Es war in vier Tagen gerade einmal eine von 22 Wertungsprüfungen, die kein VW gewann, sondern Mikko Hirvonen im Citroën, und es waren gerade drei, die nicht an Sébastien Ogier gingen. Der VW-Pilot aus Grenoble sicherte sich über alle Zweifel und Gegner erhaben, in der Manier eines Champions den Sieg bei der Rallye Australien und nahm durch den Gewinn der abschließenden Powerstage die Maximalpunktzahl von 28 mit vom Südkontinent.
Titel auf den letzten Metern verloren
„Was für ein verrücktes Ende bei dieser Rallye. Natürlich freue ich mich über den Sieg hier in Australien, aber wenn man die ganze Zeit auf WM-Kurs ist und dann auf dem letzten Kilometer den Titel wieder verliert, ist es schon etwas enttäuschend. Ogier schwor aber, dass in jedem Fall in Coffs Harbur noch ordentlich gefeiert werde.
Ausgrechnet Citroën-Mann Hirvonen hielt den VW-Rivalen bis kurz vor Schluss auf Titelkurs, denn Hirvonen belegte Rang zwei und hielt damit Ford-Fahrer Thierry Neuville auf dem dritten Rang, der Ogier zum Weltmeister gemacht hätte. Doch Hirvonen erlitt am letzten Tag auf der letzten Prüfung noch einen Reifenschaden, verlor 55 Sekunden und musste mit Neuville den Platz tauschen. Der Belgier ist damit dem Vize-Titel wieder ein Stück näher gekommen, denn sein Kontrahent Jari-Matti Latvala, der ebenfalls einen Plattfuß kassierte, wurde im zweiten Werks-Polo nur Vierter.
Frust bei Citroën
Frust herrscht indessen bei Citroën. Sportchef Yves Matton hoffte auf Aushilfe Kris Meeke, doch der Australier überschlug sich am Samstag und demolierte zu allem Überfluss eine Radaufhängung auf den letzten Kilometern. Meeke erreichte zwar das Ziel der Prüfung, durfte aber aus Gründen der Verkehrssicherheit die Verbindungsetappe zum Ziel nicht mehr fahren und schied damit mit null Punkten aus.
Hirvonen, der - abgesehen von Ogier - immerhin besser war als alle anderen, schwor, er sei keineswegs über die Streckenränder geräubert und konnte sich die Reifenpanne nicht erklären. Konnte Citroën durch die Ausrutscher der VW-Mannen in Deutschland 29 Punkte in der Marken-WM gutmachen, sind nun schon wieder 22 verlorengegangen.
Bei M-Sport-Ford freute man sich über den unverhofften zweiten Rang für Neuville. Es ist sein vierter in Folge. Dagegen blieben die beiden anderen Fiesta-Kandidaten farblos. Eine schlechte Startposition am Freitag und ein Reifenschaden am Samstag bremsten Evgeny Novikov früh ein. Der Russe wurde nur Siebter. Das einzige, was er dem Ausflug auf die Südhalbkugel abgewinnen konnte war der Umstand, dass er seit längerem mal wieder eine Rallye ohne Fehler beenden konnte.
Teamkollege Mads Östberg kämpfte freitags mit seinem Aufschrieb, rutschte Samstag in einen Graben, fand aber am Sonntag zu gewohnter Form und zog Landsmann Andreas Mikkelsen, der im dritten VW Polo 2,5 Sekunden vor ihm lag, zügig den Zahn, das Ziel vor ihm zu erreichen. Östberg holte sich mit 20 Sekunden Vorsprung den fünften Rang.
Ford Fiesta siegt in der WRC-2
Den Sieg in der WRC-2-Wertung holte sich Abdelaziz al Kuwari in einem Ford Fiesta. Der Katari hat mit den Rallyes in Mexiko, Argentinien und nun Australien sämtliche Übersee-Einsätze in der zweiten Liga für sich entscheiden können. Dabei hilft ihm nicht zuletzt der Umstand, dass viele schnellere Leute wie beispielsweise Robert Kubica sich den Trip Downunder sparten. Der Pole startete lieber zeitgleich bei seinem Heimspiel, zerstörte aber seine Hoffnungen auf einen Podiumsplatz mit einem Crash. Kubica hat allerdings in der WRC2 trotz 18 Punkten Rückstand gute Titelchancen, da er eine Rallye weniger bestritten hat als al Kuwari. Der Ex-Formel-1-Mann wird beim kommenden WM-Lauf in Frankreich wieder in Lenkrad greifen.
Im Elsass will sich Sébastien Ogier Anfang Oktober weder mit seinen WM-Chancen, noch mit denen seines Arbeitgebers VW befassen, sondern voll auf Angriff fahren, um bei seinem letzten Auftritt Erzrivale Sébastien Loeb den Sieg zu vermasseln. Angesichts der Tatsache, dass Ogier für sich selbst aus den letzten drei Rallyes lediglich ein einziges Pünktchen, zum Titelgewinn braucht, ist auch der Vorsprung von VW mit 48 Punkten in der Marken-WM so groß, dass Jost Capito seinem besten Pferd im Stall freie Hand lassen will. Außer Loeb hat vor allem einer etwas gegen einen Ogier-Sieg in Frankreich: Thierry Neuville will nach sechs Podiums-Plätzen endlich seinen ersten WM-Sieg feiern.