Wie lange hatte das VW-Team gegen die neue Regel gekämpft, wie sehr hatte Weltmeister Ogier gejammert über die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass der Tabellenführer seit dieser Saison gleich zwei Tage als Erster auf die Piste muss und damit den Nachfolgenden die Straße frei fegt. Vor allem bei den Schotterrallyes sah sich Ogier um jede Siegchance gebracht, und beim dritten WM-Lauf in Mexiko trat die Rallye-Elite erstmals in dieser Saison auf losem Geläuf an.
Nur die Prognose stimmte irgendwie nicht. Ogier übernahm auf der zweiten Prüfung die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. Ein Nachteil war für den Weltmeister im VW Polo auf den Zeitenlisten nicht zu erkennen. Ogier hatte eine clevere Reifenwahl getroffen, indem er am relativ kühlen Morgen im mexikanischen Hochland auf weiche Reifen setzte. Zudem bot der Franzose auf der ersten Etappe eine herausragende Vorstellung.
Konkurrenz vernichtet sich selbst
Selbige war für die sich eigentlich im Vorteil wähnende Konkurrenz schon nach einem halben Tag zu Ende. Kris Meeke flog im Citroën DS3 ebenso von der Piste wie die Ford-Mannen Robert Kubica und Ott Tänak. Letzterer versenkte seinen M-Sport-Fiesta in einem Stausee. Als Sieger durfte sich nur sein Team fühlen, das den abgesoffenen Kahn nach der Bergung zumindest zur letzten Etappe tatsächlich wieder flott machte. Haydon Paddon zerstörte seinen Hyundai i20 am ersten Vormittag, Teamkollege Thierry Neuville folgte nach Reifenschaden am Nachmittag mit einer Rolle, die ihn aus der Verfolgerrolle drängte.
Jari-Matti Latvala verlor im zweiten Polo WRC mit harten Reifen die Chance, frühzeitig eine Lücke zwischen sich und Ogier zu schaffen. Zwar lag der Finne als Zweiter mit 13,5 Sekunden nach der ersten Etappe durchaus noch in Schlagdistanz zum teaminternen Rivalen, doch der Verfolger hatte am Samstag keinen Vorteil, denn vor dem theoretisch vorn startenden Ogier mussten all die Havarierten vom Vortag auf die Piste, und so fand auch der Führende beste Streckenbedingungen vor. Latvala riss sich an einer Böschung das linke Hinterrad ab, musste am Samstag aufgeben und lag mit 48 Minuten Rückstand aussichtslos zurück. Selbst die Hoffnung auf ein paar Pünktchen in der abschließenden Powerstage erfüllte sich nicht. Latvala wurde Vierter, den Sieg holte auch dort Ogier.
Immerhin war der Kampf um Platz zwei spannend. Mads Östberg im zweiten Citroën und Andreas Mikkelsen im dritten VW lieferten sich eine Sekundenschlacht. Nach zwei Etappen trennten die Kontrahenten im innernorwegischen Duell nach einer Mikkelsen-Bestzeit auf der Superspecial 4,5 Sekunden. Doch Östberg konterte am Sonntagmorgen umgehend ebenfalls mit einer Bestzeit. Am Ende behielt der im französischen Team nicht unumstrittene Norweger die Nerven und Platz zwei mit 6,3 Sekunden Vorsprung.
Ogier baut Punkte-Vorsprung weiter aus
Hinter den Wikingern landeten nach eher verhaltener Fahrt Elfyn Evans im besten Ford auf Platz vier und Dani Sordo im besten Hyundai als Fünfter. Von den am Freitag Gestrauchelten schaffte es nur dessen Teamkollege Neuville noch unter die Top Ten. Der Belgier wurde hinter dem besten Privatier Martin Prokop und WRC2-Sieger Nasser al Attiyah Achter.
Mit 81 Punkten ist Sébastien Ogier der Konkurrenz in der Tabelle nach dem ersten Quartal schon weit enteilt. Selbst der zweitplatzierte Mikkelsen liegt mit 47 Punkten schon 34 Zähler zurück, bester Nicht-VW-Fahrer ist Thierry Neuville als Dritter mit 35 Punkten. Vize-Weltmeister Latvala hat den Titelkampf schon aufgegeben. Er will sich nach zwei Nullrunden in drei Rallyes und nur 19 Punkten auf dem Konto künftig auf Einzelsiege konzentrieren.