Nachdem Ogiers Teamkollege Jari-Matti Latvala seine Pechsträhne bei der Rallye Deutschland fortsetzte und schon auf der zweiten Prüfung mit einem Getriebeschaden weit zurückfiel, war es Andreas Mikkelsen, der dem Champion das Leben schwer machte.
Der Norweger ging im dritten Werks-Polo auf der zweiten Prüfung in Führung, nachdem sich Ogier an einem Abzweig verbremst hatte. Mikkelsen hielt die Spitze bis zum Eintreffen an der Panzerplatte des Truppenübungsplatzes in Baumholder, aber auch der Norweger leistete sich 2 kleine Ausrutscher. Ogier führte mit 2 Zehnteln, Mikkelsen konterte umgehend und lag wieder vorn – mit 3 Zehnteln.
Entscheidung auf der Panzerplatte
Doch auf dem Herzstück der Rallye, der 40 Kilometer langen Panzerplatten-Prüfung, spielte Ogier seine Klasse aus und nahm seinem Rivalen rund 13 Sekunden ab. Mikkelsens Versuch, Ogier auf der gleichen Prüfung im zweiten Durchgang mit harten Reifen zu überrumpeln scheiterte. Nach einem heftigen Schauer war es an vielen Stellen zu feucht für die härteren Michelin-Pneus. Ogier ging mit 33 Sekunden Vorsprung ins Bett, und die Rallye war praktisch entschieden.
Doch im Kampf um Platz 2 lagen Mikkelsen und die beiden Werks-Hyundai von Dani Sordo und Thierry Neuville nur durch 4 Sekunden getrennt beieinander. Sordo war zunächst etwas verhalten gestartet, Neuville war durch einen Verbremser am Freitag und eine defekte Servolenkung am Samstagmorgen etwas eingebremst worden, sonst hätten auch die Koreaner das Zeug zum Siegen gehabt.
Einen mächtigen Schreck indes hatte Hayden Paddon im dritten Hyundai i20 zu verarbeiten. Der Neuseeländer hatte sich im sechsten Gang gedreht, sein Auto vorn und hinten onduliert, war aber nicht ernsthaft angeschlagen. Mit Respektabstand von über dreieinhalb Minuten lief er als Fünfter in Trier ein.
Mit kleineren Technik-Wehwehchen und allerlei Basteleien am Setup lief hinter ihm Mads Östberg im Ford Fiesta als Sechster ein. Für das M-Sport-Team war es ein unbefriedigendes Wochenende. Ott Tänak hielt sich zwar am ersten Tag mit neuen DMack-Reifen tapfer, strandete aber am Samstag mit defekter Lichtmaschine. Eric Camilli flog schon am Freitag mit Schwung in einen Graben. „Sein bisher dümmster Fehler“, schimpfte Teamchef Malcolm Wilson.
Lefebvre mit heftigem Crash
Während Camilli die Rallye immerhin am nächsten Tag wieder aufnehmen konnte, war das Auto seines Landsmannes Stéphane Lefebvre nicht mehr zu gebrauchen. Bei etwa Tempo 160 traf der Citroën-Junior einen Begrenzungsstein, der den DS3 WRC aus der Balance brachte.
Das Auto des PH-Sport-Teams krachte mit hohem Tempo in weitere Steine und anschließend in eine Baumgruppe. Der Unfall war so heftig, dass es beim Aufprall den Motor aus der Verankerung riss. Doch der Überrollkäfig hielt stand, und so konnte Lefebvre das Wrack schwer durchgeschüttelt auf eigenen Füßen verlassen.
Beifahrer Gabin Moreau war zunächst eingeklemmt, konnte aber vom schnell eingetroffenen Rettungsteam befreit werden. Der Franzose erlitt links einen Handgelenks- und einen Knöchelbruch, sowie eine Schienbein-Fraktur rechts, einen angebrochenen Wirbel und ein ausgerenktes Schlüsselbein.
Moreau wurde noch am Unfalltag operiert und bedankte sich am folgenden Sonntag bei seinen Helfern: „Die Organisatoren und Rettungskräfte haben einen herausragenden Job gemacht und uns sehr gut versorgt.“
Sordo gewinnt Dreikampf um Platz 2
Die Prüfung wurde ebenso abgebrochen wie am Sonntagmorgen der zweite Durchgang im Dhrontal, wo laut Veranstalter eine Gruppe Zuschauer an unsicherer Stelle stand und nicht zu disziplinieren war. Damit spitzte sich der packende Kampf um Platz 2 auf nur 3 Prüfungen zu.
Der zweitplatzierte Mikkelsen und die Hyundais von Sordo und Neuville lagen nur 4 Sekunden auseinander. Die Verfolger überholten Mikkelsen, aber vor der letzten Prüfung im Sauertal war mit 1,4 Sekunden auf Neuville und 2,7 Sekunden hinter Sordo noch alles drin.
Mikkelsen sollte die Hyundai mit Blick auf die Marken-WM hinter sich lassen und riskierte alles, rodelte aber auf den finalen 15 Kilometern 2 Mal von der Piste. Auf den letzten Kilometern fiel die Bremse aus und auslaufende Bremsflüssigkeit setzte im Ziel das rechte Hinterrad in Flammen. „Ich habe es probiert“, sagte der VW-Youngster als Vierter im Ziel.
Die Bestzeit auf der Powerstage holte sich Thierry Neuville, der aber zusehen musste, wie sich Teamkollege Sordo mit 1,6 Sekunden Rückstand ins Ziel rettete, damit lag der Spanier in der Endabrechnung mit einer Zehntelsekunde auf Rang 2. Noch knapper ging es bei der Vergabe des letzten Punktes für den dritten Platz auf der Powerstage zu: Sébastien Ogier holte sich den einen Zähler, weil er eine Tausendstel schneller war als Sordo.
Insgesamt allerdings lag der Weltmeister mit kommoden 20,3 Sekunden an der Spitze und feierte nach Schweden Mitte Februar seinen dritten Saisonsieg nach einer halbjährigen Pause. „Das Gefühl habe ich so vermisst“, sagte der Tabellenführer, der sein Punktekonto auf Verfolger Mikkelsen auf 59 Punkte ausbaute.
Durch die Absage der Rallye China Mitte September bleiben der Konkurrenz nur noch 4 Läufe, um den Titelverteidiger abzufangen. In der Marken-Wertung konnte Hyundai trotz geschlossener Mannschaftsleistung und des Latvala-Missgeschicks nur 2 Punkte gut machen. VW liegt 55 Punkte vor den Koreanern.
Kremer Vierter in WRC2-Wertung
Deutsche Fahrer waren im mit nur 10 Autos erstaunlich dünnen Feld der World Rally Cars nicht vertreten, aber in der WRC2-Kategorie brillierte Armin Kremer mit dem Skoda Fabia des Baumschlager-Teams am ersten Tag.
„Als Führender schlafen zu gehen, war das Sahnehäubchen“, sagte Beifahrer Pirmin Winklhofer im Ziel, das er mit Kremer als Gesamt-Zehnter, Vierter der Klasse und Dritter in der WRC2-WM erreichte. Nur die 3 Werks-Skodas von Esapekka Lappi, Pontus Tidemand und Jan Kopecky waren schneller, und das auch nur, weil sich Kremer am unbeständigen zweiten Tag bei den Reifen vergriffen hatte.
Unglücklich lief die Rallye für die deutsche Nachwuchshoffnung Fabian Kreim. Der 23-Jährige wurde mit seinem Skoda früh mit einem Reifenschaden gebremst und strandete am Freitag mit einem mysteriösen Elektrik- oder Elektronik-Defekt, der den Motor nicht anspringen ließ. Für den enttäuschenden Platz 34 versöhnte am Ende eine Bestzeit im Sauertal.
Deutsche Dominanz gab es in der R2-Kategorie, wo Opel-Werksfahrer Marijan Griebel der Konkurrenz auf und davon fuhr und am Ende nur noch mit aufkommender Langeweile zu kämpfen hatte. Teamkollege Julius Tannert ließ es zunächst ruhiger angehe, kam aber immer besser in Schwung und ließ die italienischen Junioren Fabio Andolfi und Damiano de Tommaso auf dem Weg zum Opel-Doppelsieg locker hinter sich.
In der Galerie haben wir einige spektakuläre Bilder der Rallye Deutschland für Sie gesammelt!