Rallye Monte Carlo 2015: VW-Dreifachsieg im Fürstentum

Rallye Monte Carlo 2015
VW-Dreifachsieg im Fürstentum

Veröffentlicht am 26.01.2015

Die alte Herrlichkeit dauerte nur einen Tag. Rallye-Rentner Sébastien Loeb gab sich 15 Monate nach seinem Rücktritt die Ehre, für Citroën die Rallye Monte Carlo zu bestreiten, die er für die Franzosen bereits sieben Mal gewann. Der neunmalige Rallye-Weltmeister schockte auch prompt die Konkurrenz mit einer Fabelzeit zum Auftakt am Donnerstagabend (22.1.), bei der er dem amtierenden Weltmeister und letztjährigen Monte-Sieger Sébastien Ogier auf rund 21 Kilometern gleich eine halbe Minute aufdrückte. Loeb profitierte auf eisglatten Pisten von seiner Startposition im Hinterfeld der Top-Kategorie, während die Besten der Vorjahressaison vorn Schnee fegen mussten.

Loeb und Meeke mit folgenschweren Fehlern

Doch der jüngere Seb schlug zurück, und zum Mittagsservice am Freitag lag der VW-Werkspilot nach offenem Schlagabtausch nur drei Sekunden hinter Loeb. Als der am Nachmittag versuchte, eine Schippe draufzulegen, rutschte er auf der letzten Tagesprüfung von der Strecke und amputierte an einem Fels die linke Hinterradaufhängung. Loeb schaffte es noch aus der Prüfung, musste dann aber aufgeben und gemäß der Rally-2-Regel am Samstag mit zehn Minuten Zeitstrafe wieder ins Rennen gehen

Zu allem Überfluss für das geschockte Citroën-Team, ereilte Kris Meeke im zweiten DS3 auf derselben Prüfung exakt das gleiche Schicksal wie Loeb. Für den Franzosen und den Iren reichte es so am Ende nur für die Ränge 8 und 10, womit Citroën in der Marken-Wertung nur auf Rang drei liegt, denn der fehlerlos durch die Seealpen turnende Mads Östberg im Vorjahres-DS3 fuhr zwar trotz eines mysteriösen Elektronikproblems, das zeitweilig einen Zylinder lahmlegte, auf Rang vier, aber der Norweger war nicht für die Marken-WM nominiert worden.

Auf Platz zwei der Tabelle liegt somit das Hyundai-Team, das wegen der parallelen Entwicklung eines neuen i20 mit einem praktisch unveränderten Vorjahresauto an den Start ging. Die Asphaltkönner Thierry Neuville und Dani Sordo konnten zwar über die Distanz das Tempo der Spitze nicht mitgehen, abgesehen von Sordos Motor, der am Freitagabend nach dem Service zunächst nicht anspringen wollte, hatten die Koreaner aber keinerlei technische Probleme.

Vor allem teamintern sorgten die Akteure in den blau-roten Rennern für Spannung. Vor der letzten Prüfung lag Sordo nur zwei Zehntelsekunden vor Neuville, am Ende war der Belgier acht Zehntel schneller als der Spanier, freute sich aber am meisten, dass es ihm erstmals gelang, die Königin der Rallyes bis zum Ende durchzustehen.

Kubica wild und schnell

Dabei waren die Bedingungen gewohnt schwierig. Eis auf den höher liegenden Passagen, Schneefall in der Nacht zum Freitag und Sonnenschein für den Rest des Wochenendes machten den Teams trotz Eisspionen und Wetterdiensten Kopfzerbrechen bei der Reifenwahl. War der Asphalt lediglich feucht oder gar trocken, sorgte der von den vorne fahrenden Piloten aus dem Bankett geräuberte Dreck trotzdem für rutschige Pisten.

Krassester Kandidat beim Abkürzen war der frühere Formel-1-Pilot Robert Kubica, der sich bereits am Donnerstag den Unterboden eingedrückt hatte und mit einem Kurzschluss an der Lichtmaschine liegen blieb. Folglich musste der Pole in einem privat eingesetzten Ford Fiesta am Freitag als Zweiter auf die Piste, wo er unter besten Bedingungen drei Bestzeiten auf den Asphalt nagelte, um dann auf der achten Prüfung gleich zwei Mal mit hohem Tempo abzufliegen.

Mit einem Reifenschaden und zerfetztem Kotflügel war der Krakauer da noch glimpflich davongekommen. Nach einer vierten Bestzeit am Samstag war ausgerechnet auf der letzten Prüfung am Sonntag Schluss. Nach Bremsversagen rumpelte Kubica gegen eine Mauer, die links beide Räder abriss.

Unversehrt kam auch sein früheres Team M-Sport nicht durch die Seealpen. Zwar lagen die Junioren Ott Tänak und Elfyn Evans zeitweilig gar auf den Rängen zwei und vier, leisteten sich aber beide am Freitag einen Fahrfehler, der Evans in eine Mauer leitete und Tänak in einen Graben. Mit Platz sieben für den Waliser und nur Rang 18 für den Esten verlässt das ehemalige Ford-Werksteam Monte Carlo unter Wert geschlagen.

Ogier fährt kontrolliert zum Sieg in Monte Carlo

Eine makellose Triumphfahrt legten dagegen die Dominatoren des Vorjahres hin. Wie gewohnt standen drei VW Polo WRC am Start, und ebenso wie gewohnt fuhren sie auf den Rängen eins bis drei ins Ziel. VW-Junior Andreas Mikkelsen hielt sich aus allen Gefechten um die Spitze raus und fuhr unbedroht von hinten als Dritter seine erste Podiumsplatzierung bei der Monte heraus

Vize-Weltmeister Jari Matti Latvala wäre auf dem ihm unheimlichen Terrain gar mit einem vierten Rang zufrieden gewesen, kam aber als Zweiter ins Ziel und fühlte sich wie ein Sieger. Außer einem harmlosen Dreher hatte der Finne nichts zu rapportieren. Noch nie reiste er mit mehr Punkten zum zweiten Lauf nach Schweden.

Dort wird der Tabellenführer wie im Vorjahr Sébastien Ogier heißen. Während Rivale Loeb heftig angriff, fuhr der Weltmeister cool seinen Stiefel herunter, ging bei der Reifenwahl keinerlei Risiken ein und tastete sich verhalten über die glatten Passagen. Ogier war zusammen mit Loeb dennoch eine Klasse für sich, und weil er im Gegensatz zum großen Champion der Vergangenheit keinen Fehler machte, sicherte sich der Champion der Gegenwart den dritten Monte-Carlo-Sieg seiner Karriere.

Armin Kremer auf dem WRC2-Podium

Für Frankreich und Citroën gab es dennoch ein paar Siegerpokale. Loeb-Schützling und Citroën-Junior Stéphane Lefebvre gewann in einem DS3 R5 unangefochten die WRC 2-Wertung, Quentin Gilbert holte sich im frontgetrieben DS3 R3 ebenso ungefährdet den Sieg in der Junioren-WM. In beiden Kategorien gibt es aber auch aus deutscher Sicht erfreuliche Nachrichten. In der WRC 2 fuhr Armin Kremer im betagten Skoda Fabia S2000 mit Saugmotor gegen stärkere Turbo-R5 trotz einer umstrittenen Zehnsekunden-Zeitstrafe wegen Verspätung an einer Zeitkontrolle auf einen starken dritten Rang.

Noch weiter vorn landete Christian Riedemann im Junioren-Feld. Im von Roland Leschhorn vorbereiten Citroën DS3 mühte sich der Norddeutsche bei seinem Monte-Debüt zunächst mit den heiklen Streckenverhältnissen, kam aber immer besser in Fahrt und überrollte am finalen Sonntag mit Riesenschritten den WM-Debütanten Ole Christian Veiby aus Norwegen. Allein am legendären Col de Turini nahm Riedemann dem Norweger eine runde Minute ab und fuhr am heiligen Berg des Rallyesports gar seine erste Monte-Bestzeit. Die Belohnung war am Ende Rang zwei in der Junioren-Wertung.

Die Bilder der Monte 2015 haben wir in unserer Galerie.