Die IndyCar-Saison 2019 hat spätestens seit dem Indianapolis 500 einen festen Platz in den Geschichtsbüchern. Das Scheitern von McLaren und Fernando Alonso an der Qualifikationshürde bestimmte über Wochen hinweg die Schlagzeilen und wurde schon jetzt in den Legenden-Kanon des Rennsports aufgenommen. Doch pünktlich mit dem ersten Indy-500-Sieg des Franzosen Simon Pagenaud ebbte das Interesse an der hart umkämpften US-Serie traditionsgemäß wieder ab. Die Formel 1 und die Sommerklassiker in Le Mans und auf dem Nürburgring rückten in den Vordergrund. Doch auch abseits der weltweiten Aufmerksamkeit lieferten die US-Monopostos nach ihrem Saison-Highlight reihenweise actiongeladene Rennen mit harten Rad-an-Rad-Duellen und hitzigen Wortgefechten ab. Am Wochenende steht nun das große Finale an.
Generationenwechsel bringt neue Rivalitäten
Im Mittelpunkt der Titelentscheidung stehen mit Josef Newgarden und Alexander Rossi gleich zwei junge Amerikaner. Beide sind in ihrer Jugend auf der Jagd nach ihrem großen Formel-1-Traum in Europa gefahren. Während Newgarden nach der GP3 die Rückkehr in die Vereinigten Staaten antrat, sammelte Rossi vorher immerhin fünf GP-Läufe mit Manor Marussia – sogar mit einem beachtenswerten zwölften Platz beim Heimspiel in Austin.
Seit mehreren Jahren sind die zwei Heimkehrer feste Bestandteile der IndyCar. Newgarden wurde 2017 Meister, ein Jahr zuvor gewann Rossi als Rookie das Indy 500. Doch erst in diesem Jahr kreuzten sich die Wege der beiden End-20er so richtig und über ein Drittel der Siege geht auf ihr Konto. Für die unberechenbare IndyCar fast eine Welt! Die Kirsche auf dem Milkshake könnte zudem kaum perfekter inszeniert sein: Newgarden fährt einen Chevrolet-befeuerten Penske, Rossi einen Andretti-Wagen mit Honda-Aggregat. Der ruhige Newgarden kommt aus Tennessee, der emotionale Rossi aus Kalifornien.
Auch wenn die Hollywood-reife Geschichte damit quasi auserzählt scheint, gibt es Sonntag noch zwei weitere Titelanwärter. Indy-500-Sieger Simon Pagenaud (Chevrolet-Penske) und der Neuseeländer Scott Dixon (Honda-Ganassi) komplettieren das Quartett und stehen für eine ältere Fahrer-Generation.
Ungewissheit und Rechnereien
Rein auf dem Papier stellt sich das Szenario für das Finale relativ klar da. Newgarden liegt mit 593 Punkten in Führung, Rossi (552) und Pagenaud (551) sind zumindest in Abstauberdistanz. Dixons Titelverteidigung liegt mit gerade einmal 508 Zählern in weiter Ferne – selbst mit den doppelten Punkten zum Saisonfinale. Zusammen mit Bonuspunkten für die Pole-Position und die meisten Führungsrunden werden so maximal 104 Zähler nach den 90 Runden vergeben. Realistisch gesehen sind alle Verfolger Newgardens damit zum Siegen verdammt.
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Die große Unbekannte in den Rechenspielen ist der Kurs. Obwohl Laguna Seca mit den von Fahrern geliebten 3,6 Kilometern eine feste Konstante des US-Motorsports ist, liegt das letzte Rennen der IndyCar dort 15 Jahre zurück. Zwar gab es im Vorfeld diverse Testfahrten und Streckenupdates, doch niemand kann wirklich vorhersagen, wie sich das Rennen entfalten wird. Dazu kommt der enge, schnelle und hüglige Charakter des kalifornischen Kurses, der weltweit für die „Corkscrew“-Kombination bekannt ist. Außerdem lädt die Andretti-Haarnadelkurve nach dem Start-Ziel-Knick zu überambitionierten Manövern ein. Schon beim Start könnte sich also alles auf den Kopf stellen.
Wer jetzt Blut geleckt hat: Im deutschsprachigen Raum kann der Grand Prix of Monterey über den Internet-Bezahldienst DAZN verfolgt werden, bei dem es auch Inhalte der MotoGP und der Rallye-Weltmeisterschaft gibt. Der erste Monat ist gratis.
Fazit
Wer Formelsport mag, wird die IndyCar lieben. Das Finale bietet dieses Jahr den perfekten Moment, als Zuschauer einzusteigen: In Laguna Seca will sich die US-Serie mit einem Feuerwerk in eine lange NFL-bedingte Winterpause verabschieden.