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Rennanalyse 24h Nürburgring 2024
Warum gab es einen Protest gegen das Ergebnis?

Das 24h-Rennen Nürburgring war nicht nur das kürzeste in der Geschichte, sondern auch eines der kontroversesten. Obwohl kaum gefahren wurde, gab es hinterher Zwist. Wieso unter anderem ein Lizenz-Entzug und das Rennende für Diskussionen sorgten.

Audi R8 LMS GT3 Evo 2 - Startnummer 16 - Porsche 911 GT3 R (992) - Startnummer 911 - BMW M4 GT3 - Startnummer 72 - 24h-Rennen Nürburgring 2024 - 2. Juni 2024
Foto: Stefan Baldauf

Geduld war angesagt. Ab 23.22 Uhr am Samstagabend (1.6.) fuhr bei der 52. Ausgabe des 24h-Rennens bis um 13.30 Uhr am Sonntag kein Rennauto. Der Nebel hatte sich auf dem Nürburgring breit gemacht. Die Entscheidung der Rennleitung abzubrechen und den Ausdauerlauf nach fünf Formationsrunden für beendet zu erklären, sorgte für Diskussionen. Wir klären in der Analyse die wichtigsten Fragen zum kürzesten 24h-Rennen in der Geschichte des Klassikers.

Unsere Highlights

Was ist bei dem Unfall von Sheldon van der Linde im #99 BMW passiert?

Vor dem Abbruch am Samstag war bereits ein Top-Favorit raus aus dem Kampf um den Sieg. In der vierten Rennstunde kam es zu einer Massenkarambolage in der Fuchsröhre. Die TV-Bilder zeigten ein Trümmerbild aus Teilen auf der Strecke. Betroffen war auch der #99 Rowe-BMW von Robin Frijns, Dries Vanthoor, Augusto Farfus und Sheldon van der Linde. Van der Linde lag in Führung und lief auf zwei langsamere Autos auf.

Der Porsche Cayman #420 von Four Motors (Klasse AT3) mit Alesia Kreutzpointner lag direkt hinter dem Giti Tyre 1er-BMW von Fabio Pirrone mit der Startnummer 507. Der war offensichtlich langsamer unterwegs, Kreutzpointner wollte überholen und scherte nach rechts aus. Dabei hatte sie aber übersehen, dass van der Linde bereits neben ihr war. Kreutzpointer traf den BMW M4 GT3 und der wiederum den 1er-BMW, der sich daraufhin mehrmals überschlagen hat. Alle drei Fahrer blieben unverletzt, doch das Rennen war für alle beendet.

Augusto Farfus - BMW M4 GT3 - Startnummer 99 - 24h-Rennen Nürburgring 2024 - 31. Mai 2024
Stefan Baldauf

Die #99 war schon früh aus dem Rennen.

Die Sportkommissare entschieden hinterher, dass Kreutzpointer die Schuld am Unfall hat. Ihr wurde eine Geldstrafe von 1.500 Euro aufgebrummt und die Nordschleifen-Lizenz entzogen. Die Sportkommissare nannten die Strafe "ausreichend, aber notwendig". Hinterher gab es bei Social Media auch deshalb heftige Kommentare, weil Sheldon van der Linde in einer ersten Reaktion betont hatte, dass es eine Fahrerin war. Danach versöhnte sich das Team Rowe mit einem Instagram-Post mit Kreutzpointer. Abgesehen davon befanden viele Experten die Strafe ohnehin als zu hart, weil es in den Augen vieler ein klassischer Rennunfall war.

Warum wurde das Rennen am Samstagabend abgebrochen und wieso dauerte die Pause so lange?

Um 23.22 Uhr war es wieder einmal so weit. Das 24h-Rennen Nürburgring fiel mal wieder dem Wetter zum Opfer. Die Sicht war so eingeschränkt, dass sich die Marshall-Posten gegenseitig nicht mehr sehen konnten. Und das ist das Signal für den Rennleiter, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Wegen des dichten Nebels musste man das Rennen mit der roten Flagge abbrechen. Die Teams durften an die Box fahren und ohne Parc fermé an den Autos schrauben und volltanken. Die Abstände wurden genullt, lediglich die Rundenabstände blieben erhalten.

Weil klar war, dass sich die Wetterlage nicht bessern würde, informierte man die Teilnehmer, dass es frühestens um 7 Uhr am Sonntagmorgen eine Information geben würde, wann es weiter geht. So konnten viele immerhin noch ein paar Stunden Schlaf ergattern. Doch auch um 7 Uhr sah die Wetterlage nicht viel besser aus. Vor allem rund um den GP-Kurs schoben sich dichte Nebelschwaden umher. Um 9.30 Uhr entschied man sich immerhin wieder in die Startaufstellung zu ziehen.

Lamborghini Huracan GT3 Evo 2 -Startnummer 27 - 24h-Rennen Nürburgring 2024 - 1. Juni 2024
Stefan Baldauf

In der Nacht wurde das Rennen mit der roten Flagge unterbrochen.

Es dauerte jedoch bis 13.30 Uhr, ehe die Räder wieder rollten. Und das auch nur in Form von fünf Formationsrunden. Damit wurde es das kürzeste 24h-Rennen Nürburgring der Geschichte, mit nur knapp neun Stunden Fahrzeit – davon wohlgemerkt rund 1,5 Stunden hinter dem Safety-Car. Die fünf Formationsrunden mögen etwas willkürlich wirken, haben aber einen Hintergrund. Nur bis um 14 Uhr hätten die Teams die Möglichkeit gehabt, die Fahrer abzumelden, die bis dahin noch keine Runde absolviert haben. Und das waren einige. Um genau zu sein: 44. Teilweise betraf das zwei Fahrer auf einem Fahrzeug. Mit den fünf Formationsrunden hat man die Möglichkeit geschaffen, zumindest mindestens die zwei Pflichtrunden pro Fahrer zu schaffen. Kurios: Sieger Ricardo Feller hat im gesamten Rennen beispielsweise nur die fünf Runden hinter dem Safety-Car absolviert.

Wie hat der Scherer-Audi #16 es zum Sieg geschafft?

Auch wenn das Rennen insgesamt kurios war, muss man sich die Frage stellen, wieso das Ergebnis aussieht, wie es aussieht. Sprich: Was hat den Unterschied gemacht, dass der #16 Scherer-Audi R8 LMS GT3 von Frank Stippler, Christopher Mies, Ricardo Feller und Dennis Marschall am Ende auf dem ersten Platz vor dem Manthey-Porsche von Laurens Vanthoor, Thomas Preining, Kevin Estre und Ayhancan Güven und dem RMG-BMW von Daniel Harper, Max Hesse, Charles Weerts landete.

Die entscheidende Phase, die man sich genauer anschauen muss, ist die vor dem Abbruch am Samstagabend um 23.22 Uhr. Denn am Sonntag haben sich durch die Runden hinter dem Safety-Car zumindest bei den Top 4 keine Verschiebungen ergeben. Kurz vor der roten Flagge lieferten sich der RMG-BMW #72 mit Dan Harper und der #16 Scherer-Audi mit Christopher Mies am Steuer eines der nach ihren eigenen Aussagen besten Duelle auf der Nordschleife. In Runde 43 lag der BMW noch wenige Zehntelsekunden vor dem Audi, doch dann machte Mies kurzen Prozess und überholte auf der Döttinger Höhe und blieb in Führung.

"Es war ein mega Kampf", sagte Mies. "Wir haben Frank Stipplers Stint verkürzt und von Regenreifen auf geschnittene Slicks gewechselt. Zunächst hat Dan mich überholt, ich ihn am Schwedenkreuz, er mich dann wieder am Bergwerk. Auf der Döttinger Höhe konnte ich dann wieder vorbeiziehen. Und ich wusste, ich muss vorne bleiben, denn ich habe schon damit gerechnet, dass bald die rote Flagge kommt."

Audi R8 LMS GT3 Evo 2 - Startnummer 16 - 24h-Rennen Nürburgring 2024 - 2. Juni 2024
Stefan Baldauf

Der Scherer-Audi siegte vor dem Manthey-Porsche und dem RMG-BMW.

Die kam nach Runde 47. Weil nach einem Abbruch immer die vorletzte Runde zur Wertung herangezogen wird, war die Reihenfolge aus Runde 45 maßgeblich – und da lag der #16 Audi von Mies schon vorne. Der RMG-BMW rutschte sogar noch auf Platz drei ab, weil die Mindestboxenzeiten anteilig berechnet wurden für die neue Startaufstellung. Das wäre bei einem Neustart ein fairer Ausgleich für alle gewesen, ohne den Neustart wirkte es sich eher als Nachteil für die Mannschaft aus und der Manthey-Porsche rückte einen Platz auf, weil der wie der Audi in einem anderen Boxenstopp-Rhythmus war.

Bis dahin war das Rennen geprägt von der richtigen Reifenwahl zur richtigen Zeit, denn die Wetterverhältnisse änderten sich ständig. Der RMG-BMW, der auf Pole-Position stand, verwachste gleich zu Beginn, weil man auf Slicks gestartet war. Noch vor dem eigentlichen Start steuerte man die Box an und wechselte auf Regenreifen, was natürlich Zeit kostete. Zunächst fiel man bis auf 21 zurück, nach Runde 1 lag man an Position 12 und arbeitete sich konstant vor. Auch bei Manthey griff man einmal deutlich daneben. Gegen 21 Uhr setzte erneut Regen ein und man war im Gegensatz zur Konkurrenz mit Slicks unterwegs, die einen Zeitverlust von 16 bis 20 Sekunden bedeuteten. Insgesamt hatten die Teams bei Michelin die Wahl zwischen Slicks, geschnittenen Slicks, dem "Drying Wet"-Regenreifen und einem "Full-Wet"-Regenreifen.

Warum wurde das Rennen nicht wieder gestartet?

Nach fünf Formationsrunden wurde das Rennen am Sonntagmittag um 15.05 Uhr mit der schwarz-weiß-karierten Flagge abgewinkt. Obwohl noch 55 Minuten restliche Rennzeit verblieben wären. Rennleiter Walter Hornung entschied sich jedoch, das Rennen nach diesen fünf Formationsrunden endgültig zu beenden, weil es nach seinen Informationen keine Aussicht auf Besserung der Wetterlage gab. Man hätte theoretisch noch weitere Formationsrunden hinter dem Safety-Car fahren können, um zu schauen, ob sich das Wetter noch bessert. Doch am Ende hatte der Rennleiter die Entscheidungshoheit. Und der fragte sich: "Warum noch länger so weitermachen?"

Eine Code-60-Zone im nebligen Bereich einzurichten, kam für Rennleiter Hornung ebenfalls nicht infrage. Denn im Jahr 2021 beschwerten sich nach genau so einer Maßnahme viele Teams, dass die Reifen zu stark abkühlen würden und es dadurch gefährlich werden könne.

Audi R8 LMS GT3 Evo 2 - Startnummer 16 - 24h-Rennen Nürburgring 2024 - 2. Juni 2024
Stefan Baldauf

Am Sonntag gab es noch einmal 5 Formationsrunden.

Warum gab es einen Protest nach dem Rennen?

Das Team Rowe Racing legte nach dem Rennen Protest gegen das Ergebnis ein. Warum? Es ist kompliziert und an mehrere Paragraphen und Regularien gebunden. Einfach ausgedrückt: Man war der Meinung, dass die Wertung nach dem Prinzip einer roten Flagge hätte erfolgen müssen, weil die eigentliche Renndauer von 24 Stunden eben noch nicht abgelaufen war.

Das wäre tatsächlich anders ausgefallen. Denn: Einige Teams stoppten während der fünf Formationsrunden, um für einen möglichen Neustart mit frischen Reifen und vollem Tank angreifen zu können. So auch der Rowe-BMW mit der Startnummer 98 in Runde 48. Wäre nach dem Prozedere der roten Flagge eine Wertung erstellt worden, hätten die Mindeststandzeiten wieder anteilig angerechnet werden müssen – wie schon beim ersten Abbruch am Samstagabend. Nach eigenen Berechnungen hätte man dann den Sieg eingefahren.

Die Sportkommissare lehnten den Protest jedoch ab. Und beriefen sich unter anderem auf den Passus im DMSB Rundstreckenreglement in Art. 22: "Wenn die karierte Flagge vorzeitig gezeigt wird, ist dieser Zeitpunkt entscheidend für die Wertung." Andere Reglement-Kenner wiesen darauf hin, dass dieser Passus eher für solche Fälle gedacht ist, in denen das aus Versehen eine Runde zu früh passiert. Aber nicht rund eine Stunde vor Schluss.

Was verwundert und für Verwirrung sorgt: Es heißt in der Begründung auch, dass die #98 grundsätzlich keinen Nachteil gehabt hätte, dass die karierte Flagge früher gezeigt wurde. Hier stehen sich offenbar zwei unterschiedliche Auffassungen gegenüber. Zudem betont man, dass, ob das vorzeitige Zeigen der Flagge als Fehler oder nicht betrachtet wird, es trotzdem entscheidend zu diesem Zeitpunkt war. Das Team hat bereits Berufung gegen die Entscheidung eingelegt.

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