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Mattias Ekström startet bei der Rallycross-WM 2016
Ein bisschen Driften statt 43 Wochen Langeweile

Mattias Ekström fährt im Jahr an neun Wochenenden für Audi in der DTM. Und was macht er an den restlichen 43? Er tobt sich mit einem 590 PS starken Audi S1 aus - in der actiongeladenen Rallycross-WM.

Mattias Ekström, Audi S1 Rallycross, Saison 2016, Test in Hockenheim
Foto: HOCH ZWEI

Nicht nur das Wetter sieht an diesem Rallycross-Testtag in Hockenheim bedröppelt aus. In der Box, in der das Team von Mattias Ekström seine Werkzeuge ausgebreitet hat, wuseln seine Mechaniker mit ernster Miene umher. Mittendrin steht der zweifache schwedische DTM-Champion, lässig mit Sneakers und Cappy gekleidet und unterhält sich mit seinem Chef-Ingenieur. Hinter den beiden steht das Einsatzfahrzeug von Ekström, aufgebockt, ohne Motorhaube, ohne Räder und - wie sich herausstellt - auch ohne Antriebswelle. Die liegt zweigeteilt auf einem Werkzeugwagen. Kein guter Start für Ekströms Team EKS bei den Testfahrten zur Rallycross-Saison 2016.

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Probleme mit dem Audi S1 RX schnell gelöst

"Ich konnte nur eine schnelle Runde fahren", sagt Ekström und blickt auf zwei Schrauber, die unter seinem kleinen Audi S1 EKS RX Quattro das wichtige Bauteil tauschen. "Naja, immerhin hat sie lange durchgehalten. Wir hätten eigentlich schon früher damit gerechnet." Ekström lächelt. "Eure Taxifahrt kriegt ihr später schon noch, in einer halben Stunde sind wir bestimmt fertig", sagt er und geht wieder zu seinen Mechanikern zurück.

Man hört einen leichten schwedischen Akzent, wenn Ekström redet. Sein Deutsch ist trotzdem nahezu perfekt. Kein Wunder, fährt der mittlerweile 37-Jährige seit 15 Jahren für das Team Abt Sportsline in der DTM. Zwei Mal wurde Ekström Meister, 2004 und 2007. Auch in der kommenden Saison brettert "Ekki" wieder mit einem Audi RS5 DTM über die Rennstrecken in Europa und Russland.

Mattias Ekström, Audi S1 Rallycross, Saison 2016, Test in Hockenheim
HOCH ZWEI
Immense Kraft: 590 PS und 850 Nm feuert der kleine, 1.300 Kilo schwere Audi S1 an alle vier Räder.

Die DTM-Saison dauert insgesamt neun Wochenenden, zwischen jedem Rennen liegt mindestens eine Woche Pause. "Auf diese Zeit muss ich mich besonders konzentrieren, das ist klar, aber vorbereiten muss ich mich ja auch", erklärt Ekström. Neun Wochenenden Motorsport waren dem Schweden zu wenig - etwas Abwechslung musste her.

Deswegen nahm er sich ein Beispiel an seinem Vater Bengt. Der fuhr in den 1990er-Jahren Rallycross-Rennen, wurde zu einer gekannten Größe in der Szene. Mattias Ekström stieg 2013 in den actiongeladenen Mix aus Rundstrecke und Rallye-Kurs ein - und das in seiner Freizeit. Mit seinem eigenen Team. Finanziert von seinem eigenen Geld. Spinnt "Ekki"?

"Neun Wochenenden Motorsport waren mir zu wenig"

Ein bisschen vielleicht, aber auf die sympathische Tour. "Ich habe ein anspruchsvolles Hobby gesucht, eines, das nicht nach ein paar Augenblicken langweilig wird", sagt Mattias, während das Nachbarteam ihren mittelmotorisierten Ford Fiesta ins Leben rödeln lässt. "Rallycross macht extrem viel Spaß, ist aber kein Spaziergang." Ekström muss es wissen, obwohl er bereits erste Siege hat einfahren können. Die Konkurrenz in der Rallycross-WM ist stark - und teilweise werksunterstützt.

Das Team von Mattias Ekström allerdings bekommt von Audi keine finanzielle Hilfe. "Theoretisch würden wir schon gerne als Werksteam starten, aber dann nur so wie jetzt - ohne Abschirmung oder Bevormundung, wenn es um den Team-Auftritt geht."

Mattias Ekström, Audi S1 Rallycross, Saison 2016, Test in Hockenheim
HOCH ZWEI
Because Racecar: Im Innenraum erinnert überhaupt nichts mehr an den Serien-S1.

Rallycross ist für einen weltweit vermarkteten Motorsport relativ günstig, Peugeot hat in der vergangenen Saison angeblich rund 1,5 bis zwei Millionen Euro investiert, den mit Abstand höchsten Betrag, betont Ekström. In der kommenden Saison startet auch Rallye-Legende Sebastien Loeb für die Franzosen in der Rallycross-WM.

Der 2015er-Weltmeister, Petter Solberg, fährt mit einem Citroën DS3. Und Ford setzt einen gewissen Ken Block ins Cockpit eines nagelneuen Rallycross-Focus.

FIA Rallycross-WM mit vier Fahrzeugklassen

Insgesamt starten die insgesamt 20 Fahrer in vier Unterklassen: bereits erwähnte Supercars, Super1600, Touring Cars und RX Lites. Ekströms S1 startet bei den Supercars, das sieht man ihm auf den ersten Blick gar nicht an. Aber: Sein Zweiliter-Turbomotor, der nur noch in Grundzügen aus dem Serien-S1 stammt, leistet immense 590 PS und noch brachialere 850 Nm Drehmoment. All das bei rund 1.300 Kilo. Auf 100 km/h benötigt der Rally-Zwerg knapp 2,4 Sekunden, geschaltet wird sequentiell.

Losgelassen wird die Power auf alle vier Räder, Schlupf gibt es trotzdem. Immer. Für die Flicks, das Herumzirkeln des Autos um Kurven mit der Handbremse, sitzt direkt neben dem Schaltknüppel eine Flyoff-Handbremse. Die cuttet bei Bedarf die Hinterräder vom Antriebsstrang. So lassen sich engste Kehren auf Schotter, Schnee oder Matsch im Drift nehmen.

Mattias Ekström, Audi S1 Rallycross, Saison 2016, Test in Hockenheim
HOCH ZWEI
Matsch-Schleuderer: Ekström wirft den S1 RX EKS in die Kurven, natürlich auch unter Einsatz der Flyoff-Handbremse.

590 PS und 850 Nm zerren an der Nackenmuskulatur

Als Passagier ist man gehalten, nicht nur beim Beschleunigen die Nackenmuskeln anzuspannen, sondern auch und vor allem beim Bremsen. Denn obwohl es am Testtag sehr nass und kalt war und die Reifen nur wenig Grip fanden, reichte die maximale Verzögerung locker, um den Kopf des Beifahrers in Richtung Windschutzscheibe zu werfen. Und dann nach links und rechts, je nach Kurve, die auf Asphalt sehr ideallinig durchfahren wird - fast wie in der DTM, nur aufgekratzter und nicht so perfektionistisch.

Ganz anders auf losem Untergrund: Ekström nimmt jede Kurve quer, der Matsch fliegt in alle Richtungen, auch auf unachtsame Zuschauer, die sich das Motorengeplärre trotz des miesen Wetters gerne anhören.

Rallycross-WM will den Durchbruch schaffen

Viele Fans, das ist natürlich auch das Ziel der Rallycross-Veranstalter. Und die launigen Rennen, die nie länger als zehn Minuten dauern, bieten durchaus Kurzweil. Klar, die Autos sind für die Zuschauer immer im Blick, die Strecke nie länger als 1,5 Kilometer. Es gibt Karosserie-Kontakt, Blessuren und abgeflogene Schürzen, die Renner fahren trotzdem weiter - anders als in der abtriebsgetriebenen DTM.

"Du tanzt mit deinem Auto, auf der Bremse, auf dem Gas, mit der Handbremse", sagt Ekström und lächelt. Geld möchte er mit Rallycross erst einmal nicht verdienen, hauptsächlich Spaß und eine Beschäftigung für die 43 Wochen ohne DTM haben. Das erste Rennen der Rallycross-Saison 2016 findet am 15. April 2016 in Montalegre statt. Am 6. Mai kommt die kleine Rennserie nach Hockenheim. Hoffentlich mit besserem Wetter als heute.

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