Joshua Hill im Portrait: Rennfahrer Hill, die Dritte

Joshua Hill im Portrait
Rennfahrer Hill, die Dritte

Veröffentlicht am 10.08.2011

301 Grand Prix-Starts, 36 Formel 1-Siege, 33 Pole Positions, drei Weltmeistertitel – das ist die beeindruckende Familien-Bilanz, die die britische Formel 1-Legende Graham Hill und sein Sohn Damon auf sich vereinen. Graham Hill holte 1962 und 1968 den WM-Titel, sein Sohn Damon 1996. Erkennungszeichen der beiden war das Helmdesign. Schwarz mit weißen Balken, das Emblem des Ruderklubs von London, dessen Mitglied Graham Hill seit 1952 war. Selbstverständlich ist das Helmdesign auch für den jüngsten Hill Pflicht.

Nun wird die Geschichte der Hill-Dynastie fortgeschrieben. Der 20-jährige Joshua Hill schickt sich an, in die Fußstapfen seines Vaters Damon und seines Großvaters Graham zu treten. Dabei nutzt er wie ein Großteil der aktuellen Formel 1-Piloten die Renault Rennserie als Sprungbrett.  Seit Beginn dieser Saison geht Hill in der britischen Formel Renault Meisterschaft an den Start. Im Rahmen des 11. und 12. Laufes in Oschersleben feierte der Brite nun sein Renndebüt auf europäischer Ebene. Unter den Augen seines Vaters Damon legte "Josh" im ersten Rennen gleich einen furiosen Start auf das nasse Parkett: Von Position acht schoss er im Sprint zur ersten Kurve auf Platz vier nach vorne. Im Ziel wurde der KTR-Pilot als Sechster abgewunken.

In der britischen Meisterschaft liegt Hill, der Dritte, nach der Hälfte der Saison auf dem aussichtsreichen siebten Gesamtrang. Highlights waren zwei vierte Plätze. Wer sich die Motorsport-Karriere von Joshua Hill genauer ansieht, entdeckt verblüffende Parallelen sowohl zu seinem Vater als auch zu seinem Großvater. Auch Joshua kam erst sehr spät zum Motorsport. Obwohl er als Kind seinen Vater Damon Hill bei vielen Formel 1-Rennen begleitete, wollte der Rennbazillus nicht so recht auf ihn überspringen. "Damals bedeutete ein Grand Prix für mich nur, dass ich viel herumhing. Ich erinnere mich noch daran, dass ich im Fahrerlager saß und meinem Vater dabei zusah, wie er mit allen möglichen Leuten sprach." Das deckt sich mit den Erfahrungen des jungen Damon Hill, der sich im Fahrerlager eher langweilte als an dem Beruf seines Vaters Gefallen zu finden.

Damon fuhr erst im Alter von 20 Jahren sein erstes Autorennen. Go-Karts hat er nie gesehen. Als er sein Formel 1-Debüt gab, war er bereits 32. Jahrelang hatte der Sohn von Graham Hill sein Alter gefälscht, um auf dem Weg nach oben nicht als "zu alt" ausgemustert zu werden. Damon machte sich um zwei Jahre jünger als er war. Joshuas Großvater Graham begann seine Karriere als Mechaniker und überzeugte Lotus-Chef Colin Chapman bei gelegentlichen Aushilfsdiensten von seinen Fahrkünsten. 1958 - Graham war bereits 29 - gab Chapman seinem früheren Schrauber die Chance für ihn eine Formel 1-Saison zu bestreiten.

Dem Spaßvogel mit dem Schnauzbart gelang in seiner langen Karriere bis 1975 ein bislang unerreichter Hattrick. Graham Hill gewann neben dem WM-Titel und 14 Grand Prix auch noch die 500 Meilen von Indianapolis 1966 und die 24 Stunden von Le Mans 1972. Nach seinem Rücktritt wollte der zweifache Weltmeister eine Karriere als Teamchef beginnen. Das erste Jahr des Projekts endete nach viel versprechenden Ergebnissen mit einer Katastrophe. Hill stürzte in dichtem Nebel im Anflug auf einen kleinen Flughafen im Süden Englands unweit seines Wohnsitzes ab. Mit ihm starben die englische Rennfahrerhoffnung Tony Brise und vier weitere Teammitglieder.

Bei Joshua sprang der Funke erst im Alter von 14 Jahren über. "Vorher war ich ein ganz normales Kind, mochte Computerspiele, spielte Fußball und verbrachte viel Zeit mit meinen Freunden." Dann tauschte er den Computer mit einem Kart. Der junge Formula NEC FR 2.0-Pilot Joshua Hill tritt in große Fußstapfen. Musikfan Hill junior startet im August zum nächsten Lauf der britischen Formel Renault Meisterschaft in Snetterton. Vorher ist der Engländer mit dem berühmten Namen im Northern European Cup unterwegs: Die sechste Runde findet vom 12. bis zum 14. August im niederländischen Zandvoort statt. In der Boxengasse dürfte dann auch wieder Formel 1-Champion Damon Hill anzutreffen sein.