Es hat die Mannen bei M-Sport schon gefuchst, dass vor dem Auftakt der europäischen Schotter-Saison alle nur vom Kampf zwischen VW und Citroën sprachen. Ohne Werksunterstützung hatte man die Ford nicht wirklich auf der Rechnung. Und so zog Mads Östberg in seinem Fiesta aus, um ein Signal zu setzen. Dem Tabellenführer Sébastien Ogier gab der Norweger auf der zweiten von fünf Tagesprüfungen satte acht Sekunden mit und plötzlich lag ein Ford an der Spitze. Damit war es aber auch schon vorbei mit Balsam auf Malcolm Wilsons Seele.
Der Teamchef empfing schon in der dritten Prüfung einen Funkspruch, dass sein Schützling auf dem Dach gelandet war. Östberg hatte eine Ansage von Beifahrer Jonas Andersson falsch verstanden. Bester Ford-Mann mit Anschluss zur Spitze ist nun der Belgier Thierry Neuville mit einer halben Minute Rückstand auf Rang fünf.
Sebastien Ogier übernimmt die Führung
Vorerst kam es danach nicht zum VW-Durchmarsch wie in Mexiko. Ogier laboriert immer noch an den Spätfolgen einer Virus-Infektion, wollte aber die Krankheit nicht als Ausrede nutzen und betonte, er fühle sich nur zwischen den Prüfungen etwas schwächlich. Die VW-Speerspitze übernahm das Kommando, sah sich aber von Citroën-Fahrer Daniel Sordo bedrängt. Der Spanier rückte dem Franzosen bis auf 2,4 Sekunden auf die Pelle. Auf der abschließenden Superspecial in Lissabon konnte sich Ogier am Tagesende mit 4,4 Sekunden ins Ziel retten.
Teamkollege Jari-Matti Latvala hat ausnahmsweise keine Dramen zu berichten und ist mit rund elf Sekunden Dritter vor Landsmann Mikko Hirvonen im zweiten Citroën mit gut 16 Sekunden Abstand zur Spitze.
Robert Kubica mit Spitzenzeiten
Erstaunlich gut schlug sich Ex-Formel-1-Mann Robert Kubica mit seinem Citroën DS3 RRC in der WRC2-Kategorie. Der Pole lag auf Rang zwei und fuhr Spitzenzeiten, weil er aber zwei Reifen stark gebeutelt hatte und nur ein Ersatzrad mitführte, war seine erste Etappe vorzeitig zu Ende. Die Regeln schreiben vor, dass die Autos im Straßenverkehr vier intakte Räder haben müssen.
Reifen waren auch ein Thema bei Sepp Wiegand. Der Deutsche begann im Skoda Fabia in der WRC2 stark und hielt bis zu einem Reifenschaden Rang zwei und Kontakt zum hoch gehandelten Finnen Esapekka Lappi. Der Zeitverlust hielt sich nach der ersten Panne in Grenzen, aber nicht mehr nach der zweiten. Die Betonmauer am Ausgang der ersten Kurve der Superspecial, der schon der Fiesta von Abdelaziz al Kuwari zum Opfer gefallen war, war auch für das rechte Hinterrad von Wiegands Skoda zu hart.
Die rechte Flanke war hinten eingedrückt, die Aufhängung zum Glück nur leicht berschädigt. Das Hinterrad flog ein paar Kurven später davon. Der Sachse musste auf der nur drei Kilometer langen Prüfung die Felgenreste abschrauben und das Ersatzrad montieren. Wiegand verlor mehr als zwei Minuten. Der Tabellenführer der WRC2 liegt nun nur noch auf Rang sechs.
Kaputtes Getriebe vermiest Riedemann einen starken Auftritt
Während Wiegand immerhin das Etappenziel erreichte, ist für den zweiten Deutschen schon nach einem halben Tag Feierabend. Christian Riedemann staunte, wie gut er im hochkarätigen Feld der WRC3 mithalten kann. Der Sulinger lag auf dem dritten Platz, als kurz vor dem Ziel der dritten Prüfung das Getriebe hochging. Ein Ersatzgetriebe hat das Team mangels Budget nicht dabei, das Ausborgen einer zweiten Schaltbox ist nicht erlaubt, wenn diese nicht die Abnahme passiert hat und von den technischen Kommissaren verplombt wurde. "So ist eben Motorsport", sagte Riedemann, der nun den Rest der Rallye als Zuschauer verfolgen muss.