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Rallye Schweden 2011
Ford-Dreifachsieg und Beifahrer als Held

Bei der Rallye Schweden, dem Saisonauftakt der Rallye-WM, siegte der Finne Mikko Hirvonen mit seinem Ford Fiesta WRC mit sehr knappem Vorsprung vor seinen Ford-Markengefährten Mads Östberg aus Norwegen sowie dem Finnen Jari-Matti Latvala. Petter Solbergs Copilot Chris Patterson avancierte zum Helden, als er auf der letzten Prüfung das Steuer übernahm.

Ford Fiesta WRC, Henning Solberg, Rallye Schweden 2011
Foto: Ford

Die erfolgsverwöhnte Citroen-Équipe musste beim Debüt des neuen DS3 bei der Rallye Schweden mit den Plätzen vier bis sechs vorlieb nehmen, und zwar in der Reihenfolge Sébastien Ogier (Frankreich), Petter Solberg (Norwegen) und  Sébastien Loeb (Frankreich). Ex-Formel 1-Weltmeister Kimi Räikkönen kam mit seinem privat eingesetzten Citroen DS3 nach solider Fahrt auf Rang acht.

Nervenkitzel pur bei der Rallye Schweden

Schweden erlebte eine der spannendsten WM-Rallyes der letzten Jahre. Der Vorsprung von Sieger Hirvonen auf den Überraschungs-Zweiten Östberg betrug nur 6,5 Sekunden. Zu Beginn des dritten und letzten Rallyetags waren die fünf Erstplatzierten sogar lediglich durch 15,8 Sekunden getrennt gewesen.

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Dass letztendlich Hirvonen trotz des einen oder anderen Ausrutschers nervenstark zum Sieg fuhr, war nicht überraschend. Der Finne hatte auch im Vorjahr die Rallye Schweden auf den eisigen Wertungsprüfungen rund um Karlstad gewonnen. Doch danach fiel der zu Beginn des letzten Jahres als Mitfavorit auf den WM-Titel gehandelte Hirvonen ins Formtief: Er gewann 2010 keinen einzigen Lauf mehr, zudem zehrte ein schwerer Unfall bei seiner Heimrallye in Finnland im August arg an den Nerven. Am Ende blieb für Hirvonen nur WM-Platz sechs. Deswegen ist der Sieg jetzt in Schweden für ihn ein richtiger Befreiungsschlag. 23-jähriger Norweger Östberg versetzt alle in Staunen

23-jähriger Norweger versetzt alle in Staunen

Überraschungsmann der Rallye war ein 23-Jähriger aus Norwegen: Mads Östberg - lange blonde Matte und beinahe über die Augen rutschende Pudelmütze - fuhr im skandinavischen Nachbarland die Rallye seines Lebens. Östberg profitierte davon, dass er am ersten Tag, als es stark schneite, erst als Neunter auf die Piste ging. Der Ford-Privatfahrer, dessen Einsätze im Ford-Semiwerkstaem Stobart maßgeblich vom vermögenden Herrn Papa finanziert werden, nutzte die Gunst der Stunde mit Bestzeiten in Serie. Erst bei der Halbzeit der Rallye musste er die Spitzenposition an Hirvonen abgeben.
 
Östberg, dessen bislang beste Resultate in der WM vier siebte Plätze waren, machte jedoch weiter Druck - und keinerlei Fehler. Seine eigene Leistung sah er ganz nüchtern: "Ich fahre so wie immer." Den Unterschied zu früher machte das Auto: Bei der Premiere der neuen WRC-Autos war klar, dass der Kunden-Fiesta den Werksautos ebenbürtig ist. Ein Umstand, der sich im Verlauf der Saison sehr wahrscheinlich ändern wird, denn Verbesserungen kommen erfahrungsgemäß immer zuerst den Werksteams zugute. Zudem hatte Östberg das Glück, dass er anders als viele Ford-Teamkollegen von technischen Problemen, insbesondere mit der Servolenkung, verschont blieb.

Rekordweltmeister Loeb ohne Chance bei der Rallye Schweden

Weltmeister Loeb, der 2004 als bislang einziger Nicht-Skandinavier in Schweden gewonnen hatte, büßte bei der Rallye Schweden bereits am Freitag Morgen alle Siegchancen ein, weil er als Erster auf die Strecke musste: "Ich habe Schneepflug für die andern gespielt. Trotzdem, wenn man pro Prüfung 30 Sekunden verliert, dann ist das schon ganz schön hart."
 
Die Rallye Schweden sah die Premiere der neuen Generation von WRC-Autos mit 300 PS starken 1,6-Liter-Turbomotoren. Trotz des Dreifach-Siegs von Ford wäre es falsch, die Fahrer der Fiesta WRC jetzt auf das Favoritenschild zu heben. "Dazu ist Schweden viel zu speziell", sagte Citroen-Sportchef Olivier Quesnel. Nirgendwo sonst wird schließlich auf Eis gefahren, und zwar mit Spikereifen und bei Temperaturen bis zu minus 26 Grad. Alle im WRC-Zirkus sind sich einig: Wo die Teams wirklich stehen, zeigt sich frühestens nach den ersten beiden Schotter-Rallyes des Jahres.

Neben der Premiere der neuen Generation von WRC-Autos gab es bei der einzigen Winter-Rallye im 13 Läufe umfassenden WM-Kalender noch ein weiteres Novum: Bei der so genannten Power-Stage, der letzten, vom Fernsehen live übertragenen Wertungsprüfung der Rallye wurden erstmal für die drei Erstplatzierten Zusatzpunkte vergeben. Ogier holte sich als Schnellster drei zusätzliche Zähler. Loeb ließ sich deren zwei gutschreiben, Latvala einen Extra-Punkt.

Solberg verliert Führerschein - Beifahrer Patterson muss einspringen

Als während der Live-Prüfung die Inboard-Kamera von Petter Solberg das Geschehen an Bord des Citroen DS3 WRC zeigte, traute so mancher Zuschauer seinen Augen nicht. Plötzlich saß Beifahrer Chris Patterson am Steuer des gut 300 PS starken Allradlers, riss die Gänge durch und ließ sich von Petter Solberg auf dem heißen Sitz Anweisungen per Handzeichen geben. Wie kam es dazu?

Solberg hatte es am Freitag auf einer Verbindungsetappe besonders eilig, um noch rechtzeitig zum Start der nächsten Prüfung zu gelangen. So brauste "Hollywood", wie er in der Rallye-Szene genannt wird, der schwedischen Polizei mit 112 statt der erlaubten 80 km/h in die Radarfalle. "Ich habe mich selbst sofort schuldig bekannt", so der 36 Jahre alte Petter Solberg. Die Polizei zog sogleich den Führerschein des blonden Rallyeprofis ein. Dennoch durfte der Citroen-Pilot sein Fahrzeug laut Gesetz noch weitere 48 Stunden bewegen. Just vor dem Start besagter letzten Wertungsprüfung am Sonntag-Nachmittag war diese Frist jedoch verstrichen und Beifahrer Chris Patterson musste den Citroen DS3 WRC über die schneebedeckte Strecke chauffieren. Am Ende verlor der Nordire auf den 4,16 Kilometern 51,2 Sekunden auf Sébastien Ogier und rettete damit noch den fünften Gesamtplatz. "Ich ziehe meinen Hut vor Chris. Er hat zuvor noch nie ein Rallyeauto bewegt und hat es dennoch geschafft, eine gute Zeit zu fahren", so Petter Solberg im Ziel.

Beim nächsten Lauf zur Rallye-WM in Mexiko wird Solberg trotz des Führerscheinverlusts wieder am Start sein: "Ich werde die nächsten ein oder zwei Monate lediglich in Schweden kein Auto fahren dürfen. Auf die kommenden WM-Läufe hat dies also keine Auswirkungen."

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