Rallye-WM Sardinien 2012: Erster Hirvonen-Sieg für Citroën

Rallye-WM Sardinien 2012
Erster Hirvonen-Sieg für Citroën

Veröffentlicht am 22.10.2012

Es war ein bisschen wie die Geschichte von den zehn kleinen Negerlein: Einer nach dem anderen war plötzlich futsch, und nur einer blieb übrig. Den Anfang machte ausgerechnet der gerade erst zum neunten Mal gekrönte Weltmeister Sébastien Loeb. Der hatte gerade auf der zweiten Prüfung die Führung übernommen, aus der dritten kam er nicht mehr heraus. Nach einem Ausrutscher war die Lenkung gebrochen. Ohne Siegchance trat der lustlose Loeb auch am Folgetag nicht mehr an.

Ganz dem großen Vorbild folgend, verabschiedete sich auch Citroën-Junior Thierry Neuville von der Strecke. Der Belgier versuchte seinen auf der Seite liegenden DS3 eigenhändig wieder auf die Räder zu stellen und verbrannte sich dabei buchstäblich die Finger.

Beide Ford auf Abwegen

Die im Lauf der Saison eindrucksvoll errungene Oberhoheit als Crash-Könige wollte man im Ford-Lager aber nicht einfach kampflos aufgeben. Jari-Matti Latvala setzte noch eins drauf, indem er nicht nur auf der vierten Prüfung von der Strecke abkam und einen Schaden vermutend die Konzentration verlor, worauf er ein zweites Mal abflog. Dieses Mal lag er mit seiner Schadensvermutung richtig.

Es kam noch dicker: Ford-Teamkollege Petter Solberg fühlte sich als letzter verbliebener Jäger des an der Spitze liegenden Hirvonen zu Größerem berufen. Beim Versuch, seine Serie von fünf sieglosen Jahren endlich zu beenden, übertrieb der Norweger abermals und zerdepperte den zweiten Werks-Ford. Er konnte zwar am Folgetag wieder antreten, es reichte aber nur noch zu Rang neun.

Mikko Hirvonen wusste gar nicht, wie ihm geschah. In Sardinien war er in seiner Karriere immer höchstens als Zweiter ins Ziel gekommen. Plötzlich lag er mit über einer Minute vorn und konnte sich nur noch selbst schlagen. Doch sicher ins Ziel kommen ist des Finnen größte Stärke, und so holten sich Hirvonen und Beifahrer Jarmo Lehtinen ihren zwölf Rallyes lang ersehnten ersten Sieg für Citroën.

Ogier stark im Skoda S2000

Der Schwund an der Spitze sorgte für heitere Minen bei den Verfolgern. Evgeny Novikov im Kunden-Ford erfuhr mit Platz zwei sein bestes Ergebnis überhaupt, und auch der in diesem Jahr so enttäuschende Ott Tänak rechtfertigte einmal das von Ford-Teamchef Malcolm Wilson in ihn gesetzte Vertrauen mit seinem ersten Podiumsrang als Dritter.

Eine gewohnt starke Vorstellung bot der dritte Ford-Youngster Mads Östberg. Ein defektes Differenzial warf ihn am ersten Tag bis auf Rang sieben zurück, der junge Norweger arbeitete sich aber am Ende bis auf Rang vier nach vorn und empfahl sich erneut für höhere Aufgaben.

Die große Konfusion an der Spitze nutzte auch der WM-Favorit für 2013. VW-Werksfahrer Sébastien Ogier kämpfte im Skoda Fabia Super 2000 in der Übergangssaison bis zum offiziellen Einstieg der Wolfsburger häufig gegen die Langeweile, doch dieses Mal hatte der Franzose eine Mordsgaudi. Er holte mit Gesamtrang fünf nicht nur das beste je gefahrene Ergebnis eines S2000-Autos, Ogier gelang sogar eine Gesamtbestzeit im Saugmotor-Skoda gegen die Turbo-WRC.

Teamkollege Andreas Mikkelsen vervollständigte als Siebter einmal mehr ein souveränes Wochenende der VW-Truppe. Der Norweger hatte aber schon vorher Grund zum Feiern. VW bestätigte ihn als dritten Werks-Fahrer für das kommende Jahr.

Die besten Bilder der Rallye haben wir in unserer Fotogalerie.