In der neunstündigen Rennunterbrechung gingen Vorsprünge oder Rückstande aus den ersten fünfeinhalb Rennstunden vollständig verloren, weil die Uhr weiterlief, anstatt sie wie international üblich anzuhalten und die beiden Rennhälften am Ende zu addieren. Dann wäre nämlich das folgende Ergebnis dabei herausgekommen:
1. Marc-VDS-BMW (25) 14:13.44,235 Stunden
2. Black-Falcon SLS (9) 14:14.43,603 Stunden
3. Phoenix-Audi-R8 (1) 14:15.51,575 Stunden
4. Rowe-Racing-SLS (23) 14:17.42,249 Stunden
5. Rowe-Racing-SLS (22) 14:18.34,611 Stunden
Natürlich ist das eine kontrafaktische Rechnung, denn die Entscheidungen des Rennleiters sind ähnlich wie im Fußball Tatsachenentscheidungen und somit zu akzeptieren. Rennleiter Walter Hornung hat auch nach Einschätzung von Regel-Experten nichts falsch gemacht, denn er hat die Macht so zu entscheiden – auch wenn nationale und internationale Regularien etwas Anderes nahelegen.
Dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack, denn aus sportlicher Sicht ist das Resultat einfach unbefriedigend: Das offizielle Endergebnis dokumentiert ein Rennen, das nur knapp 8.40 Stunden dauerte – und nicht 14 oder sogar 24 Stunden. Wenn das Rennen aber 24h-Rennen heißt, dann sollte auch die gesamt gefahrene Zeit berücksichtigt werden.
Alle 24h-Klassensieger 2013
Die Anzahl der Klassen und damit auch die Markenvielfalt ist beim 24h-Rennen insgesamt rückläufig. Vor wenigen Jahren waren noch Fahrzeuge in bis zu 30 unterschiedlichen Klassen genannt. Seit letztem Jahr sind nur noch 18 Klassen in Wertung. Der sportliche Wert eines Klassensieges fällt dabei recht unterschiedlich aus: in einigen Kategorien wie der Klasse E1-XP startete überhaupt nur ein Auto, in der GT3-Klasse (SP9) waren 32 Autos am Start.
Klasse AT: Thomas Hanisch, Bastian Goercke und Stefan Gles siegten mit zwölf Runden Vorsprung
Klasse Cup 1: Im Siegerwagen der Opel-Klasse fuhren auch die Ex-VLN-Meister Jürgen und Heinz-Otto Fritzsche
Klasse D1 / D3 T: Vier Engländer rockten die auf nur noch drei Wagen zusammengeschrumpften Dieselklassen
Klasse 1-XP 2: Sieg ist ein großes Wort, wenn in der Klasse nur ein Auto startet, wie hier der Aston Martin Rapide S
Klasse SP 3: Das Duell Renault gegen Toyota konnten die Franzosen mit 4.39 Minuten Vorsprung gewinnen
Klasse SP 3T: Bei den Zwei-Liter-Turbos setzte sich der Raeder-Audi gegen das Subaru-Werksteam durch
Klasse SP4 / SP5: Drei Franzosen zeigten den estländischen und deutschen Konkurrenten das gelbe Heck
Klasse SP 6: In einem spannenden Fight holte Dörr Motorsport den Sieg für BMW – mit 40,899 Sekunden
Klasse SP 8: Die Piloten Strycek, Klasen, Guttrof und Kiesch holten den Klassensieg für Corvette
Klasse SP 7: Olaf Manthey trat mit dem 911 GT3 RSR ganz sicher nicht an, um die Klasse SP7 zu gewinnen
Klasse SP 9 GT3: Gesamtsieger Black Flacon holte mit dem SLS AMG logischerweise auch den GT3-Klassensieg
Klasse V 6: Die Scuderia Augustusburg Brühl setzte sich bei großen Serienwagen gegen 13 Gegner durch
Klasse V 4: Bei den Serienwagen schlug BMW Mercedes, der Vorsprung betrug aber lediglich 5.16 Minuten
Klasse SP 10 GT 4: Ein Protest macht das Resultat vorläufig. Bis zur Entscheidung sagen wir: Well done, Jochen Übler!
Klasse SP 2T: Peugeot feierte mit dem 208 GTI einen Dreifachsieg in der Klasse der kleinen Turbo-Fahrzeuge
Klasse SP 4T: Die Sieger waren überrascht und erfreut, dass der Audi TT RS über die Distanz kam
Klasse V 3: In der kleinen Serienwagenklasse feierte Toyota mit dem GT 86 einen Dreifachsieg
Klasse V 5: Die Piloten Drauch, Büllesbach, Kramer und Ebertz siegten mit einem BMW M3 GT
Die drei größten Flopps des 24h-Rennens 2013:
Deutsche Schleich-Werbung
BMW kam schon 2007 auf die glorreiche Idee, Nick Heidfeld eine jämmerlich langsame Runde mit einem F1-Auto auf der Nordschleife absolvieren zu lassen, mit Demonstrationsreifen. Mercedes zog nun beim 24h-Rennen nach, doch die Runde war noch unambitionierter als jene von Heidfeld. Niemand sollte erwarten, dass ein F1-Auto am Limit über die Nordschleife gedroschen wird. Aber Formel 1 und Zuckeltempo – das war eine Blamage. Da wäre es billiger gewesen, Boxen um die Nordschleife zu fahren, aus denen F1-Sound dröhnt.
Anti-Werbung im Motorsport
Auftritte im Motorsport sollen das Prestige einer Marke heben und helfen, Autos zu verkaufen. Der McLaren MP4-12C GT3 des Teams von Rainer Dörr kam in der Startrunde des 24h-Rennens gerade mal vier Kilometer weit, dann ging der V8-Biturbomotor mitten zur besten Sendezeit an der Anfahrt zum Flugplatz spektakulär hoch. Es war der einzige McLaren im Feld, offenbar schrecken hohe Kosten und lausige Zuverlässigkeit schon heute potenzielle Einsatzteams ab. Fazit: Der Motorsport trägt im Moment wenig zum Prestige der Marke McLaren bei.
Teaminterner Crash nach 62 Rennminuten
BMW war der einzige Hersteller, der das Rennen als Werkseinsatz deklarierte. Der Sportchef war noch nicht mal aus Brands Hatch angereist, da hatte sich das Schubert-Team wegen einer teaminternen Kollision nach einer Stunde faktisch aus dem Rennen um den Gesamtsieg verabschiedet. Die Kollision war unglücklich, vielleicht unvermeidbar. Trotzdem: Spektakulärer ist noch kein 24h- Werkseinsatz gescheitert – außer beim Schnitzer-Team 2003, als beide M3 GT in der ersten Rennrunde mit Getriebeschaden strandeten.
24h-Rennen 2013: Analyse Rundenzeiten der Top-Ten-Rennwagen
Weil das extrem wechselhafte Wetter das 24h-Rennen zerhackte, ist eine Analyse der Rundenzeiten nur sehr bedingt aussagekräftig. Zum Nettospeed der Fahrzeuge kann man nur wenig sagen, dazu kommen starke Unterschiede bei der Fahrerqualität.
Zum Zweck der Analyse haben wir das Rennen in vier Segmente unterteilt: Bis Runde 24 war das Rennen trocken, bis Runde 35 extrem nass. Beim Restart in Runde 36 war es nass, ab Runde 68 fielen die Rundenzeiten wieder unter neun Minuten.
Der Schlussabschnitt bis Runde 88 war überwiegend trocken. Trotz der Unwägbarkeiten kann man etwas lernen: 1. Der Black-Falcon-SLS dominierte vom Restart bis Montagmittag und holte hier den Sieg. 2. Der Marc-VDS-BMW und Maxime Martin setzten die Pace im Starkregen und wieder zu Rennende. 3. Zu Rennbeginn gaben noch BMW, Porsche und Aston Martin den Ton an. 4. Rowe Racing konnte am Montagmittag auf abtrocknender Bahn nicht mehr mit dem Black-Falcon-SLS mithalten.
Team/Fahrzeug/ Schnellste Ø 10 schnellste Ø 5 schnellste Ø 5 schnellste Ø 5 schnellste Ø 5 schnellste
(Startnummer) Rennrunde Rennrunden Runden Lap 1-24 Runden Lap 25-34 Runden Lap 36-68 Runden Lap 69-88
Black-Falcon-SLS AMG (9) 8.38,411 min. 8.44,504 min. 8.43,162 min. 10.53,577 min. 9.03,297 min. 8.46,895 min.
Marc-VDS-BMW Z4 (25) 8.22,088 min. 8.33,623 min. 8.41,493 min. 10.29,634 min. 9.14,435 min. 8.29,153 min.
Rowe-Racing-SLS AMG (22) 8.38,295 min. 8.44,983 min. 8.44,930 min. 10.47,718 min. 9.22,861 min. 8.45,103 min.
Rowe-Racing-SLS AMG (23) 8.40,325 min. 8.45,819 min. 8.44,950 min. 10.38,941 min. 9.21,980 min. 8.46,861 min.
Phoenix-Audi R8 (1) 8.29,118 min. 8.36,881 min. 8.40,219 min. 10.35,029 min. 9.20,881 min. 8.33,543 min.
Schubert-BMW Z4 (20) 8.32,156 min. 8.36,943 min. 8.37,719 min. 10.53,639 min. 9.06,580 min. 8.37,354 min.
Manthey-Porsche RSR (18) 8.31,580 min. 8.38,381 min. 8.36,170 min. 10.40,885 min. 9.11,421 min. 8.41,176 min.
Phoenix-Audi R8 (4) 8.32,510 min. 8.37,541 min. 8.39,097 min. 10.54,369 min. 9.26,963 min. 8.36,154 min.
Phoenix-Audi R8 (3) 8.37,357 min. 8.43,211 min. 8.44,553 min. 10.56,470 min. 9.18,811 min. 8.41,869 min.
Aston-Martin-Vantage (007) 8.31,510 min. 8.40,602 min. 8.37,702 min. 10.45,586 min. 9.20,439 min. 8.48,388 min.