën Saxo.
"Ich mag Fronttriebler", sagt Loeb. "Der C-Elysée für die Tourenwagen-WM ist nicht schlecht zu fahren, und der Speed ist in Ordnung." Gut möglich, dass Loeb schon 2014 seinen zehnten WM-Titel erringt, diesmal bei den Tourenwagen. Das ist jedenfalls weitaus wahrscheinlicher als ein Wechsel an den Kommandostand. "Ich und Sportchef?", wehrt Loeb mit ehrlichem Entsetzen ab. "Das ist nun wirklich keine Option für mich."

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