Mit einem Raketenstart schoss Andreas Mikkelsen auf der vereisten Trabrennbahn von Färjestad nach vorn und sicherte sich mit einem selbstbewussten Ritt die Bestzeit. Letzlich ging es zwar beim Schweden-Auftakt nur um knapp zwei Kilometer von insgesamt 324, aber immerhin durfte sich der 24-jährige Youngster als Führender der Rallye schlafen legen.
Mikkelsen als Reifenflüsterer
Grundstein für den heißen Ritt des Norwegers war das Schonen der Reifen. Das Reglement schreibt ein sehr begrenztes Kontingent vor, und so mussten die Teams mit den gleichen Spike-Reifen die Rallye beginnen, mit denen sie am Morgen bereits den Shakedown bestritten hatten. Auf der besagten Teststrecke lugte aber schon bald grober Schotter durch die dünne Schneedecke, und mancher Pilot entschied, seine kostbaren Nägel besser für den Ernstfall aufzuheben. Niemand trug sein Auto so behutsam über die Shakedown-Strecke als Mikkelsen, der in dieser Art Freiem Training nur den 28. Rang belegte.
Ogier patzt, Tänak punktet
Auch Weltmeister Sébastien Ogier schonte seine Gummis mit einem ungewohnt zurückhaltenden zwölften Rang im Shakedown. Die Belohnung war ein zweiter Rang in Prüfung eins. Der Start misslang dem Vorjahressieger dabei noch gründlich. Im direkten Duell mit Ex-Formel-1-Fahrer Robert Kubica im Ford Fiesta des M-Sport-Teams sah der Franzose den Polen auf der Startgeraden noch weit von hinten, doch fing der WRC-Champion den WRC2-Meister schon nach wenigen Kurven ein.
Von sich Reden machte am ersten Abend WM-Heimkehrer Ott Tänak. Der nach einer enttäuschenden Saison Ende 2012 bei Ford ausgemusterte Este war Drittschnellster. Bester Citroën-Fahrer war Mads Östberg als Siebter und bester Mann im Hyundai war Juho Hänninen auf Rang acht vor Teamkollege Thierry Neuville.
Das knappste Duell beklatschten die zahlreichen Fans auf der Tribüne beim Auftritt von Jari-Matti Latvala gegen seinen Landsmann Mikko Hirvonen. Dabei lag der ältere Hirvonen im Ford bis zur letzten Kurve vorn, kam aber ein wenig zu weit aus der Biegung und touchierte den aufgetürmten Schnee am Streckenrand, während Latvala auf der Innenbahn hauchdünn mit zwei Zehntelsekunden an ihm vorbeiging. Die fliegenden Finnen landeten auf den Rängen vier und fünf.
Kein Service und schlechte Bedingungen
Der gewohnt einsame Kampf gegen die Uhr wird dagegen die erste ernsthafte Etappe am Donnerstag (6.2.2014). Die ist zwar mit nur rund 52 Kilometern ziemlich kurz, hat es aber in sich, denn die sechs Prüfungen, von denen vier jenseits der Grenze in Norwegen gefahren werden, müssen die Teams ohne Service und Reifenwechsel überstehen. Im norwegischen Finnskogen steht zur Tageshalbzeit am späten Mittag lediglich ein Regrouping und Auftanken an.
Die Schneedecke ist im westlichen Nachbarland Norwegen noch dünner als im schwedischen Värmland und bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt dürfte der Boden noch schneller aufreißen und die Spikes ruinieren. Es gilt also auch auf der ersten richtigen Etappe, mit Köpfchen zu fahren.