Der frisch gebackene Weltmeister war bester Laune. Fünf von sieben möglichen Bestzeiten auf der zweiten Etappe des elften WM-Laufes zeigen, dass Sébastien Ogier seine Form wiedergefunden hat. Doch trotz der eindrucksvollen Vorstellung blieb der gefürchtete Durchmarsch des Franzosen aus.
Ogier belegt vor der letzten Etappe auf Rang drei, allerdings mit nur 1,9 Sekunden Rückstand auf die Spitze. "Ist doch toll für die Zuschauer. Es ist nass und rutschig und sehr knapp. Das ist doch eine echte Show", schwärmt der VW-Mann.
Latvala hauchdünn vorne
Ganz vorn liegt nach 255 Kilometern Teamkollege Jari-Matti Latvala, der sich auf der letzten kurzen Zuschauerprüfung auf den Straßen von Mulhouse vier Zehntel vor Dani Sordo im besten Citroën schieben konnte.
"Das ist die spannendste Asphalt-Rallye, bei der ich je dabei war", bekannte der Finne und gab sich die Parole für den Sonntag: "Ich bin bisher konstant und ohne Fehler gefahren, und genau diese Konstanz braucht man auch für den Sonntag."
Am besagten 6. Oktober sind noch einmal sechs Prüfungen mit insgesamt 57 Kilometern zu fahren, und außer dem VW-Duo und Sordo hat auch Lokalmatador Sébastien Loeb gute Siegchancen. Der neunmalige Champion wirkt nach fünfmonatiger Pause noch ein bisschen eingerostet, und drehte sich auf nasser Piste am Morgen, dennoch ist Loeb mit fünf Sekunden Rückstand auf die Spitze noch voll bei der Musik.
Neuville mit Reifenschaden aus dem Rennen
Es hätten eigentlich fünf Anwärter auf den Sieg sein müssen, doch der am Freitag führende Thierry Neuville verabschiedete sich aus den Top Vier mit einem schleichenden Plattfuß auf der ersten Prüfung nach dem Mittagsservice. Neuville glaubte an einen Reifenplatzer nach einer Sprungkuppe, das Team dagegen vermutet nach Begutachtung des Schadens, dass Neuville mit einem leichten Ausrutscher den Reifen beschädigte.
Der Belgier verlor rund 1:20 Minuten und damit seine fast schon komfortable Führung. Neuville ist als Fünfter mit 1:10 Minuten Rückstand immer noch bester Ford-Fahrer, weil Evgeny Novikov (6.) und Mads Östberg (8.) das Tempo der Spitze nicht mitgehen können. Gleiches gilt für den siebtplatzierten Mikko Hirvonen im Werks-Citroën.
Darf Sordo in Frankreich gewinnen
Alle Fahrer hatten mit dem Wetter zu kämpfen. Anders als am Freitag war der Regen am Samstag keine Überraschung für Fahrer und Meteorologen, aber es regnete nicht konstant und trocknete phasenweise immer wieder ab, bevor es erneut zu nieseln begann. Am finalen Sonntag ist die Reifenwahl ein enorm wichtiger Faktor, denn alle sechs Prüfungen müssen ohne Service gefahren werden.
Von den vier Kombattanten an der Spitze will jeder gewinnen, bei einem ist aber die Frage, ob er darf. Dani Sordo ist zugunsten Loebs aus dem offiziellen Werksteam gewichen und nähme der Marke Citroën unter Umständen wichtige Punkte in der Herstellerwertung weg. Andererseits ist die Lage so knapp, dass zum Taktieren kaum Spielraum bleibt.
Kubica weiter mit WRC2-Führung
Keinerlei Taktik ist bei Christian Riedemann vonnöten. Der Citroën-Junior liegt in der WRC3 wie am Freitag auf Rang vier. Mit knapp zweieinviertel Minuten Rückstand ist ein Angriff auf Rang drei aussichtslos.
Wenig Bewegung auch in der WRC2. Robert Kubica hat Elfyn Evans im Ford schon dreieinhalb Minuten aufgebrummt, der drittplatzierte Rashid al Ketbi kann sich da nur ungläubig die Augen wischen. Ihm fehlen schon 13:16 Minuten auf den schnellen Polen.
Bereits Feierabend hat Pontus Tidemand. Die Junioren-WM mit ihren Einheits-Ford Fiestas grundsätzlich nur die ersten zwei Tage eines WM-Laufes, Tidemand gewann seine Klasse souverän und steht als Junioren-Weltmeister fest.
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