Die Rallye Akropolis war noch keine Viertelstunde alt, da gab es schon den ersten Paukenschlag. Tabellenführer Sébastien Ogier klagte auf der ersten Prüfung über Benzindruck-Probleme. Die behoben sich aber plötzlich von selbst. Der Franzose eilte weiter, fing sich aber durch eigenes Verschulden nach einem Steintreffer einen Reifenschaden ein. In rekordverdächtigen eineinhalb Minuten wechselte er mit Beifahrer Julien Ingrassia das Rad und hetzte abermals weiter. Doch nach 22 Kilometern starb der Motor seines VW Polo endgültig ab. Am Abend wurde das Auto in den VW-Service gebracht und repariert. Ogier kann mit zehn Strafminuten in die Samstagsetappe starten, muss aber als erster auf der Piste den Straßenfeger für die Nachfolgenden spielen.
Erste WRC-Etappe fordert Opfer
Nicht nur für den dreimaligen Saisonsieger Ogier war die erste Etappe der Akropolis-Rallye äußerst ereignisreich. Die bestand zwar nach dem zeremoniellen Start in Athen aus nur zwei Prüfungen, doch die beliefen sich über etwa 70 Kilometer Länge. Schon die erste Prüfung von Kineta nach Pissia war mit 46 Kilometern die längste der ganzen Rallye. Das zweite Opfer des Tages musste Mikko Hirvonen bringen. Citroëns-Speerspitze klagte plötzlich über ein lockeres Lenkgestänge. „In einer Kehre lenkte das Auto plötzlich gar nicht mehr ein“, rapportierte der Finne, der nachfolgend in engen Kurven ständig hin und her rangieren musste. Dass er die Prüfung mit einem Zeitverlust von sechs Minuten überhaupt beenden konnte, ist schon eine erstaunliche Leistung. Zu allem Überfluss musste sich Hirvonens DS3 noch vom Ford von Nasser al Attiyah anrempeln lassen, der im dichten Staub nur schwer am kaum lenkbaren Citroën vorbeikam. Immerhin konnte Hirvonen das Problem danach beheben lassen und die Etappe immerhin als 17. beenden.
Ohne Probleme dagegen kam Teamkollege Dani Sordo durch den Tag. Der Spanier belegt mit einer halben Minute Rückstand den zweiten Rang. In Führung ging mit einer starken Fahrt Evgeny Novikov, der Sordo schon auf der langen ersten Prüfung 20 Minuten aufbriet. Auch die zweite Prüfung sicherte sich der Russe im Ford Fiesta des M-Sport-Teams.
VW-Bremse sorgt für Probleme
Trotz der nach dem verpatzten Qualifying suboptimalen vierten Startposition sicherte sich Jari-Matti Latvala im zweiten Werks-VW den dritten Tagesrang. Schützenhilfe erhielt er von VW-Junior Andreas Mikkelsen, der trotz besserem Qualifikationsergebnis verdonnert wurde, noch vor Latvala zu starten, um noch ein wenig losen Schotter für den Finnen von der Straße zu räumen. Mikkelsen ließ sich aber selbst nicht allzu sehr bremsen und lief als Etappen-Fünfter in Loutraki ein. Der Norweger kämpfte wie seine Teamkollegen mit einer überhitzenden und dadurch unzuverlässigen Handbremse. VW setzt nach einem Probelauf in Argentinien erstmals bei allen Polos ein hydraulisches Handbremssystem ein.
Vor Mikkelsen erreichte Ford-Junior Thierry Neuville das Etappenziel. Abgesehen von kleinen Abstimmungsschwierigkeiten mit den Differenzialen hatte der Belgier Glück, dass er nach dem Überfahren eines großen Steins keine weiteren Schäden zu beklagen hatte. Das kann Mads Östberg nicht behaupten. Nach einem Felstreffer auf den ersten 500 Metern der Rallye brach bei M-Spots Nummer ein Vorderradin zwei Teile. Erstaunlicherweise waren Radaufhängung und -Träger nicht beschädigt, und so konnte der Norweger nach dem Aufziehen des Ersatzrades weiterfahren – allerdings mit dreieinhalb Minuten Zeitverlust. Östberg ist nach dem ersten Tag nur Elfter.
Ex-F1-Pilot führt in der WRC2-Klasse
Zahlreiche Zwischenfälle gab es auch in der WRC2-Kategorie. Vor allem Reifenschäden würfelten das Feld durcheinander. Tabellenführer Abedelaziz al Kuwari klagte über sich selbst: „Irgendwas stimmt mit meinem Fahrstil nicht.“ Der Katari belegt Rang drei. Trotz eines Drehers liegt Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica in Führung. Der Pole hatte ebenfalls ein Aha-Erlebnis: „Ich bin noch nie zuvor im Dunkeln auf Schotter gefahren.“
Zum Leidwesen der Fans hatte der Veranstalter in der zweiten Prüfung die Startabstände der Spitze auf vier Minuten erhöht, obwohl die Angst vor undurchdringlichen Staubfahnen im Dunkeln völlig unbegründet war. Am Peloponnes wehte ein strammer Westwind, der allen Staub in Minutenschnelle verschwinden ließ. Noch mehr litten die griechischen Zuschauer aber am Ausscheiden ihres Nationalhelden. Lambros Athanassoulas musste schon auf der ersten Prüfung mit gebrochener Aufhängung aufgeben.