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Gran Premio Nuvolari
Kleiner Prinz auf großer Tour

Inhalt von

Die Karosserie des NSU TT ähnelt der seines kleinen Bruders Prinz. Vielleicht begeistert der sportliche Zweitürer deshalb bei der Oldtimer-Rallye Gran Premio Nuvolari, die über 1.116,3 km durch Italien führt.

Gran Premio Nuvolari, NSU TT
Foto: Arturo Rivas

Mit seiner populären Erzählung "Der kleine Prinz" schuf der französische Schriftsteller und Flieger Antoine de Saint-Exupéry 1943 ein modernes Märchen. Darin schrieb der Franzose: "Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet." Meine Erwartungen sind nicht groß, als ich mit einem NSU TT aus dem Baujahr 1969 beim Gran Premio Nuvolari teilnehme. Schon beim Anbringen der Startnummer, die wegen des jungen TT-Baujahres zu den höchsten zählt, sind wir mit unserem kleinen, wenn auch sportlichen deutschen Auto von etabliertem Autoadel umgeben: Ferrari, Aston Martin oder Jaguar in den leistungsstarken Varianten, dazu Alfa Romeo und Fiat in feiner, besonders leichter Alu-Haut.

Unsere Highlights

Ausreichend Frischluft dank Dreiecksfenstern

Als wichtigste Startvorbereitung jedes Tages drehen mein Beifahrer Jürgen Illig und ich die kleinen Dreiecksfenster auf vollen Durchzug und kurbeln die Seitenscheiben ganz nach unten. Das wirbelt nicht nur angenehm kühle Frischluft in den Innenraum des TT. Wir können auch die Ausrufe der Zuschauer gut hören: "Il piccolo Prinze" oder einfach "Prinze" rufen sie unserem korallroten Wägelchen zu. Vom Backmarker mausern wir uns mit dem "piccolo tedesco" schon am ersten Tag zu einem der Publikumslieblinge im Feld. Wer hätte das gedacht?

Zum Glück fährt NSU-Archivar Ralph Plagmann im Auto direkt vor uns und kann die Begeisterung der Italiener schnell erklären: "Der NSU-Importeur mit Sitz in Verona war sehr engagiert", meint Plagmann, der selbst einen 1000 C, ebenfalls aus dem Baujahr 1969, steuert. Er schickt hinterher: "Der NSU Prinz 4 war in Italien so beliebt, dass hier sehr viele Autos verkauft wurden." In den letzten Produktionsjahren importierte NSU sogar rund drei Viertel der Produktion über den Brenner.

Selbst mit seinen 65 PS hält der NSU TT gut mit

Weniger begeistert sind zunächst die Alfa-Fahrer um uns herum, die sich mit ihren hohen Startnummern im Feld ein Stück weiter nach vorne fahren wollen. Aber der 65 PS starke NSU mit seinem Fliegengewicht von 685 Kilogramm hängt auf den kurvigen Straßen in Umbrien und der Toskana wie eine Klette an den stärker motorisierten Autos. Irgendwann erkennen auch die Alfisti, dass der wendige rote Renner aus dem Land jenseits der Alpen ernst zu nehmen ist. "Bella macchina", rufen sie als Ritterschlag durchs Seitenfenster und strecken den Daumen voller Anerkennung nach oben.

Der Gran Premio Nuvolari wird als italienisches Renn-Heiligtum gepflegt: Neun Monate nach dem Tod des Rennfahrers Tazio Nuvolari, des "Fliegenden Mantuaners", wurde nicht nur seine Heimatstadt in die Streckenführung der Mille Miglia einbezogen, sondern auch eine zusätzliche Wertung für das letzte Teilstück des Straßenrennens von Cremona über Mantua bis zum Ziel in Brescia eingeführt.

Oldtimer-Rallye seit 1991

Viermal wurde der Gran Premio als Erinnerung an den zweifachen Mille-Miglia-Sieger aus Mantua vergeben. Aber mit dem Verbot des Straßenrennens nach einem tragischen Unfall 1957 verschwand auch der nach Nuvolari benannte Große Preis. 1991 aber belebten die vier Gründer des Rennteams Mantua Corse den Titel wieder, indem sie ihn für eine Klassiker-Rallye nutzten.

Längst wird der Gran Premio Nuvolari heute zu den wichtigsten Klassiker-Rallyes gezählt. Besonders für die einheimischen Teams ist ein Erfolg bei der mit 80 Gleichmäßigkeitsprüfungen gespickten Rallye fast so wichtig wie bei der großen Schwester Mille Miglia. Dank der rund 500 Kilometer geringeren Distanz, des kleineren Starterfelds sowie des großzügigeren Baujahrfensters bis 1969 scheint der Gran Premio Nuvolari etwas entspannter als die 1000-Meilen-Rundfahrt.

Sekundenbruchteile entscheiden

In der sportlichen Wertung allerdings ähnelt die Rallye mit Start und Ziel in Mantua der berühmten Rundfahrt im Mai mit ihrem Zentrum in Brescia: Gegen die italienischen Gleichmäßigkeitsakrobaten, die von jeder Sollzeit nur um Hundertstelsekunden abweichen, hat keiner eine Chance.

Die ersten 24 Plätze gehen an einheimische Teams: Andrea Vesco und Andrea Guerini gewinnen den Gran Premio zum vierten Mal in fünf Jahren. Einmal wurde das Duo aus Brescia mit dem Fiat 508 S Balilla Sport aus dem Baujahr 1934 Zweiter – niemand ist perfekt.

Routinierter Beifahrer

Je älter das Auto, umso besser der Koeffizient: Das gilt beim Gran Premio wie auch bei der Mille Miglia. Da hilft es auch nichts, mit Jürgen Illig einen besonders routinierten Beifahrer an der Seite zu haben. Der Gerlinger kennt nicht nur die Gleichmäßigkeits-Rallyes, sondern war außerdem schon in den 60er-Jahren Beifahrer in den NSU-Rallye-Autos, zum Beispiel von Günther Irmscher und Karl-Heinz Panowitz. Irmscher verhalf er durch seine Copiloten-Arbeit 1966 sogar zur Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft.

Wir werden schließlich 110. im Gesamtklassement – das allerdings ist keine Überraschung. Unsere Trophäe sind die vielen "Prinze"-Ausrufe, die uns auf den über 1.100 Kilometern stets begleiten. Diese Hingabe hätte sicher auch Tazio Nuvolari gut gefallen. Und um die Erinnerung an diesen großen Rennfahrer aus Mantua geht es ja letztlich. Bei der 25. Austragung wird 2015 Jubiläum gefeiert – übrigens erstmals seit vielen Jahren wieder mit der ursprünglichen Streckenführung von der Riviera bis zur Adria mit Start und Ziel in Mantua.

Ergebnis Gran Premio Nuvolari 2014

Ausgefahren vom 19. bis 21. September 2014 über eine Streckenlänge von 1116,3 km mit 80 Wertungsprüfungen.

  1. Andrea Vesco/Andrea Guerini (I) Fiat 508 S Balilla (1934)
  2. Giovanni Moceri/Daniele Bonetti (I) Fiat 1100/103 (1954)
  3. Giuliano Cané/Lucia Galliani (I) Lancia Aprilia (1938)
  4. Alessandro Gamberini/Alessandro Moretti (I) Lancia Aprilia (1938)
  5. Pierluigi Fortin/Laura Pile (I) MG TA (1936)
  6. Bruno Ferrari/Carlo Ferrari (I) Bugatti Typ 37 (1927)
  7. Fabio Loperfido/Fabio Renna (I) Fiat 1500 6C Aerodinamica (1937)
  8. Luca Patron/MassimoCasale (I) Bentley 3Litre (1925)
  9. Fabio Salvinelli/Maurizio De Marco Fiat ABarth 750 Zagato (1957)
  10. Andrea Belometti/Stefano Cadei (I) Fiat Balilla Coppa D'Oro S.S: (1932)

Motor Klassik-Gewinner Franke: jeder Kilometer ein Gewinn

Die Überraschung war groß in Paderborn: Motor Klassik-Leser Clemens Franke konnte zuerst gar nicht glauben, dass er den begehrten Startplatz beim Gran Premio Nuvolari gewonnen hat. Nach dem Glückwunsch von Chefredakteur Hans- Jörg Götzl musste alles ganz schnell gehen.

Die Inspektion für seinen Porsche 356 Coupé aus dem Baujahr 1964 zog der Facharzt vor, damit er und seine Frau Elisabeth Bachmann-Franke nach Italien aufbrechen konnten. Bis zum Gardasee reiste der 50 Jahre alte rote Porsche auf dem Hänger: Von dort fuhr Clemens Franke per Achse nach Mantua.

Die über 1100 Kilometer bewältigte der aus den USA reimportierte Sportwagen zuverlässig. Lediglich ein wenig Ölverlust am Hinterachsgetriebe verursachte leichte Sorgenfalten. Aber der 356 rollte verlässlich zurück bis zum Gardasee. Die drei Tage beim Gran Premio Nuvolari vergingen wie im Flug – schon am Dienstag hatte die Arbeit den Mediziner wieder voll im Griff.

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