Le Mans Trainings-Crash von Loic Duval: Horror-Unfall mit 270 km/h

Le Mans Trainings-Unfall von Loic Duval
Audi-Pilot überlebt Horror-Crash mit 270 km/h

Zuletzt aktualisiert am 11.06.2014

Das Le Mans-Wochenende 2014 ist mit einem Knalleffekt gestartet. Um 17.05 Uhr Ortszeit, nur eine gute Stunde nach Beginn des ersten Trainings am Mittwochnachmittag (11.6.2014), verlor der 31-jährige Franzose Loic Duval in der zweiten Porsche-Kurve plötzlich die Kontrolle über seinen Audi R18 und kam mit rund 270 km/h links von der Strecke ab.

Loic Duval im Medical Center bei Bewusstsein

Die genaue Unfallursache ist bisher ungeklärt, weil es keine Unfallbilder über das TV-Signal gab. Offenbar hob der Audi R18 E-Tron Quattro ab und schlug mit der Cockpitkanzel voran in die Fangzäune ein. Das Auto schien komplett zerstört, besonders die linke Fahrzeugseite, aber auch die Dachstruktur des geschlossenen LMP1-Prototypen. Nur die Sicherheitszelle hielt dem massiven Aufprall offenbar weitesgehend stand.

Nach einigen bangen Minuten verkündete Audi-Motorsport-Chef Wolfgang Ullrich endlich die erlösende Nachricht: Duval war direkt nach dem Unfall ansprechbar und bei Bewusstsein. Laut Veranstalter wurden die oberflächlichen Verletzungen - Schnittwunden und Abschürfungen an der Schulter (durch den Gurt) und am linken Bein - im Medical Centre der Rennstrecke versorgt. Danach wurde Duval für weitere Untersuchungen ins lokale Krankenhaus nach Le Mans gebracht. In einer offiziellen Mitteilung hieß es zunächst: "Sein Zustand sei ermutigend."

Duval muss auf Renneinsatz verzichten

"Der Unfall sah schlimm aus", sagte Chris Reinke, Leiter LMP bei Audi Sport. "Es spricht für das Sicherheitskonzept des Audi R18 und der Le-Mans-Prototypen, dass Loic den enormen Aufprall fast unverletzt überstanden hat. Wir sind erleichtert, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht." Duval musste zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben. Die Audi-Verantwortlichen entschieden sich schließlich dafür, den Crash-Pilot nicht im Rennen einzusetzen.

Das völlig zerstörte Auto musste für den zweiten Trainingstag komplett neu aufgebaut werden. Für die Audi-Mechaniker stand eine ungeplante Nachtschicht auf dem Programm. Auch das Monocoque wurde dabei offenbar gewechselt. Die notwendige Ausnahme-Genehmigung durch die FIA, den ACO und der anderen LMP1-Hersteller war allerdings nur Formsache. Bis zur letzten Nachtsession am Donnerstag muss das Auto fertig werden. Ohne die Pflichtrunden in der Dunkelheit sind die Piloten des Nummer 1-R18 nicht startberechtigt.

Erste Le Mans-Trainings mit vielen Unfällen

Längere Reparaturarbeiten gab es nach dem Abflug von Duval auch an der Strecke. Erst nach knapp einer Stunde Unterbrechung konnte die erste Trainingssitzung fortgesetzt werden. Auch das Qualifying am späten Abend ging nicht reibungslos über die Bühne. Wegen zahlreicher weiterer Unfälle blieben den Piloten nur 50 Minuten reine Fahrzeit in der 2-Stunden-Sitzung, um eine schnelle Rundenzeit zu erzielen. Auch bei der Audi-Konkurrenz kamen dadurch nicht alle Piloten auf ihre Pflichtrunden in der Nacht.
 
Duvals Crash ist ein weiterer Beweis für die hohe Sicherheit der LMP1-Renner. Erst im Jahr 2011 entkam der Schotte Alan McNish einem ähnlichen Horror-Unfall früh im Rennen, bei dem sein Audi ebenfalls total zerstört wurde - die Bilder von damals zeigen wir Ihnen noch einmal in der Galerie. Die Ingenieure aus Ingolstadt würden nun allerdings gerne auf weitere Crashtests auf der Strecke verzichten.

Marc Gene ersetzt Duval im Audi mit der Startnummer 1

An der gleichen Stelle wie der Unfall von Duval ereignete sich bereits 2008 ein ähnlich schwerer Crash beim Vortest, als der damalige Peugeot-Werkspilot Marc Gene in diesem Streckenabschnitt - einer ultraschnellen Rechtskurve im Abschnitt Porsche-Kurven - auf das Gras an der Innenseite geriet. Das Auto zog Unterluft, stieg auf und schlug heftig in die Reifenstapel ein.

Kurioserweise ist es jetzt ausgerechnet jener Marc Gene, der Duval für den Rest des Wochenendes im Audi mit der Startnummer 1 ersetzen soll. Der Spanier gehört seit 2011 zur Audi-Le-Mans-Mannschaft, hat mit dem aktuellen Audi R18 e-tron quattro mehrere Testfahrten absolviert und sollte die 24 Stunden von Le Mans ursprünglich mit einem LMP2-Sportwagen des JOTA-Teams absolvieren.