Nicht alle Mexikaner sind leidenschaftliche Rallyefans, und manche haben vielleicht eine etwas seltsame Art, ihre Begeisterung auszudrücken. In der Vergangenheit kam es schon mal vereinzelt zu Steinwürfen gegen Rallyeautos, doch das hier auf dem zweiten Durchgang der 32 Kilometer von Otates war mal was Neues. "Kein Scherz, da hat jemand ein Gatter geschlossen", sagte der VW-Werksfahrer, der Beifahrer Julien Ingrassia als Türöffner rausschickte. Die 30 Sekunden Zeitverlust waren zu verschmerzen, zumal der Veranstalter nach Videoanalyse dem VW-Team die verlorene Zeit wieder gutsprach.
Sébastien Ogier verteidigt seine Führung
Der Zwischenfall aus dem Kuriositätenkabinett konnte Ogier und VW nicht bremsen. Der Franzose verteidigte mit sechs weiteren Bestzeiten am Samstag souverän seine Führung und musste sich nicht einmal sonderlich anstrengen, denn die Konkurrenz bröckelt von allein weg. Ogier führt mit rund dreieinhalb Minuten extrem komfortabel.
Sein härtester Verfolger Mads Östberg wähnte zunächst einen Kupplungsschaden als Wurzel des Übels, aber es war die Elektrik, die den Ford Fiesta lahmlegte. Der Norweger schied aus und muss den Sonntag mit 25 Strafminuten als 13. in Angriff nehmen. Damit liegt er noch vor Jari-Matti Latvala, der am Vortag gleich doppelt so viel Strafzeit ausfasste, nachdem sein Polo gleich auf der ersten Prüfung einen Stein traf. Der Finne kam am Samstag (9.3.) endlich mal zum Fahren. "Das Auto ist super" bekannte er nach den ersten Schotterkilometern. Latvala fuhr gute Zeiten, dürfte aber aus eigener Kraft kaum von Rang 18 wegkommen.
Mikko Hirvonen fuhr auf Rang zwei
Durch Östbergs Missgeschick rückte das Vorderfeld um einen Rang vor. Damit kam Mikko Hirvonen im Citroën DS3 kampflos auf Rang zwei. Der Finne ist keine Gefahr mehr für den führenden Ogier, denn er verlor eineinhalb Minuten durch einen Plattfuß. Obwohl Ford-Junior Thierry Neuville wegen eines losen Ventilatorkabels Kühlprobleme hatte, rückt der Belgier Hirvonen nach dessen Missgeschick bis auf 7,5 Sekunden auf die Pelle, rechnet sich aber kaum Chancen aus, Hirvonen zu halten. Der hat Rückendeckung von Teamkollege Dani Sordo, der ebenfalls die Luft in einem Reifen verlor, aber nun mit Luft nach vorn und hinten auf Platz vier einen ruhigen Finaltag haben dürfte.
Die besten WM-Resultate ihrer Karriere streben Nasser al Attiyah und Ken Block an. Der Katari un der US-Amerikaner belegen auf ihren Ford Fiesta die Plätze fünf und sechs. Block muss allerdings in den Rückspiegel schauen. Sein Kumpel Chris Atkinson schießt sich auf seinen Citroën immer besser ein und liegt nur noch 26 Sekunden hinter ihm. Die Mexikaner freuen sich vor allem über ihren Lokalhelden Benito Guerra. Der Mann, dessen Name "Krieg" bedeutet, liegt im Kunden-Citroën 37 Sekunden hinter Atkinson auf Platz acht. Wieder in den Top Ten ist Evgeny Novikov, der auf der ersten Etappe mit Motorproblemen gestrandet war.
Nur noch 22 Autos bei der letzten Etappe
Ebenfalls ausgeschieden ist Armin Kremer. Der Ex-Europameister musste nach einem Steintreffer mit defekter Radaufhängung aufgeben. Bis dahin lag er in der WRC2 auf Rang drei und dem zweiten Platz in der Produktionswagenwertung. Er kann am Sonntag allerdings wieder starten und wird bei Zielankunft schlimmstenfalls Vierter der seriennahen Kategorie, weil das Starterfeld so dünn ist.
Die letzte Etappe nehmen nur noch 22 Autos in Angriff. Theoretisch ist der finale Sonntag mit drei Prüfungen nur noch eine halbe Etappe, doch die hat es in sich. Gleich zum Auftakt steht die mit 54 Kilometern längste WM-Prüfung Guanajuatito an, danach werden auf der 21 Kilometer langen Powerstage Derramadero noch Extra-Punkte vergeben, bevor das Schaulaufen auf der letzten, kurzen Superspecial in Leon ansteht.