Rallye Monte Carlo (Tag 2): Ogier führt

Rallye Monte Carlo (Tag 2)
Ogier-Konkurrenz schlägt sich selbst

Zuletzt aktualisiert am 17.01.2014

Die Rallye Monte Carlo wurde auch am Freitag (17.1.2014) ihrem berüchtigten Ruf gerecht. Regen, Eis und Matsch vom Straßenrand verwandelte die holprigen Asphaltpisten in den französischen Seealpen wieder einmal in tückische Rutschbahnen. Kaum ein Pilot kam ohne Schreckmomente über die 5 angesetzten Prüfungen.

Vor allem WP 9 hatte es in sich. Robert Kubica verlor die Kontrolle über seinen Fiesta WRC und rutschte einen kleinen Hang herab in eine Baumgruppe. An eine Weiterfahrt mit dem an der Front stark beschädigten Auto war nicht zu denken. Bis dahin hatte Kubica weitere aussichtsreich ins Rennen gelegen. Nur eine Minute trennte den Ex-Formel 1-Fahrer auf Spitzenreiter Bryan Bouffier.

Ogier profitiert von Bouffier-Dreher

Auch für Bouffier war die Rallye Monte Carlo auf WP9 beinahe beendet. Bei einem Dreher verlor der Lokalmatador nicht nur 47 Sekunden sondern auch die Spitzenposition an Landsmann Sebastien Ogier. Der Weltmeister war auf Rang 4 in den Tag gestartet. Mit einem flotten Tempo und 3 von 5 WP-Bestzeiten setzte der Polo-Pilot die Konkurrenz allerdings sofort unter Druck. Ogiers Tempo konnte keiner mitgehen. Am Ende des Tages betrug der Vorsprung des Champions auf Bouffier 51,1 Sekunden.

Allerdings ist in Sachen Gesamtsieg noch längst nichts entschieden. Auch Ogier kam am Donnerstag nicht unbeschadet über die Distanz. Auf WP9 fuhr sich Ogier bei einem kleinen Ausrutscher die Felge vorne rechts krumm. Wie durch ein Wunder hielt der Michelin-Gummi die Luft. Schon kurz zuvor auf WP8 hatte es für den 30-Jährigen ein ganz besonderes Aha-Erlebnis gegeben: Die Veranstalter legten die Zieldurchfahrt ans Ende einer Vollgaspassage vor einen kleinen Linksknick. Gerade noch konnte der Champion eine Kollision mit Zuschauern verhindern und rechts in eine durchnässte Wiese ausweichen.

Hinter Ogier und Bouffier kämpfen die beiden Citroën-Piloten Kris Meeke und Mads Östberg um den letzten Podiumsplatz. Am Nachmittag kam der Norweger seinem Teamkollegen immer näher. Doch auf der letzten Prüfung konterte Meeke. Östberg war eigener Aussage nach zu vorsichtig zu Werke gegangen. Vor der finalen Etappe hat Meeke die Nase mit 1:10 Minuten vorne.

Mikkelsen und Latvala mit Problemen

Trotz der Führung von Ogier war die Stimmung im VW-Lager etwas getrübt. Andreas Mikkelsen musste nach WP8 wie zuvor schon Ogier in den Notausgang. Auf WP10 kam es dann noch schlimmer für den Norweger. Er wurde ein typisches Monte-Opfer: "Ich war schon extra langsam unterwegs. Aber in einer Linkskurve erwischte ich eine eisige Fläche mit Wasser obendrauf. Ich hatte wenigstens 5 Prozent Grip erwartet. Aber da war null. Und so bin ich mit 3 km/h in einen kleinen Graben gerutscht."
 
Die Fans waren auch nicht gerade kooperativ beim Bergen des Autos. "Liegt wohl daran, dass ich keine französische Flagge drauf habe", übte sich der Pilot in Galgenhumor. Als der Polo endlich befreit war, musste Mikkelsen auch noch den hinter ihm gestarteten Teamkollegen Jari-Matti Latvala passieren lassen. Insgesamt verlor er dadurch 4:45 Minuten. In der Gesamtwertung rutschte Mikkelsen bis auf Rang 9 zurück.

Latvala selbst hatte sein Drama schon auf WP9 erlebt. In einer Rechtskurve geriet er auf einen scharfen Randstein und handelte sich einen Reifenschaden ein. "Ich habe da irgendwie nicht richtig aufgepasst", gab der Finne zu. "Leider mussten wir anschließend Elfyn Evans überholen. Das hat nochmal Zeit gekostet." Der walisische Fiesta-Pilot konterte: "Ich wollte ihn zwei, drei Mal vorbeilassen. Aber er kam einfach nicht. Das hat meinen Rhythmus durcheinandergebracht."

Im Klassement liegen die beiden nach 11 Prüfungen auf Platz 5 und 6 nur durch 10,1 Sekunden getrennt. Auch Mikko Hirvonen im zweiten M-Sport Fiesta liegt nur eine halbe Minute dahinter in direkter Schlagdistanz. Der Finne hatte mit einem defekten Scheibenwischer auf WP8 mehr als anderthalb Minuten verloren und fand mit seinem Setup nie das nötige Vertrauen. Ankommen und Punkte sammeln lautet das Ziel von Hirvonen.
 
Auch in der WR2-Wertung sah es lange spannend aus. Den ersten Fehler des Tages machte Yurii Protasov im Fiesta. Ein Reifenwechsel in der Früh kostete 2 Minuten. Armin Kremer, ebenfalls in einem Fiesta unterwegs, übernahm die Führung, konnte sich aber nicht lange freuen. Eine Prüfung später traf ihn das gleiche Schicksal, was allerdings gleich 4 Minuten kostete. Auf der letzten Prüfung des Tages verabschiedete sich Kremer dann leider komplett aus dem Duell.

Nacht der langen Messer zum Abschluss

Am Samstag können sich die Fans auf ein dramatisches Finale freuen. Als wäre der Abschlusstag mit seinen 4 spektakulären Prüfungen nicht schon spannend genug, droht auch noch Ungemach von oben. Eine Regenfront hat sich angekündigt. Bei niedrigen Temperaturen könnte es auch wieder schneien.

Eis-Spione haben berichtet, dass die Pisten am legendären Col de Turini schon am Freitag schneebedeckt waren. Die Chancen stehen also gut, dass die "Nacht der langen Messer" am späten Samstagabend ihrem Ruf wieder einmal gerecht wird und einige Opfer fordert.

In unserer Fotogalerie haben wir aktuelle Impressionen der Rallye Monte Carlo.