Lamborghini Temerario GT3: Rennstier wird Hybrid-kastriert

Lamborghini Temerario GT3
Rennstier wird Hybrid-kastriert

Veröffentlicht am 11.07.2025

Vor knapp einem Jahr wurde das Straßenmodell des Lamborghini Temerario vorgestellt. Jetzt schieben die Italiener die GT3-Version nach. Dabei hatten die Ingenieure schon bei der Entwicklung des Serienmodells die Variante für die Rennstrecke im Hinterkopf. Entsprechend kompromisslos fiel der neue Kampfstier aus, der schon im kommenden Jahr die Rennpisten unsicher machen soll.

Beim Antrieb gehen die Wege allerdings weit auseinander, was aber auch nicht überraschend kam. Das Straßenmodell verfügt bekanntlich über eine elektrische Vorderachse mit zwei Elektromaschinen sowie einen Hinterradhybrid an der P2-Position zwischen Motor und Getriebe. Da ein Hybrid-Antrieb im GT3-Reglement nicht erlaubt ist, wurden die elektrischen Helferlein beim Rennauto ausgemustert.

Damit kommt dem vier Liter großen V8-Biturbomotor die Rolle als Primärantrieb zu. Er wurde von den Ingenieuren speziell im Bereich der Ansaugung und Aufladung modifiziert, um den GT3-Regularien zu entsprechen. Die Airbox mussten die Ingenieure an die Anforderungen der im Vergleich zur Serie verkleinerten Turbolader anpassen.

Lamborghini Temerario GT3 - 2025
Lamborghini

GT3-Version mit weniger Power als die Serie

Statt der 800 PS des Serienmotors stellt der modifizierte Antrieb nun "nur" noch 550 PS bereit. Dafür dreht aber auch das Renn-Aggregat bis 10.000/min und liefert mehr Leistung und Drehmoment als sein Vorgänger – und das in einem breiteren Drehzahlbereich. Den V8-Biturbo koppelt Lamborghini mit einem Sechsgang-Getriebe. Die Auspuffanlage ist eine speziell für den Temerario GT3 entwickelte Sonderlösung von Spezialist Capristo.

Der neue Temerario GT3 besitzt im Vergleich zum alten Huracán GT3 einen längeren Radstand sowie eine breitere Spur vorne und hinten, um die Kurvenstabilität zu verbessern. Im Fahrwerk sind neue Sechs-Wege-Dämpfer von KW verbaut. Die Anlenkpunkte der Aufhängung am Chassis erfordern keine Carbon-Einsätze mehr, sondern Befestigungsplatten. Damit lässt sich die Aufhängung in der Box schnell wechseln.

Die Rennreifen sind auf 18-Zoll-Felgen von Ronal montiert. Eine maßgeschneiderte, hydraulische Zahnstangenlenkung soll für eine optimale Aufhängungsgeometrie sorgen und die Kompatibilität mit verschiedenen Reifenherstellern verbessern. So möchte Lamborghini sicherstellen, dass der Temerario GT3 in allen Meisterschaften der Welt wettbewerbsfähig bleibt.

Lamborghini Temerario GT3 - 2025
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Serien-Design bleibt erhalten

Auf dem Chassis montierten die Entwickler eine neue Carbon-Karosserie, die das Gewicht und den Schwerpunkt senken soll. Das BOP-Zielgewicht dürfte wie bei anderen vergleichbaren GT3-Fahrzeugen bei etwa 1.300 Kilogramm liegen.

Bei der Aero-Konfiguration muss Lamborghini wie alle GT3-Hersteller das sogenannte Performance-Fenster treffen, das die Relation aus Abtrieb und Luftwiderstand definiert und in Verbindung zur Gewichtsverteilung steht, die beim neuen GT3-Auto bei 47:53 Prozent (VA/HA) liegen soll.

Die Aerodynamiker standen vor der Herausforderung, das Design des Serienfahrzeugs beizubehalten und es gleichzeitig an die Anforderungen des neuen Motors und des Bremskühlsystems anzupassen. Darüber sollten Mechaniker die Karosserie an Rennwochenenden schnell demontieren können, um die Standzeit im Falle einer Reparatur zu verkürzen.

Lamborghini Temerario GT3 - 2025
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Temerario GT3 fahr- und servicefreundlich

So gibt es im Heck einen abnehmbaren Hilfsrahmen, der den Motor und das neue Getriebe aufnimmt. Alle unnötigen Halterungen für die Hybrid-Komponenten des Serienmodells wurden entfernt. Heckdiffusor, Motorhaube und Fronthaube legt Lamborghini ebenfalls für eine schnelle Demontage aus. Selbst die Frontscheinwerfer verfügen über ein Schnellkupplungssystem.

Bei der Aerodynamik stand neben der guten Abtriebsbalance und einem geringen Luftwiderstand auch die Stabilität des Fahrzeugs beim Bremsen im Lastenheft. Nach Angabe der Techniker sollen Balanceverschiebungen in Kurven deutlich geringer ausfallen. Mit Blick auf das Temperaturmanagement verbessern die Experten außerdem die Luftzufuhr zu den Kühlern, ebenso wie das Design des vorderen Kühlers.

"Bei der Entwicklung des Temerario GT3 standen für uns die Piloten und Teams als Nutzer ganz klar im Mittelpunkt", erklärt Chefentwickler Rouven Mohr. "Der neue GT3 bewegt sich im Vergleich zu seinem Vorgänger in einem etwas anderen Leistungsfenster. Um eine perfekte Balance zu finden, verwenden wir unterschiedliche Konfigurationen. Wir sind zuversichtlich, dass der neue GT3 in Bezug auf die Rundenzeiten konkurrenzfähig sein wird. Dazu arbeitet das Team daran, den Temerario GT3 unter verschiedenen Bedingungen, einschließlich bei Nacht und Regen, gut fahrbar zu machen."

Lamborghini Temerario GT3 - 2025
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Renndebüt bei 12h Sebring

Im kommenden Jahr soll die Entwicklungsphase des Temerario GT3 abgeschlossen werden. Dazu soll der neue Rennwagen bei einer Reihe ausgewählter Veranstaltungen unter Rennbedingungen getestet werden. Der erste Einsatz ist für die 12 Stunden von Sebring im März 2026 geplant. Kundenteams, die in der kommenden Saison noch mit dem alten Huracán an den Start gehen, sollen auch noch während der Übergangsphase den gewohnten technischen Support erhalten.

Wie beim Vorgängermodell gibt es wieder eine Chassis-Brücke zwischen dem Markenpokalauto der Super Trofeo und dem GT3-Wagen. Beide teilen sich die gleiche Basis, differenzieren sich aber in den Punkten Kosten und Wartung. Vom Huracán GT3 hat Lamborghini weltweit über 200 Fahrzeuge verkaufen können. Einen Preis für das neue Kundensportmodell nannten die Italiener noch nicht.