Rallye Spanien 2013 (Tag 2): Spannender Vierkampf

Rallye Spanien 2013 (Tag 2)
Spannender Vierkampf

Zuletzt aktualisiert am 26.10.2013

Nur 1,6 Sekunden liegen Jari-Matti Latvala im VW Polo und Dani Sordo im Citroën DS3 vor dem abschließenden Tag beim elften WM-Lauf an der Goldküste auseinander, und doch trennen beide Welten. Vorn der Schotterspezialist aus Finnland, dahinter der Asphalt-Crack aus Spanien, das sieht wie eine klare Sache aus, denn nach zwei Asphalttagen wechseln die Teilnehmer für die Abschlussetappe auf grobes Geläuf und das gleich über sechs Prüfungen mit 138 Kilometern.

VW-Pilot Ogier mit Reifenschaden

Aber die Sache ist nicht so klar, wie sie aussieht. Denn Latvala muss als Führender am Sonntag als Erster auf die Strecke und für die hinter ihm fahrenden Kollegen den losen Schotter von der Ideallinie räumen. "Klar ist ist es schön, vorn zu sein, aber ich weiß nicht, wie lose der Schotter morgen ist", sagte Latvala, der auf den zwei Asphaltetappen eine fehlerlose Vorstellung bot.
 
Kontrahent Sordo wünschte sich zum ersten Mal in seiner Karriere, dass Rivale Sébastien Ogier von seinem Reifenschaden verschont geblieben wäre. Als der in Führung liegende Weltmeister eine Kurve zu sehr schnitt und im Gras gegen etwas Solidesrumpelte, war der linke Vorderreifen beim Teufel und dazu 45 Sekunden. Damit fiel Ogier auf den fünften Rang zurück und konnte sich allenfalls an Mikko Hirvonen im zweiten Citroën auf Platz vier vorarbeiten.

Sordo zurückhaltend, Ogier angriffslustig

Während Schotter-Ass Hirvonen als Fünfter mit 57,8 Sekunden ebenso wie der nur eine Zehntel hinter ihm liegende Evgeny Novikov vermutlich zu weit weg vom Siegerpokal sind, ist Ogier mit 46,5 Sekunden Rückstand weiterhin ein heißer Sieganwärter. Der Franzose holte in Griechenland 2010 schon einen Minutenrückstand an einem halben Tag auf und gewann damals mit Leichtigkeit. Eigentlich wollte Sordo sich schön hinter beiden VW halten und am Sonntag mit der dritten Startposition und frei gefegter Piste die VW überflügeln. So findet er als Zweiter selbst noch reichlich lose Steinchen auf den Pisten vor. Während Sordo eher defensiv ankündigt: "Ich gebe mein Bestes", sagt Ogier angriffslustig: "Noch ist die Rallye nicht vorbei."
 
Aber vielleicht gewinnen weder die beiden VW, noch der Lokalmatador Sordo. Thierry Neuville mühte sich eineinhalb Tage mit einem nicht funktionierenden Setup, fand aber beim Mittagsservice am Samstag den Stein der Weisen und bewies sein schlagartig zurückgekehrtes Selbstvertrauen mit dem Gewinn der Powerstage.

Die drei Punkte helfen auf dem Weg zur Vize-Weltmeisterschaft gegen Latvala und Sordo, aber gern würde der Belgier auch noch seinen ersten WM-Sieg einfahren. Angesprochen auf Ogiers Siegchancen mit 46 Sekunden Rückstand sagt Neuville trocken: "Bei mir ist es nur eine halbe Minute." Dazu dürfte der Ford-Pilot mit der dritten Startposition genau die saubere Piste vorfinden, die Sordo gern gehabt hätte.

Ereignisreicher zweiter Tag

Der zweite Tag forderte einige Opfer. Den Anfang machte Andreas Mikkelsen im dritten Werks-VW mit einer gebrochenen Radaufhängung nach einem Fahrfehler. Der Norweger konnte den Schaden zwar selbst reparieren, verlor aber so viel Zeit, dass er aufgab. Zur Aufgabe gezwungen war Nasser al Attiyah nach einem heftigen Überschlag im Ford Fiesta des M-Sport Teams. Und Malcolm Wilson hatte gleich noch einen weiteren Fahrer abzuschreiben. Ausgerechnet auf der kurzen Superspecial in Salou riss sich Elfyn Evans im Fiesta R5 ein Rad ab.
 
Des einen Freud’ ist es anderen Leid. Sepp Wiegand bedankte sich bei Evans und nahm kampflos Rang zwei entgegen. Der Sachse hatte im Skoda Fabia schon am Morgen Glück, als er in einer schnellen Rechtskurve sein überholendes Heck wieder einfangen musste und am Ende der Prüfung feststellte, dass eine Felge gebrochen war, der Reifen aber intakt blieb. Wiegand liegt mit rund vier Minuten Rückstand auf den führenden Robert Kubica in der WRC2 auf dem zweiten Rang und käme mit dieser Position seinem Ziel Dritter in der Endabrechnung der WRC2 zu werden, ein ganzes Stück näher.

Mit dem 50 Sekunden Vorsprung auf den nächsten Verfolger kann er sich auf dem Weg zu Rang zwei eigentlich nur selbst schlagen. Wiegands Taktik fürs Finale wäre vielleicht auch ein guter Tipp für die vier Männer an der Spitze der Gesamtwertung: "Du musst versuchen, Spaß zu haben. Dann kommst du gut in den Rhythmus und machst auch keine Fehler."