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Rallye Finnland 2017
Lappi gewinnt Saisonhöhepunkt

Esapekka Lappi siegte im Toyota sensationell bei seinem Heimspiel in Finnland. Weltmeister Sébastien Ogier crashte, Thierry Neuville glich nach WM-Punkten aus.

Esapekka Lappi - Toyota Yaris WRC - Rallye-WM - WRC Finnland
Foto: xpb

Schon beim überraschenden Schweden-Sieg im Februar kam der Truppe von Toyota Gazoo Racing der Umstand zugute, dass der Teamstandort Finnland die Nominierung extrem schneller Waldpisten als offizielles Heimtestterrain möglich machte, nun kam der WM-Zirkus nach Jyväskylä, und für sämtliche Toyota-Gegner war der neunte Lauf des Jahres ein klares Auswärtsspiel.

Der Favorit konnte nur Latvala heißen. Der dreimalige Finnland-Sieger machte sich daran, die vierte Kerbe ins Lenkrad zu schnitzen. Dass er am ersten Abend mit hauchdünnem Abstand nur Zweiter war, steckte er locker weg. Am Samstag war Latvala klar der Chef im Ring, zog an die Spitze und stetig davon, aber ausgerechnet auf dem zweiten Durchgang im heißgeliebten Ouninpohja stand der Yaris WRC mit der Nummer zehn plötzlich. Der Motor war einfach ausgegangen und ließ sich nicht mehr zum Leben erwecken.

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Ogier kracht in Baum

Latvalas Ausfall und die Beute von lediglich zwei Zählern auf der abschließenden Powerstage sind umso ärgerlicher, als dass der in WM-Kämpfen notorisch Unterlegene plötzlich wieder im Titelrennen gewesen wäre. Bis auf 16 Zähler hätte er an den ewigen Rivalen und Tabellenführer Sébastien Ogier heranrücken können, der komplett leer ausging.

Sébastien Ogier - Ford Fiesta WRC - Rallye-WM - WRC Finnland
sutton-images.com
Sébastien Ogier patzte in Finnland.

Schon auf der vierten Prüfung in Jukojärvi machte an Ogiers Auto nach einer harten Landung ein Stoßdämpfer die Grätsche. Ungerührt düste der Franzose weiter, bis in einer Linkskurve die fehlende Unterstützung hinten rechts zum kompletten Kontrollverlust führte. Der Ford Fiesta endete an einem Baum und Beifahrer Julien Ingrassia im Krankenhaus.

Obwohl das Chassis am Radhaus eingedrückt war, hätte Ogier am Samstag wieder starten und sonntags noch um die fünf Zähler der Powerstage kämpfen können, aber Ingrassia klagte über Schwindel, Rallyearzt Dr. Timo Kaukonen vermutete trotz ergebnislosem Hirnscan eine Gehirnerschütterung und empfahl sicherheitshalber zwei Wochen Abstinenz.

Neuville gleicht in WM aus

Die Nullnummer der Weltmeister bot die Chance für Hyundai, in beiden Titelrennen die Lücke zu schließen, zumal M-Sports zweites heißes Eisen Ott Tänak ebenfalls schon früh abgekühlt war. Der Este war ein Mitfavorit um den Sieg, titschte aber früh einen Fels an und hatte noch Glück, dass der vermutete Antriebswellenschaden sich nur als Plattfuß samt lädierter Felge herausstellte. Dennoch waren knapp zwei Minuten futsch.

Aber sein siebter Platz ist dennoch einiges wert, denn Hyundais Routinier Dani Sordo landete hinter ihm auf Rang neun. Schlechter erging es Hayden Paddon. Der Neuseeländer flog in seinem Hyundai gleich zwei Mal von der Straße und wurde 43. und damit Letzter.

Thierry Neuville brauchte abgesehen vom kurzen Auftakt im Stadtzentrum von Jyväskylä bis zur achten Prüfung, ehe ihm eine brauchbare Zeit gelang. Vor allem am Morgen, wenn die Strecken nach starken Regenfällen Freitagnacht noch feucht waren, schlitterten die Hyundai i20 wie auf Schmierseife. Noch am Sonntagmorgen rodelte Neuville in einer einzigen Prüfung drei Mal in einen Notausgang. Die Ursache, warum das beste Auto der neuen Generation ausgerechnet bei schnellen Rallyes schwächelt, vermuten die Ingenieure in der Aerodynamik.

Immerhin: Zwei sonnige Nachmittage und die Missgeschicke einiger Konkurrenten reichten aus, um noch auf Rang sechs zu fahren und Platz drei in der Powerstage zu holen. Damit ergatterte Neuville exakt die elf Punkte, die er in der Tabelle hinter Ogier lag, was ein würziges Wochenende der Titel-Gegner in drei Wochen in Saarbrücken verspricht.

Meeke ohne Vetrauen

Dort will auch Citroën endlich wieder eine Rolle spielen. Kris Meeke hatte seine Suspendierung in Polen noch immer nicht heruntergeschluckt und machte seinem Ärger wie gewohnt offen Luft: „Es ist schwierig, Vertrauen zu haben, wenn du nicht die richtige Unterstützung bekommst“, maulte er.

Die seit Polen weniger hecklastige Kraftverteilung und das neue Hinterachs-Differenzial kanzelte er kurz mit „nicht der große Wurf, der uns nach vorn bringt“ ab. Teamchef Yves Matton versucht, den Beziehungs-Scherbenhaufen zusammenzufegen, betonte schon vor der Rallye Finnland, Meeke werde definitiv für den Rest der Saison im ersten Werks-C3 sitzen. Meeke, im Vorjahr noch glanzvoller Sieger, war ein Schatten seiner selbst, trotz verhaltenem Tempo rutschte er einmal von der Strecke und fuhr eine Aufhängung krumm. Es blieb Rang acht und die Erkenntnis, dass er auf den 25 Prüfungen 21 Mal langsamer war als sein Teamkollege. Craig Breen, in Polen noch völlig ratlos, fuhr erstmals mit dem neuen Antriebsstrang und wurde Fünfter.

Wie glänzend auch ein Nicht-Finne im Lande Suomi aussehen kann, zeigte ein Waliser. Elfyn Evans brauchte einen halben Tag, um sich und seinen Fiesta mit DMack-Reifen zu sortieren. Dann drehte der 28-Jährige auf, biss sich an den Finnen an der Spitze fest und bekannte am Samstagabend, dass er nicht so weit gekommen sei, um nun als Vierter ins Ziel zu rollen. Tatsächlich sprengte die Nummer drei bei M-Sport mit einem furiosen Ritt und der zweitschnellsten Zeit in der Powerstage die Phalanx der Nordmänner und wurde nervenstark Zweiter.

Lappi erfüllt sich Traum

Evans wäre die Sensation des Wochenendes gewesen, wären da nicht noch zwei andere Nachwuchshoffnungen gewesen. Teemu Suninen landete zwar nach zwei Fahrfehlern schlecht gelaunt hinter Evans und einem stark fahrenden Juho Hänninen auf Rang vier. Angesichts der Tatsache, dass der 23-Jährige erst seine vierte Rallyesaison fährt, und in Jyväskylä zum zweiten Mal in einem World Rally Car saß, war seine Vorstellung dennoch grandios.

Auch ohne den Dreher am Sonntag, der Platz zwei kostete, wäre der vierte Mann im M-Sport-Fiesta nicht komplett zufrieden gewesen. Denn sein letztjähriger WRC2-Rivale lag noch besser im Rennen. Esapekka Lappi saß erst zum vierten Mal in einem World Rally Car, führte sich aber auf, als würde er seit Jahren nichts anderes tun. Am Freitag jagte die Nummer drei bei Toyota der Nummer eins Latvala die Führung ab, am Samstag blieb er in Schlagdistanz, bis Latvala strandete, am Sonntag verwaltete er klug den Vorsprung. „Ich bin das gewohnt. Letztes Jahr in der WRC2 habe ich auch oft eine frühe Führung managen müssen“, sagte der 26-Jährige, für den der Traum jedes Rallye-Finnen, sein Heimspiel zu gewinnen, schon im ersten Anlauf in der Topkategorie wahr wurde.

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