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Macau Grand Prix
Macau ist verrückt! Warum?

Seit 60 Jahren zirkeln Piloten ihre Rennwagen durch die Straßenschluchten von Macau. Der Klassiker gilt als die spektakulärste Rennveranstaltung der Welt. Wir nennen sechs Gründe, warum das tatsächlich stimmt.

Macau Grand Prix, Guia-Circuit
Foto: David Lister

Guter Motorsport braucht spektakuläre Rennstrecken. Macau ist die Steigerungsform von spektakulär. Ein Blick auf die Autos nach dem Zeittraining genügt: Oft fehlen die Außenspiegel, die Kotflügel sind mit Schleifspuren übersät. „Ohne Kontakt bist du nicht am Limit“, sagt BMW-Werksfahrer Jörg Müller.

1. Der Guia-Circuit

Der Straßenkurs im Südosten Chinas ist zweigeteilt: Über 3.155 Meter zirkeln die Piloten ihre Rennwagen millimetergenau durch eine Bobbahn aus Leitplanken und Betonmauern. Jede Kurve ist blind, erst geht es steil den Guia-Berg hinauf, dann stürzen sie einen engen Straßen-Canyon hinab. Hier findet sich auch die langsamste Kurve im Motorsport: Die Melco-Haarnadel passieren die Tourenwagen im ersten Gang mit knapp 50 km/h. Das krasse Gegenteil folgt im zweiten Streckenabschnitt: Lange und breite Geraden erlauben Topspeeds von über 240 km/h jetzt kann überholt werden!

2. Eine Stadt atmet Motorsport

Macau ist das Las Vegas des Ostens – mit dem Unterschied, dass die Stadt am Perlflussdelta mit ihren Casinos und Spielhöllen noch mehr Umsatz macht als das Spielerparadies in Nevada. Eigentlich bräuchte Macau also gar keinen Grand Prix, eher im Gegenteil, denn die Straßensperren für das Rennen produzieren nervige Verkehrsstaus.

An den Renntagen sind die funkelnden Spielhöllen schlagartig Nebensache: Zehntausende Fans tummeln sich auf den Tribünen, wetten auf die Sieger und begleiten lautstark das Rennspektakel. Am beliebtesten sind die Plätze in der Lisboa-Kurve, denn dort müssen sich die Rennwagen und Motorräder nach dem Start in einen engen Rechtsknick einfädeln, was oft deftige Karambolagen zur Folge hat. Oft reicht schon ein stehendes Rad beim Anbremsen, um die Menge zu echten Begeisterungsstürmen hinzureißen. Dann springen die Fans auf, stöhnen im Chor ein lautes „Auuuhhh“ – und sind offenbar ganz glücklich.

3. Die Rennköniginnen

In Asien schicken die Sponsoren bei Autorennen ihre „Race Queens“ an den Start. Der europäische Besucher nimmt staunend zur Kenntnis, dass Hunderte und Tausende Fans offenbar nur an die Strecke kommen, um die exotischen Schönheiten abzulichten. Wo immer die Rennköniginnen im Fahrerlager auftauchen, bilden sich Trauben von Menschen, die je nach Finanzkraft mit sündteuren Hasselblad-Kameras oder einfach mit dem Smartphone ein Blitzlichtgewitter entfachen. Asien ist eine andere Welt – und man muss ja auch nicht alles verstehen.

4. Wahnsinn auf zwei Rädern

Früher war es Usus, dass Autos und Motorräder gemeinsam auf Straßenkursen antraten. Heute ist es eine absolute Rarität, wegen der fehlenden Auslaufzonen. Die Helden auf zwei Rädern bezahlen jeden Fehler mit Blessuren. Den achtfachen Sieger des Motorrad-GP von Macau, Michael Rutter, ficht das nicht an. Er fährt sonst die irische Motorrad-Straßenmeisterschaft, wo die Topspeeds bei 340 km/h liegen. „In Macau fahren wir nur 280 km/h, das ist nicht so schnell.“ Auch Rutter hat Schleifspuren von den Leitplanken – und zwar an seinem Helm!

5. Macau produziert Helden

Je anspruchsvoller die Rennstrecke, umso wichtiger der Faktor Fahrer. Macau produziert seine eigenen Helden – wie Edoardo Mortara, der 2013 im Audi R8 zum fünften Mal in Folge dort siegte. Mit zwei grandiosen Überholmanövern kämpfte sich Mortara 2013 vom vierten Platz an die Spitze des GT-Feldes. In Asien werden Rennfahrer ganz allgemein als Helden verehrt, weil sie Mut, Können und Leidenschaft vereinen. „Für die Asiaten sind wir die Samurai-Krieger der Neuzeit“, sagt Benoît Tréluyer, der lange in Japan Rennen bestritt.

6. Das Risiko fasziniert

Seien wir ehrlich: Unfälle gehören zum Motorsport wie Wolken zum Regen. Und solange nichts Schlimmes passiert, kann man damit einigermaßen umgehen. Dass die Fahrer in Macau aber das Schlimmste riskieren, wird in Asien verehrt, während so etwas in Europa eher als inakzeptabel bewertet wird.

Insofern ist Macau für den europäischen Besucher wie eine Reise in eine vergangene Epoche des Motorsports. Das Risiko fährt in Macau immer mit, besonders bei den Motorradfahrern: Die Kombination aus hoher Geschwindigkeit und fehlenden Auslaufzonen macht Macau brandgefährlich. „Aber das ist ja unser Risiko“, sagt der achtfache Macau-Sieger Michael Rutter.

Das Spielerparadies Macau

Macau besteht aus drei Inseln am Perlflussdelta im Südchinesischen Meer, eine Fährstunde entfernt von Hongkong. Bis 1999 war es portugiesische Kolonie, seither ist Macau ähnlich wie Hongkong eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China mit vielen Freiheiten. Mit 34 Casinos ist Macau das große Glücksspiel-Mekka Asiens.

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