Die Erleichterung war so groß, dass Jari-Matti Latvala einigen Teammitgliedern gleich mehrfach um den Hals fiel. Der 28-jährige Finne eroberte zehn Jahre nach seinem ersten Auftritt in Griechenland seinen ersten Akropolis-Sieg und seinen ersten Erfolg für seinen neuen Arbeitgeber Volkswagen. "Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, dass mir das Team entgegengebracht hat", sagte der zuweilen als Crashpilot verschriene Finne im Ziel in Loutraki.
Abgesehen von einem verpatzten Qualifying und zwei kleinen Fahrfehlern zu Beginn, die glimpflich abliefen, leistete sich Latvala in einer zügig aber kontrollierten Fahrt keine weiteren Fehler, fuhr vier Bestzeiten und gewann mit 1:50 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Dani Sordo, der schon am Mittag des zweiten Tages keinerlei Angriffsbemühungen mehr startete, um nach mäßigem Saisonstart nicht das gute Ergebnis zu riskieren.
Ogier kann Vorsprung halten
Für Citroën war das Zurückpfeifen Sordos Schadensbegrenzung. Nachdem die eigentliche Nummer eins Mikko Hirvonen mit einem Lenkungsschaden und zwei Plattfüßen frühzeitig aus dem Kampf um den Sieg ausgeschieden war, versuchte das Team von Yves Matton alles, den Rückstand von nun 18 Punkten auf VW in der Marken-WM nicht durch einen Sordo-Ausfall unnötig anwachsen zu lassen.
Zwar war der Tabellenführer der Fahrer-Wertung, Sébastien Ogier, durch einen Elektrikdefekt schon am ersten Tag aussichtlos zurückgefallen, aber der Franzose wurde immerhin noch Zehnter und gewann die abschließende Power-Stage, was ihm vier weitere Punkte einbrachte und den Abstand von 65 Punkten auf Hirvonen sogar halten konnte, denn der scheinbar auf Rang sieben eingelaufene Finne wurde wegen eines Zeitnahmefehlers am Ende noch hinter dem besten Privatier Martin Prokop im Ford Fiesta auf Platz acht zurückgestuft.
"Wir haben hier leider eine Chance vergeben, in der Marken-WM einen Schritt nach vorn zu machen", gestand Citroën-Sportchef Yves Matton zunächst demütig, um nach Siegerehrung und Pressekonferenz noch einen verzweifelten Versuch zu machen, das Ergebnis zu ändern.
Citroën-Protest gegen VW
Citroën legte gegen alle drei VW Polo Protest wegen einer im Parc Fermé in den Autos verbauten Zusatzbatterie ein, die verhindern soll, dass sich ein Auto wegen einer leeren Batterie nicht starten lassen sollte. Der Protest wurde zunächst wegen eines Formfehlers abgewiesen, aber Citroën legte nach, die Sportkommissare unter Leitung des früheren Weltklasse-Beifahrers Robert Reid luden die VW-Oberen zum Rapport.
Sportchef Jost Capito, Teammanager Sven Smeets und Technik-Chef Francois Xavier Demaison konnten jedoch nachweisen, dass zum einen die Ersatzbatterie nicht angeschlossen gewesen sei, und sie zum zweiten dieses Vorgehen bereits 2012 mit dem Technischen Delegierten der FIA abgesprochen hätten. Besagter Jérome Touquet bestätigte den Vorgang, und so schmetterten die Stewards den Protest ab.
Citroën verzichtete auf das Anfechten der Entscheidung, und nach Mitternacht konnte die VW-Truppe dann feiern gehen. Zusätzlich zum vierten Saisonsieg bei sechs Rallyes konnten die Hannoveraner den vierten Rang von Andreas Mikkelsen begießen. Der junge Norweger rang bei seinem dritten Auftritt im Polo WRC auf der letzten Prüfung den Katari Nasser Al Attiyah im Ford nieder.
Neuville bester Ford-Pilot
Während Fords Top-Mann Mads Östberg (Platz sechs) nach Reifenschäden, Lenkungsproblem und Felgenbruch ein "Wochenende zum Vergessen" abhakte und der nach einem Tag führende Evgeny Novikov im zweiten M-Sport Fiesta (Rang neun) an einer Böschung eine Radaufhängung malträtierte, holte der dritte Youngster für Ford die Kohlen aus dem Feuer. Der 24-jährige Thierry Neuville eroberte zum zweiten Mal in seiner Karriere als Dritter einen Podiumsrang und ist mit 50 Punkten als Fünfter auch bestplatzierter Ford-Fahrer in der Tabelle. "Letztes Jahr habe ich gezeigt, dass ich schnell fahren kann, dieses Mal, dass ich auch ein gutes Ergebnis ins Ziel bringen kann", sagte der Mann aus dem deutschsprachigen Zipfel von Belgien.
Im Citroën-Lager hatte man am Ende wenigstens noch eine Kleinigkeit zu feiern: Der frühere Formel-1-Fahrer Robert Kubica gewann auf einem DS3 RRC die WRC2-Kategorie.