Zugegeben, es war nicht ganz einfach. Erst war es feucht, dann schnell trocken, dann gab es einige spontane Schauer, und es trocknete wieder ab. Die Reifenwahl war das bestimmende Thema auf den ersten drei Prüfungen am Morgen der Rallye Frankreich.
Sébastien Loeb hatte ordentlich Kaffee getankt und war hellwach. Mit weichen Gummis setzte er drei Bestzeiten, führte aber zur Mittagspause nur mit 3,7 Sekunden vor dem besten VW. Den pilotierte nicht der gestern gekürte Weltmeister Sébastien Ogier, sondern Jari-Matti Latvala.
Ogier noch im Meisterfieber
Der war mit harten Reifen ebensowenig glücklich wie Teamkollege Ogier, kam aber besser mit den rutschigen Bedingungen zurecht als Ogier und ging als Dritter ins Bett. "Ich habe schlecht geschlafen", entschuldigte sich der neue Champion und gab zu, dass ihn der Titelgewinn dann doch ein bisschen mehr beschäftigt habe als zu Beginn der Rallye gewünscht. Ogier kam auch am Nachmittag nicht wirklich in Fahrt. Mit 28,7 Sekunden Rückstand liegt der neue Champion nach der ersten Etappe nur auf Rang fünf.
Nur einen Platz besser lag am Ende Erzrivale Sébastien Loeb im Citroën. Dem hatte der Wetterdienst Regen vorausgesagt, und Loeb war mit weichen Reifen in den Nachmittag gestartet und bewies, dass man auch trocken baden gehen kann. Der Regen kam nicht, und der DS3 rutschte auf den überhitzenden Gummis unangenehm herum. Immerhin fehlen Loeb auf die Spitze nur rund zwölf Sekunden.
Ford mit bestem Reifenpoker
Das M-Sport-Team war bei heiklen Wetterbedingungen in früheren Jahren immer mal für einen Fehlgriff gut, doch dieses Mal machten Taktikchef John Millington und Reifeningenieur George Black alles richtig. Sie schickten Thierry Neuville mit harten Pneus in die zweite Tageshälfte. Der Belgier setzte prompt alle drei Bestzeiten und führt nun mit 9,8 Sekunden vor dem besten Citroën-Fahrer.
Der heißt Dani Sordo, mit einer Mischbereifung hielt sich der Spanier auch ohne Bestzeiten in Schlagdistanz. Teamkollege Mikko Hirvonen (8.) dagegen kam mit seinem Auto ebensowenig zurecht wie die restlichen Ford-Fahrer Evgeny Novikov (Platz sechs) und Mads Östberg (9.). Bei seiner ersten Asphaltrallye im Polo schlägt sich der Norweger Andreas Mikkelsen als Siebter beachtlich.
Kubica führt WRC2-Wertung an
Eine eindrucksvolle Demonstration seines Talents zeigte abermals Robert Kubica. Der frühere Formel-1-Pilot hängte in der WRC2 seinen Konrahenten Elfyn Evans um satte dreieinhalb Minuten ab. Nebenbei machte er auch noch Rundstreckenkollege Romain Dumas nass. Der Le-Mans-Sieger startet in einem stärkeren Ford Fiesta WRC mit dem erfahrenen Weltklasse-Beifahrer Denis Giraudet, liegt aber nach dem Freitag rund eine Minute hinter Kubica auf Platz 13.
In der WRC 3 dominiert nicht der hoch gehandelte Sébastien Chardonnet, sondern sein Landsmann Quentin Gilbert. Chardonnet klagte als Zweiter ebenso über Abstimmungsprobleme wie sein Verfolger Keith Cronin und Christian Riedemann. Der Deutsche konnte das Tempo der Spitze zudem wegen Bremsproblemen nicht halten. Riedemann liegt auf Rang vier, 2:11 Minuten hinter der Spitze.
In unserer Bildergalerie haben wir die Fotos der Rallye Frankreich.