Für viele Top-Athleten ist das Karriere-Ende wie ein tiefes Loch. Nach Jahrzehnten im Sport stehen sie – mehr oder weniger – wieder ganz am Anfang. Selbst ein solide gefülltes Konto kann nicht über alles hinwegtäuschen. Einer, der es nie darauf ankommen lassen wollte, ist Cédric Paty.
Der Mann aus dem Osten Frankreichs wuchs mit dem Handball-Sport auf. Sein Vater war Lehrer der Traditions-Disziplin und brachte ihm früh den harten, aber dynamischen Sport nahe. Patys Weg führte ihn schließlich in die Profi-Ligen der Grande Nation – Höhepunkt: Gewinn der Trophée des Champions. Noch eindrucksvoller ist jedoch die internationale Karriere des Rechtsaußen: Er gewann 2008 in Peking olympisches Gold.
Danach meinte es das Glück, speziell Verletzungen, nicht gut mit ihm. Mehrmals wurde Cédric "Cece" Paty von ihnen zurückgeworfen. 2016 beendete der Olympia-Held die trotzdem vorzeigbare Handball-Karriere bei seinem Herzensverein Chambéry. Über zehn Jahre lief er für den Club am Fuße des Mont Blanc auf.

Im Jahr 2024 durfte Paty das olympische Feuer durch seine Heimat tragen.
Harter Kampf für Rennsport-Chance
Nach der Karriere ist vor der Karriere. Paty arbeitet mittlerweile als ausgebildeter Physiotherapeut und kümmert sich gezielt um Spitzensportler. Dabei stehen Themen wie Bewegungsabläufe, Verletzungsprävention und Reha im Fokus. Der Rennsport war anfangs allerdings nur ein Fernziel.
"Ich hatte immer eine riesige Leidenschaft für Racing. Der Weg in die Szene gestaltete sich jedoch herausfordernd. Es brauchte Networking, Timing und einen recht langen Atem. Zu Beginn habe ich mit Fahrern in der Winterpause zusammengearbeitet, dadurch gewann ich schrittweise ihr Vertrauen und reiste dann zusammen mit Teams", rekapituliert Paty. Aktuell zieht er die sechs Piloten von Peugeot Sport gerade.
Das Klischee, dass sie und andere Racer keine richtigen Sportler sind, nervt den heute 43-Jährigen. "Menschen unterschätzen wirklich, was das mit Körpern macht. G-Kräfte, Hitze, hohe Konzentration und häufige Schläge sind intensive Faktoren. Als Physio kann ich hier wirklich für einen Unterschied sorgen. Das umfasst nicht nur die Leistung der Fahrer, sondern auch deren Sicherheit."

Damit Piloten besonders in Le Mans schnell ins Cockpit springen können, bereitet sie Paty intensiv körperlich und mental vor.
Le Mans verändert alles
Das nächste Level dieses Extremismus ist die Langstrecke, im Speziellen die 24 Stunden von Le Mans. "Dieses längste Format verändert die gesamte Dynamik! Piloten müssen Micro-Naps, Ernährung, Flüssigkeit und Erholung jonglieren. Ich helfe ihnen dabei, für die vielen Stints schnell in den Modus zu kommen. Hierbei darf ich sie aber keinesfalls überanstrengen. Und auf mich muss ich natürlich auch noch achten, damit ich genügend Schlaf und Energie habe."
Paty könnte sich jedoch keinen besseren Job vorstellen. Der Olympiasieger ist besonders glücklich, seine zweite Karriere in einem Umfeld zu verbringen, das die Siegermentalität an erste Stelle setzt. "Ich liebe die Energie im Fahrerlager. Hier zählt wirklich jedes Detail." Doch warum dieser Extra-Stress nach einer aufreibenden Profi-Zeit?
"Wenn man sieht, wie die eigene Arbeit gute Resultate ermöglicht, merkt man: Das ist mehr als 'nur' ein Physio-Job – es hilft dem Performance-Team." Außerdem sei jeder Fahrer besonders in den Anforderungen. "Man muss sich kontinuierlich anpassen und kriegt bei Problemen, körperlich oder mental, als erster ihre Folgen auf die Jungs zu sehen. Deswegen braucht es 100 Prozent Vertrauen zwischen den Fahrern und mir. Sie müssen sehen, dass ich alles für sie gebe. Dann öffnen sie sich." Cédric Paty hat den Spitzensport also nie aufgegeben, er betreibt ihn nur auf einer anderen Ebene.