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Rallye Großbritannien 2015
Ogier gewinnt überschattetes WM-Finale

Zwei Stürme und die Terroranschläge von Paris verdüsterten dem Rallye-Zirkus die Stimmung in Wales, wo zum dritten Mal in Folge VW-Pilot Sébastien Ogier als Sieger einlief.

Sebastien Ogier - Rallye GB 2015
Foto: McKlein

Am Morgen vor dem Start des letzten WM-Laufes baten die Organisatoren, an einer Umfrage teilzunehmen. Eine der Fragen lautete, ob es Verbesserungsvorschläge gebe. Draußen strahlte der Lorenz von einem knallblauen Himmel und einige Reporter notierten spontan: Mehr Regen.

Selten hat ein Veranstalter einen Vorschlag derart zügig umgesetzt. Ein Sturmtief zog auf, und erstmals in der Geschichte der Wetteraufzeichnung gaben die Briten einem solchen einen Namen. Pünktlich zum Start am Donnerstagabend begann "bigail" mit Nieselregen. Schon in der Woche vor der Rallye war reichlich von oben gekommen. Rebecca Williams, die Stimme des Rallye-Radios und eine waschechte Waliserin behauptete: "Das miese Wetter haben uns die Engländer rübergeschickt." Die Wolken hatten es nicht weit. Vom Rallyezentrum im Industriepark von Deeside an der Nordküste von Wales sind es nur rund sechs Kilometer bis zur englischen Grenze.

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Keine echten Gegner für Ogier

Die Fahrer lobten einhellig: "Die Prüfungen sind in einer fantastischen Verfassung", und meinten damit: durchgehend nass. Jari-Matti Latvala schwärmte besonders von den flüssigen und weiten Kurven der 30 Kilometer langen dritten Prüfung Myherin, nur kam er nicht so weit. Nur 600 Meter nach dem Start der zweiten Prüfung Sweet Lamb rutschte der Finne von der Piste. Aus 0,8 Sekunden Rückstand auf Weltmeister Ogier wurden in einem Augenblick über 80 Minuten.

"Es war ein blöder Fehler. Ich habe vor der zweiten Kurve zu hart gebremst, dabei ist der Motor abgestorben und ich bin in einen Graben gerutscht“, sagte Latvala, der sich allerdings nicht zu sehr grämte, denn am Samstag nahm ihn eine gebrochene Antriebswelle erneut aus dem Rennen. "Ich hätte also ohnehin nicht viel gewinnen können." Mit 4 Bestzeiten inklusive der Powerstage am Sonntag setzte der WM-Zweite eine letzte Duftmarke und sicherte sich abermals den Vize-Titel vor Andreas Mikkelsen.

Der Norweger konnte im dritten Werks-Polo das Tempo an der Spitze nicht ganz mithalten und hatte ein wenig Glück, dass er am Freitag mit nur einem Ersatzrad an Bord aber zwei defekten Rädern noch ins Ziel kam. Mit dem Wagenheber dengelten er und Beifahrer Ola Floene eine verbogene Felge zurecht und retteten sich so ins Etappenziel. Mikkelsen krönte seine beste WM-Saison mit 9 Podiumsplätzen als Dritter mit 36 Sekunden Rückstand.

Citroën und Hyundai ohne echte Siegchancen

Hartnäckigster Verfolger von Spitzenreiter Ogier war Citroën-Fahrer Kris Meeke mit nur 13,5 Sekunden Rückstand nach der ersten Etappe. Im Laufe des Samstags musste der Nordire ein wenig abreißen lassen und beschränkte sich darauf, Platz 2 ins Ziel zu bringen, den sein Team für die Sicherung von Rang 2 in der Marken-Tabelle benötigte.

Teamkollege Mads Östberg beklagte zunächst einen Reifenschaden und ein Leck im Unterboden, das über das ganze Wochenende nicht aufzuspüren war und für ständigen Wasser- und Schlammeinbruch sorgte. "Mein Füße rutschten auf dem nassen Boden herum, aber nach und nach gewöhnt man sich daran", sagte der Norweger. In einem unachtsamen Moment segelte er allerdings in einen Graben und verlor anderthalb Minuten. Es reichte im Ziel nur für Platz sieben, aber Citroën behielt im Duell mit Hyundai um Rang 2 um 6 Punkte die Oberhand.

Bei den Koreanern zahlte sich die Entscheidung Haydon Paddon anstatt Thierry Neuville neben Routinier Dani Sordo für die Marken-Wertung zu nominieren, nur halb aus. Neuville verlor ohne eigene Schuld am Freitag ein Rad, die Stehbolzen waren abgeschert. Mit zwei Bestzeiten meldete sich der Belgier am Samstagmorgen zurück, und auch auf der dritten Tagesprüfung lag er vorn, bis er an einem Baumstumpf hängenblieb, sich über einen Holzstapel überschlug und sein Auto zerstörte. Sordo und Paddon blieben fehlerlos, waren aber nicht in der Lage, Kontrahent Meeke zu gefährden, um den Rückstand von vier Zählern vor dem Finale aufzuholen. Sordo wurde Vierter, Paddon Fünfter.

Erstaunlich blass blieben beim Heimspiel die Ford Fiesta des M-Sport-Teams. Elfyn Evans fuhr im Shakedown noch den walisischen Rugby Star Scott Williams spazieren. Die Teamleitung war enttäuscht, dass ihr Held den kantigen Ballsportler nicht zum Schreien brachte. Doch Williams war auch ohne lautes Stöhnen hinreichend beeindruckt: "Ich habe dauernd gedacht, jetzt fliegen wir von der Straße." Diese Furcht schien auch Lokalheld Evans zu lähmen. Mit 3:09 Minuten Rückstand wurde er nur Sechster. Für den Abflug sorgte dummerweise der besser platzierte Teamkollege: Ott Tänak montierte sich am finalen Tag auf Rang 4 ein Rad ab und schied aus.

Eher düsterer Stimmung war auch Robert Kubica, der im Kunden-Ford von einem Reifenschaden gebremst wurde, immerhin aber ohne Fehler blieb und als Neunter auch punktete. "Die Bedingungen waren mit dem vielen Regen so schwer, aber ich habe gegenüber dem Vorjahr erhebliche Fortschritte gemacht", sagte der Pole.

Nach schwerem Regen am Samstagmorgen erreichte am Samstagabend der nächste Sturm die walisische Halbinsel. Der frühere Hurrikan Katie brachte Windgeschwindigkeiten von 150 km/h und weiteren Regen. Einigen Teams verbog oder zerriss des die Zelte. Der Veranstalter schloss den Servicepark aus Sicherheitsgründen bis zum Sonntagmorgen für Zuschauer. Die Prüfung Great Orme an der Nordküste wurde wegen des Sturms komplett für die Fans gesperrt. Zu Schaden kam niemand.

Terroranschläge überschatten WM-Lauf

Überschattet wurde die Rallye weniger von den schweren Wolken, als vielmehr von den tragischen Ereignissen in Paris am Freitag, den 13. November. Am Samstag beschlossen, Veranstalter und Teams, dass es angesichts der Terroranschläge keine große Feier und keinen Champagner geben würde. Stattdessen spannten die Sieger Sébastien Ogier und Julien Ingrassia die Trikolore über die Windschutzscheibe. Alle Werksfahrer und Top-Teams stellten sich in Deeside zu einer Schweigeminute für die über 120 Terroropfer auf.

Sébastien Ogier war trotz des Hattricks in Wales, acht Saisonsiegen und seinem 32. WM-Erfolg nicht zum Feiern zumute. Am Samstagmorgen gab er keine Interviews, fand erst am Mittag Worte: "Es ist schwer, hier weiterzumachen nach dem, was passiert ist. Dagegen ist alles, was wir hier tun, Nebensache."

In unserer Galerie zeigen wir noch einmal Impressionen aus Wales.

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